Tennisturnier in Wimbledon Ohne Emotionen spielt Görges besser

Wimbledon · Die letzte deutsche Tennispielerin trifft beim Turnier in Wimbledon wie im Vorjahr auf Superstar Serena Williams.

Es war nur eine dezente Jubelgeste, die sich Julia Görges gönnte, doch vor der großen Wimbledon-Revanche gegen Serena Williams besaß sie einiges an Symbolkraft. „Seht her, ich bin wieder da“, schien der ausgestreckte Zeigefinger nach dem souveränen Zweitrundensieg zu bedeuten. Mit neuem Trainer, neuem Selbstbewusstsein und alter Vorliebe fürs Angriffstennis traut sich die letzte in London verbliebene Deutsche auch in der Neuauflage des Vorjahres-Halbfinals einiges zu.

„Es ist eine andere Runde, ich habe ein Jahr mehr Erfahrung und gehe mit einer gewissen Souveränität ins Match“, kündigte Görges vor dem erneuten, dem fünften Duell mit der 23-maligen Major-Siegerin an. 2018 hatte sie gegen den US-Superstar bei ihrer Halbfinal-Premiere auf Grand-Slam-Ebene noch in zwei Sätzen verloren. Diesmal fühlt sich die 30-Jährige deutlich reifer: „Egal, ob gegen große Namen oder Champions: Ich möchte Leistung bringen, zeigen, was ich im Training gelernt habe.“

Nach einem Halbjahr, das nach einem perfekten Auftakt mit dem Turniersieg in Auckland meist Enttäuschungen brachte, hatte Görges im Mai den Reset-Knopf gedrückt. Sie trennte sich von ihrem Regensburger Coach Michael Geserer, arbeitet künftig mit Sebastian Sachs zusammen, einem Trainer-Novizen, der drei Jahre jünger ist als Görges selbst. Zu den genauen Hintergründen des Wechsels schweigt sie beharrlich, will „keine Schlagzeilen liefern“.

Gefruchtet hat die Maßnahme jedenfalls, gleich beim ersten Turnierstart in Birmingham erreichte sie das Finale. Gemeinsam mit ihrem neuformierten Trainerteam, zu dem weiterhin auch ihr Physiotherapeut und Freund Florian Zitzelsberger gehört, hat Görges außerdem wieder eine Philosophie vom Tennis entwickelt, „mit der ich mich sehr gut identifizieren kann“. Sie spielt wieder „direkter“, „offensiver“, dazu kommt eine größere innere Ausgeglichenheit: „Auf dem Platz fühle ich mich sehr wohl, habe eine gewisse Ruhe in mir.“ Für die bisweilen sehr nüchterne und kühle Norddeutsche ist diese Ruhe und das Ausblenden von Störfaktoren der Schlüssel zum Erfolg. „Wer das Ganze ohne Emotionen angeht, hat die meisten Chancen auf gute Leistungen“, sagt sie.

Wie bei den Frauen ist auch bei den Männern nach dem Zweitrunden-Aus von Debütant Dominik Köpfer gegen den Argentinier Diego Schwartzman (0:6, 3:6, 5:7) nur noch ein Deutscher im Wettbewerb. Jan-Lennard Struff (29, Warstein) möchte in der dritten Runde gegen den Kasachen Michail Kukuschkin, der den an Nummer neun gesetzten Vorjahres-Halbfinalisten John Isner (USA/Nr. 9) ausschaltete, an seine starke Vorstellung beim Viersatzsieg gegen Taylor Fritz (USA) anknüpfen.

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