Grand-Slam-Turnier in Wimblodon In der deutschen Tennis-Elite klafft eine Lücke

Wimbledon · Die zweite Woche in Wimbledon findet erstmals seit 2015 wieder ohne deutsche Beteiligung statt.

  Jan-Lennard Struff verpasste gegen den Kasachen Michail Kukuschkin das Achtelfinale.

Jan-Lennard Struff verpasste gegen den Kasachen Michail Kukuschkin das Achtelfinale.

Foto: dpa/Tim Ireland

Von einer kollektiven Krise des deutschen Tennis wollten Julia Görges und Jan-Lennard Struff nichts wissen. Zu vielfältig seien die Gründe für das frühe Ausscheiden in Wimbledon, zu groß noch das Angebot an Topspielern. Nachdem sich auch die letzten beiden Deutschen am Samstag beim Grand-Slam-Klassiker in London verabschiedet hatten, fiel das Licht jedoch auf ein Kernproblem: In Deutschlands Tennis-Elite klafft eine Generationen-Lücke.

Erstmals seit 2015 findet die zweite Wimbledon-Woche ohne deutsche Beteiligung statt, die Schlagzeilen am „Manic Monday“ mit allen 16 Achtelfinals gehören anderen. Die Gründe dafür sind tatsächlich zunächst sehr individuell zu betrachten. Bei Topspieler Alexander Zverev etwa waren sie vorwiegend neben dem Platz, bei Titelverteidigerin Angelique Kerber im Kopf und bei Görges auf der anderen Seite des Netzes zu suchen. Die 30-Jährige war bei ihrer Revanche für das Vorjahres-Halbfinale an Serena Williams abgeprallt. „Es ist eine Sache des Respekts mir gegenüber, dass sie von Anfang an nahe an ihrer Bestform agiert hat“, fand Görges nach dem 3:6, 4:6 gegen die 23-malige Grand-Slam-Siegerin: „Das zeigt, dass sie mich ernst nimmt.“ Mit ihrer Sichtweise, „so nah wie noch nie dran, sie zu knacken“ gewesen zu sein, stand Görges dennoch relativ alleine.

Ein wenig Pech hatte auch die letzte deutsche Männer-Hoffnung Struff. Bei seiner Drittrundenpartie gegen den Kasachen Michail Kukuschkin war der Warsteiner gerade drauf und dran, eine Aufholjagd zu starten, als auf der Zuschauertribüne eine 60-jährige Frau kollabierte und reanimiert werden musste. Das Match wurde für über 70 Minuten unterbrochen, in der Fortsetzung verlor Struff letztlich 3:6, 6:7 (5:7), 6:4, 5:7. Und so musste auch Struff anschließend analysieren, warum die Deutschen im Jahr nach Kerbers Triumph so früh nur noch Zuschauer sind. Dass er mit immerhin schon 29 Jahren jedoch die einzige Konstante zwischen dem Routinier Philipp Kohlschreiber (35) und dem strauchelnden Jungstar Zverev (22) sowie Top-Talent Rudi Molleker (18) ist, bietet durchaus Anlass zur Sorge.

Bei den Frauen ist das Loch, das sich hinter der Erfolgsgeneration um Kerber (31) und Görges auftut, sogar noch eklatanter. Die beim Deutschen Tennis Bund (DTB) für den weiblichen Bereich verantwortliche ehemalige Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner hatte erst vor Turnierstart wieder mit scharfen Worten kritisiert, dass es „unseren Talenten einfach zu gut“ geht und „eine ganze Generation weggebrochen“ sei.

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