Tennis Kein Trainer, kein Vertrauen, keine Form

New York · Tennis-Profi Angelique Kerber scheitert auch bei den US Open in Runde eins. Das Experiment ohne Coach ist krachend gescheitert.

 Angelique Kerber ist nur noch ein Schatten früherer Tage. Bei den US Open in New York, dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, scheiterte Kerber in Runde eins. Sie verlor gegen die Französin Kristina Mladenovic.

Angelique Kerber ist nur noch ein Schatten früherer Tage. Bei den US Open in New York, dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, scheiterte Kerber in Runde eins. Sie verlor gegen die Französin Kristina Mladenovic.

Foto: AP/Kevin Hagen

Wie sehr das bittere Aus bei den US Open schmerzte, war Angelique Kerber deutlich anzusehen. Mit finsterer Miene saß sie nach ihrer enttäuschenden Erstrundenpleite da – drei Jahre nach dem Titelgewinn in New York konnte sie nur der Gedanke an bessere Zeiten aufmuntern. „Wenn ich zurückschaue, stehen da die drei Grand Slams“, sagte Kerber, „und die werden da auch immer stehen“.

Dass allzu bald ein weiterer Major-Sieg hinzukommt, schien nach dem 5:7, 6:0, 4:6 gegen die Französin Kristina Mladenovic ferner denn je. Seit der Trennung von Rainer Schüttler nach dem Zweitrunden-Aus in Wimbledon reist sie ohne Trainer um die Welt. Ein Sieg gelang ihr dabei nicht mehr, stattdessen wirkt sie auf dem Platz verunsichert und verwundbar. Um die Abwärtsspirale zu stoppen, scheint Hilfe von außen dringend nötig.

„Jetzt ist die Zeit, etwas zu ändern“, sagte deshalb auch Tennis-Ikone Boris Becker. Das WTA-Finale in Shenzhen am Jahresende ist ohnehin in weite Ferne gerückt, Zeit für einen Neuanfang wäre da. Doch wie es mit Kerber weitergeht, ist völlig offen. Vor allem weil sie selbst die Situation völlig anders beurteilt.

„Ich habe nicht verloren, weil ich keinen Coach habe“, sagte Kerber trotzig und wirkte bei Nachfragen genervt. „Ich denke jetzt überhaupt noch nicht an meinen Trainer“, sagte sie: „Das werde ich jetzt auch nicht in den nächsten Tagen aus den Emotionen heraus entscheiden, ich werde mir da die nötige Zeit nehmen.“

Kerbers Trainersituation ist aber längst zu einem Dauer-Thema geworden. „Wie lange will sie noch Tennis spielen? Weil so macht es keinen Spaß und keinen Sinn“, sagte Becker. Und Barbara Rittner, Damen-Chefin im Deutschen Tennis Bund (DTB), war sich sicher: „Das heutige Match hätte sie mit Coach nicht verloren.“ Schon vor der Partie hatte sie sich besorgt gezeigt: „Wenn nicht bald jemand an ihrer Seite ist, dann habe ich kein gutes Gefühl.“

Kerber wollte dies aber nicht auf sich sitzen lassen. „Ich sehe das nicht so“, widersprach sie: „Ich habe mich ja bewusst dazu entschieden, alleine die Reise zu machen. Ich bin erfahren genug und weiß genau, was auf mich zukommt.“ Was Kerber aber auch weiß: Ein weiteres Jahr wie 2019 gilt es dringend zu verhindern. Auf Major-Ebene kam sie nur bei den Australian Open (Aus im Achtelfinale) über die zweite Runde hinaus, wie in New York war auch bei den French Open in Paris bereits die Auftakthürde zu hoch. Vor dem gescheiterten Experiment mit dem befreundeten Schüttler hatte sie viele Jahre erfolgreich unter Torben Beltz und später unter Wim Fissette trainiert. Ähnlich gut sollte der nächste Schuss wieder sitzen.

Qualifikant Dominik Koepfer und Laura Siegemund haben bei den US Open die zweite Runde erreicht. Koepfer bezwang den Spanier Jaume Munar mit 6:4, 7:6 (7:2), 5:7, 7:5. Siegemund rang die Polin Magdalena Frech mit 5:7, 6:3, 6:4 nieder. Neben Kerber ist auch Philipp Kohlschreiber (3:6, 6:4, 4:6, 4:6 gegen den Franzosen Lucas Pouille) bereits draußen. Andrea Petkovic (Darmstadt) überwand am Dienstag zum ersten Mal seit drei Jahren bei den US Open ihre Auftakthürde, sie schlug die Rumänin Mihaela Buzarnescu mit 6:3, 6:4. Und Julia Görges besiegte die Russin Natalia Wichljanzewa mit 1:6, 6:1, 7:6 (7:1).

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