Tennis Das Wunderkind gehört nun zu den Top 100

Linz · Die 15 Jahre alte US-Amerikanerin Cori Gauff gewinnt in Linz ihr erstes Turnier auf der WTA-Tour. Dabei war sie in der Qualifikation schon ausgeschieden.

 Die US-Amerikanerin Cori „Coco“ Gauff ballt die Faust, schreit ihre Freude heraus. Die 15-Jährige hat ihr erstes WTA-Turnier gewonnen.

Die US-Amerikanerin Cori „Coco“ Gauff ballt die Faust, schreit ihre Freude heraus. Die 15-Jährige hat ihr erstes WTA-Turnier gewonnen.

Foto: AP/Charles Krupa

Begonnen hatte alles mit einer Niederlage. Am Montag vergangener Woche unterlag Coco Gauff, die eigentlich Cori heißt, der Hamburgerin Tamara Korpatsch. Es war die letzte Runde der Qualifikation für das WTA-Turnier im österreichischen Linz, und das 15 Jahre alte Wunderkind hätte danach abreisen müssen. Dann aber sagte die Griechin Maria Sakkari verletzt ab, Gauff rutschte als Lucky Loser ins Hauptfeld – und sechs Tage später war sie Turniersiegerin.

„Das ist krank, dass ich als Lucky Loser reingekommen und jetzt der Champion bin“, sagte Gauff nach dem 6:3, 1:6, 6:2 gegen die Lettin Jelena Ostapenko, French-Open-Siegerin von 2017. Nur acht Spielerinnen waren bei ihrem ersten Turniersieg jünger als die Amerikanerin (15 Jahre, sieben Monate). Wegen Gauff mussten die Organisatoren in Linz sogar eiligst die Players Party verlegen – vom Casino, für das der Teenager keinen Zutritt bekommen hätte, ins Musiktheater.

Im Leben von Coco Gauff passiert gerade alles so schnell, dass sie selbst kaum mitkommt. Zu Jahresbeginn war sie die Nummer 685 der Weltrangliste, ihr Plan für 2019 und 2020 sah vor: „Unter die Top 100 und ins Hauptfeld von mindestens einem Grand Slam zu kommen.“ Beim Turnier in Luxemburg diese Woche spielt sie bereits als Nummer 71 der WTA-Rangliste, für die Australian Open im Januar in Melbourne ist ihr der Platz im Hauptfeld damit auch sicher.

„Es ist einfach verrückt“, sagte die unkomplizierte und unbekümmerte Gauff, „ich habe ja nicht mal erwartet, dass ich nun regelmäßig auf der Tour mitspiele.“ In Luxemburg wird sie aufgrund der Beschränkung für Spielerinnen unter 16 Jahren ihr letztes Turnier 2019 bestreiten – für Aufsehen aber hat sie in den vergangenen Monaten schon gesorgt: mit dem Einzug ins Achtelfinale von Wimbledon und dem Erreichen der dritten Runde bei den US Open.

Ihren raschen Aufstieg verdankt Gauff nach eigenem Bekunden einem bald zwei Jahre alten Ratschlag von Roger Federer: Bei den Australian Open 2018 hatte sie als Mitfavoritin bereits in der ersten Runde des Junioren-Wettbewerbs verloren, vom Schweizer Maestro erhielt sie danach den Tipp, sich nicht zu sehr um den Erwartungsdruck zu sorgen. Seitdem versuche sie, „Spaß am Tennis zu haben“, verriet Amerikas neuer Liebling in Linz.

Federer und Gauff verbindet eine geschäftliche Beziehung: Wie neuerdings Alexander Zverev wird auch sie von dessen Agentur Team8 betreut, aber „ich habe nicht mal Rogers Nummer“, erzählte sie. Tatsächlich betreut wird sie von ihrem Vater Corey, der zugleich ihr Trainer ist. Bisweilen trainiert sie in Nizza in der Akademie von Patrick Mouratoglou, dem Coach von Serena Williams. Nebenbei lernt sie online für die Schule – mit prima Noten.

In Luxemburg will sie nun wieder neue Erfahrungen sammeln, „es ist mal eine gute Gelegenheit zu sehen, wie ich bei zwei Turnieren nacheinander spiele“, sagt Gauff. Nach der ersten Niederlage wäre diesmal freilich Schluss.

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