Tennis Der „heißeste“ Spieler vor den US Open

Cincinnati · Der Russe Daniil Medwedew hat erstmals ein ATP-Mastersturnier gewonnen und klettert auf Rang fünf der Weltrangliste.

 Der Russe Daniil Medwedew zeigt stolz die Trophäe für den Gewinn des ATP-Masters in Cincinnati. Im Finale besiegte Medwedew den Belgier David Goffin, im Halbfinale hatte er den Serben Novak Djokovic geschlagen.

Der Russe Daniil Medwedew zeigt stolz die Trophäe für den Gewinn des ATP-Masters in Cincinnati. Im Finale besiegte Medwedew den Belgier David Goffin, im Halbfinale hatte er den Serben Novak Djokovic geschlagen.

Foto: dpa/John Minchillo

Ende 2017 machte Daniil Medwedew endlich ernst. Mit sich und dem Tennis. Keine Kompromisse mehr, keine Gummibärchen, keinen leckeren Nachtisch. „Ich habe das geliebt“, gestand der Russe. Jeden Tag hatte er in die Tüte gegriffen, sogar noch Stunden vor einem Match. Doch damit war nun Schluss – nun ja, fast. Die süße Belohnung gab es fortan nur noch nach einem (erfolgreichen) Turnier und an spielfreien Tagen. „Sonst wäre ich irgendwann vom Balkon gesprungen“, sagte Medwedew.

Ein besonders großes Dessert hat sich Medwedew nach den tollen Tagen von Cincinnati verdient. Mit dem 7:6, 6:4-Finalsieg gegen den Belgier David Goffin feierte der 23-Jährige seinen ersten Triumph bei einem ATP-Masters. Es war sein drittes Endspiel binnen zwei Wochen. In Washington hatte er gegen den Australier Nick Kyrgios und in Montreal gegen den 18-maligen Grand-Slam-Champion Rafael Nadal aus Spanien verloren.

Medwedews Erfolge sind das Ergebnis einer Professionalisierung auf allen Ebenen. Auch auf dem Platz setzte vor eineinhalb Jahren der Reifeprozess ein. Als damalige Nummer 65 der Welt trainierte er nun härter, stellte die Ernährung um und vergrößerte sein Team durch einen Mentaltrainer und einen Physiotherapeuten. Das zahlte sich aus. Stetig ging es nach oben. Seit Montag ist Daniil Medwedew die Nummer fünf im Ranking – ein Karriere-Hoch. Und spätestens nach Cincinnati ist der gebürtige Moskauer der „heißeste“ Spieler der Tour, auch mit Blick auf die am 26. August beginnenden US Open.

Sein Meisterstück hatte Medwedew in Cincinnati im Halbfinale abgeliefert. Dort rang er den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Novak Djokovic aus Serbien nach Satzrückstand nieder und meinte anschließend verblüfft: „Ich weiß nicht, wie ich das gedreht habe.“

Auch sein französischer Trainer weiß manchmal nicht, was sein Schützling mit der unorthodoxen Rückhand da auf dem Court so veranstaltet. Medwedew ist für Gilles Cervara eine Wundertüte. Es sei so, als wenn er einen Künstler trainiere. „Ich verstehe nicht immer, was er macht, und warum er das macht“, sagte Cervara. Medwedew wechsle mal während eines Matches seine Aufschlagposition, stelle sich plötzlich weit nach außen. Dass er so auch mal ein verloren geglaubtes Spiel drehen kann, gebe ihm recht. „Diese Art Spieler sehen Dinge, die du nicht verstehst. Du musst ihnen vertrauen“, sagte der Trainer.

Für den in Cincinnati unterlegenen Goffin ist Medwedew ein ernsthafter Titelkandidat für Flushing Meadows. „Ich denke, du bist bereit für New York“, sagte der Belgier. Mit dieser Meinung steht Goffin derzeit nicht alleine da.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort