Tennis Die Premiere des neuen Davis Cups offenbart viele Schwächen
Madrid · Spiele bis tief in die Nacht, wenige Fans, keine Stimmung: Die Finalwoche in Madrid war nicht der Durchbruch. Deutschland scheiterte im Viertelfinale.
Im modischen schwarzen Anzug saß Gerard Piqué da, das weiße Hemd oben lässig aufgeknöpft. Die Kritik an seinem „Lebensprojekt“ lächelte er charmant weg. „Es war ein einzigartiges Event. Wir sind sehr glücklich darüber, wie es lief“, sagte der Fußball-Star des FC Barcelona über die holprige Premiere des Davis-Cup-Finalturniers in Madrid. „Wir wollten die Seele des Davis Cups beibehalten“, fügte er an, und dies sei gelungen.
Ganz verleugnen konnte Piqué, der den traditionsreichen Mannschaftswettbewerb im Vorjahr mit seiner Investmentfirma Kosmos für angeblich drei Milliarden Dollar übernommen und radikal umgekrempelt hatte, die Probleme bei der Premiere aber nicht. „Es war das erste Mal, wir wussten, dass es Schwierigkeiten geben wird. Wir müssen einige Sachen verbessern“, erklärte er.
Matches, die teilweise bis tief in die Nacht dauerten (das längste bis kurz nach 4 Uhr), viele leere Plätze in den Stadien und wenig Stimmung hatten das Bild in der Finalwoche in Madrid oft getrübt. Piqué kündigte deshalb Optimierungen bei der Spielplanung an, auch über den Bau eines vierten Stadions werde für die zweite Auflage 2020 beraten – aber auch das wird nicht alle Kritik am Format verstummen lassen.
„Den Davis Cup gibt es nicht mehr“, fällte Dirk Hordorff, Vizepräsident des Deutschen Tennis-Bundes, ein klares Urteil. Dass der alte Modus mit vier über das Jahr verteilten Runden reformiert werden musste, darüber waren sich in Madrid alle einig. Über die Schwächen des neuen Formats mit 18 Nationen, die innerhalb einer Woche um den Titel spielen, aber auch.
Zwar waren viele Topspieler am Start, die Matches waren am Ende der langen Saison auch auf einem hohen Niveau. Dazu seien die Bedingungen für die Spieler auf der Anlage top gewesen, betonte etwa Philipp Kohlschreiber. Doch nicht nur der deutsche Routinier vermisste die „besondere Atmosphäre“ des alten Formats. Die gab es vereinzelt, vor allem am Finalwochenende. Gastgeber Spanien um Nationalheld Rafael Nadal vermochte es, das über 12 000 Zuschauer fassende Hauptstadion zu füllen und würdige Davis-Cup-Atmosphäre zu generieren (das Finale gegen Kanada war erst nach Redaktionsschluss beendet). Ansonsten ergab sich jedoch meist ein sehr tristes Bild.
Auch der späte Termin im vollen Tennis-Kalender ist ungünstig. Der Davis Cup liegt in Konkurrenz mit dem Laver Cup im September und dem neuen ATP Cup im Januar mit 24 Teams in Australien. Rafael Nadal und Novak Djokovic regten deshalb eine Verschmelzung des Davis Cups mit dem ähnlich angelegten ATP Cup an. „Wir sind offen, uns mit der ATP zusammenzusetzen und einen Deal zu finden“, sagte Piqué.
Aus sportlicher Sicht verlief das Turnier für das deutsche Team ordentlich, das Minimalziel Viertelfinale wurde erreicht. Trotz der Enttäuschung über das vermeidbare Aus am späten Freitagabend gegen Großbritannien blickte Teamchef Michael Kohlmann „zuversichtlich ins Jahr 2020“. Dann geht es für Deutschland am 6. und 7. März darum, sich im Heimspiel gegen Weißrussland wieder für das Finalturnier in Madrid zu qualifizieren.