Tennis Der „Pitbull“ im Sieges-Rausch

New York · Qualifikant Dominik Koepfer zieht bei den US Open überraschend in die dritte Runde ein und fühlt sich wie im Märchen.

 Der deutsche Qualifikant Dominik Koepfer schreit nach dem Zweitrunden-Sieg bei den US Open gegen Reilly Opelka seine Freude heraus.

Der deutsche Qualifikant Dominik Koepfer schreit nach dem Zweitrunden-Sieg bei den US Open gegen Reilly Opelka seine Freude heraus.

Foto: dpa/Adam Hunger

Publikumsliebling Serena Williams hielt auf dem Center Court die Zuschauer in Atem, das wahre Spektakel aber spielte sich nur einen Aufschlag weit entfernt ab. Dort, unter dem Flutlicht im Louis-Armstrong-Stadium, schrieb der deutsche Qualifikant Dominik Koepfer mit einer ebenso beherzten wie beeindruckenden Vorstellung sein Tennis-Märchen weiter: Erst überraschte er in Wimbledon, nun befindet er sich in New York auf einem Höhenflug.

„Ich bin unglaublich glücklich“, sagte Koepfer, nachdem er um 0:17 Uhr Ortszeit seinen ersten Matchball zum 6:4, 6:4, 7:6 (7:2) gegen den Lokalmatadoren Reilly Opelka, immerhin die Nummer 42 der Welt, verwandelt hatte und in die dritte Runde der US Open eingezogen war. Wie die grüne Comic-Figur Hulk baute sich der 25-Jährige nach dem größten Erfolg seiner Karriere auf und brüllte mit hochrotem Kopf seine Freude in die Nacht hinaus.

Auch nachdem die ersten Emotionen verflogen waren, konnte der gebürtige Schwarzwälder sein Glück kaum fassen. „Ein Nightmatch, das ist natürlich unglaublich, davon träumt man als kleiner Junge. Jetzt ist es wahr geworden“, sagte er. Immer noch verwundert dreinblickend ergänzte er: „Und dann sogar ein Dreisatzsieg. Das ist unfassbar.“

Nach dem Abitur war Koepfer in die USA gezogen, um an der Tulane University in New Orleans Tennis zu spielen – in New York fand diese Reise ihren vorläufigen Höhepunkt. Erst zum zweiten Mal überhaupt steht der Furtwangener im Hauptfeld eines Grand Slams. Schon im Londoner Rasen-Mekka hatte er überraschend sein Auftaktspiel gewonnen.

„Wimbledon war schon unglaublich“, erzählte Koepfer, der nun an den Top 100 der Weltrangliste kratzt: „Und dann jetzt hier mit mehr Selbstvertrauen herzukommen und zu wissen, dass man gegen solche Leute gewinnen kann, das ist auf jeden Fall ein Durchbruch.“

Eigentlich hätte Koepfer, der wegen seiner bulligen Statur von 79 Kilogramm bei 1,80 Metern Körpergröße den Spitznamen „Pitbull“ trägt, auf Court 17 gegen Opelka spielen sollen. Doch dann zog der Kroate Borna Coric verletzungsbedingt zurück, im „Louis Armstrong“ war ein Spiel frei – und die Veranstalter setzten Koepfers Match in die Night Session im zweitgrößten Stadion der Anlage. „Ich war ein bisschen nervöser, als ich davor war“, verriet Koep­fer.

Da Serena Williams (37) zur gleichen Zeit im „Arthur Ashe“ gegen ihre 20 Jahre jüngere Landsfrau Catherine McNally ihr schlechtestes US-Open-Ergebnis nur unter großer Anstrengung abwendete, verirrten sich neben einem Haufen lautstarker College-Freunde aus New Orleans nur rund 500 Zuschauer zur Koepfer-Show. Nicht schlimm, sagte Koepfer: Schon drei Mal habe er zuvor gegen den 2,11-Meter-Aufschlagriesen bei zweitklassigen Challenger-Turnieren gespielt und verloren – und zwar „vor zwei Leuten, die zugeschaut haben“.

Nun, auf der „größten Bühne im Tennis“, lebt Dominik Koepfer seinen Traum. Schon als Junge habe er bei den French Open „gesessen und Nadal zugeschaut“, erzählte er: „Und jetzt im gleichen Turnier zu spielen, ist besonders.“

Gegen den Georgier Nikolos Basilaschwili oder den Amerikaner Jenson Brooksby geht es nun um den Einzug ins Achtelfinale. Klingt irgendwie nicht unmöglich für den „Pitbull“. Auf sein Idol Rafael Nadal könnte er erst im Endspiel treffen – und dann würden sicher auch noch ein paar Zuschauer mehr da sein.

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