Grand-Slam-Turnier in Wimbledon Blamage gegen den Tennisfloh

Wimbledon · Titelverteidigerin Kerber scheitert in Wimbledon schon in Runde zwei an der Nummer 112 der Welt. Görges und Struff weiter.

Angelique Kerber rannte, schrie und kämpfte – doch nach ihrem tiefen Sturz über einen Tennis-Floh aus den USA verschwand sie mit hängendem Kopf in den Katakomben. Die Titelverteidigerin ist beim Grand-Slam-Höhepunkt in Wimbledon völlig überraschend bereits in der zweiten Runde ausgeschieden. Gegen die nur 1,57 Meter große Lauren Davis blamierte sich Kerber mit einer 6:2, 2:6, 1:6-Niederlage. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte Kerber. Sie habe „von Beginn an nicht gut gespielt“, sagte sie: „Die Energie war nicht da, ich weiß nicht, warum.“

So früh war sie bei ihrem Lieblings-Grand-Slam zuletzt vor sechs Jahren gescheitert. Nach dem peinlichen Erstrunden-Aus von Topspieler Alexander Zverev war es beim Rasen-Major in London die nächste herbe Enttäuschung für das deutsche Tennis. Die letzten großen deutschen Hoffnungsträger im Rasen-Mekka von London sind damit Jan-Lennard Struff und Julia Görges, die in einer Neuauflage des Halbfinals aus dem Vorjahr auf US-Superstar Serena Williams trifft.

Auf dem anfangs nur spärlich besetzten kleineren Court Nr. 2 hatte Kerber gegen Davis schon zu Beginn kämpfen müssen. Gleich die ersten beiden Aufschlagspiele gab die Favoritin ab, schaffte allerdings jeweils umgehend das Re-Break. Dann rutschte ihre Gegnerin bei einem Vorstoß ans Netz aus und zog sich dabei vermeintlich eine ernstere Verletzung zu. Ihr linkes Knie war schon vor dem Match mit einem dicken Tapeverband versehen, nun schien ihr der Fuß zusätzliche Probleme zu bereiten. Im ersten Durchgang gewann sie anschließend kein Spiel mehr, beantragte in der Satzpause eine medizinische Auszeit.

Danach erfuhr Davis offenbar eine kleine Wunderheilung. Die 25-Jährige rannte plötzlich wieder, als hätte es die Verletzungsunterbrechung nie gegeben. Kerber dagegen haderte zunehmend mit dem eigenen Spiel, schaute mehrfach fragend Richtung der eigenen Box zu Trainer Rainer Schüttler. Doch Davis war wie verwandelt und schaffte nach 1:20 Stunden den Satzausgleich. Nun war es an Kerber eine Auszeit zu beantragen, die Kielerin verschwand für einige Minuten in der Kabine.

Anschließend wirkte sie kurzzeitig wieder fokussierter. „Komm jetzt“, schrie sie sich selbst zu: „Weiter, weiter, weiter.“ Allein: Es half nichts. Nach 1:54 Stunden war die Sensation perfekt. „Das bedeutet mir alles“, sagte Davis anschließend: „Es ist beinahe surreal.“ Davis, nur als Lucky Loserin der Qualifikation überhaupt ins Hauptfeld gerutscht, war zu Beginn des Jahres noch die Nummer 252 der Welt.

Letzte deutsche Tennisspielerin in der Konkurrenz ist nun Görges. Die 30-Jährige besiegte die russische Qualifikantin Warwara Flink 6:1, 6:4. Nun trifft sie erneut auf Williams, die am Abend durch ein 2:6, 6:2, 6:4 gegen Kaja Juvan eine peinliche Pleite nur mit Mühe vermied. 2018 hatte Görges bei ihrem ersten Halbfinal-Einzug auf Grand-Slam-Ebene gegen Williams verloren. Von vier Duellen mit der 37-Jährigen hat sie noch keines gewinnen können.

Zuvor hatte bei den Männern der Warsteiner Struff seine gute Form bewiesen und wie im Vorjahr die dritte Runde beim Rasen-Major erreicht. Der 29-Jährige bezwang den US-Amerikaner Taylor Fritz, in der Vorwoche Sieger beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne, in einem engen Match 6:4, 6:3, 5:7, 7:6 (7:2). „In den ersten beiden Sätzen war es einfach ein sehr gutes Match von mir“, sagte er. Nächster Gegner von Struff ist nun der Kasachen Michail Kukuschkin, der Vorjahres-Halbfinalist John Isner (USA/Nr. 9) ausschaltete. Für Laura Siegemund (Metzingen) war das Turnier nach einem 3:6, 5:7 gegen Barbora Strycova aus Tschechien dagegen beendet.

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