Tennis Die Tennis-Welt findet den Weg aus der Krise

Frankfurt · Kleine Showturniere ohne Zuschauer sollen die Pause ohne internationale Events füllen. Erste Profis ziehen mit.

 Davis-Cup-Spieler Jan-Lennard Struff würde an der nationalen Tennis-Serie teilnehmen.

Davis-Cup-Spieler Jan-Lennard Struff würde an der nationalen Tennis-Serie teilnehmen.

Foto: dpa/Silas Stein

Ganz versteckt am Waldrand, im Schatten der Burg Grenzau, steht die kleine Halle, auf die bald die gesamte Tenniswelt blickt. Nicht London, Paris oder New York, nein, auf einmal rückt das 9000-Seelen-Städtchen Höhr-Grenzhausen im Westerwald ins Zentrum des Interesses. Dort findet ab 1. Mai das möglicherweise weltweit erste Tennisturnier seit Ausbruch der Corona-Pandemie statt. Zwar kein offizielles, aber ein Showturnier ohne Zuschauer – und viele weitere sollen folgen.

So plant der Deutsche Tennis-Bund (DTB) in Zusammenarbeit mit dem Portal tennisnet.com eine nationale Serie mit hochkarätiger Besetzung ab dem 8. Juni. „Mit Jan-Lennard Struff und Philipp Kohlschreiber haben wir gesprochen, sie sind interessiert und haben ihre Bereitschaft bekundet“, sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff. Ob auch Deutschlands Topspieler Alexander Zverev und Angelique Kerber als Teilnehmer infrage kommen, ist noch offen.

Bei der Serie gelten strenge Abstands- und Hygiene-Regeln, bei den Matches sollen nur die jeweiligen beiden Kontrahenten auf den Plätzen stehen sowie ein Schiedsrichter dabei sein. Von den Partien soll es jedoch – wie aus Höhr-Grenzhausen – Livebilder geben, per Stream und womöglich sogar im TV.

Im Westerwald, wo sich über vier Tage 32 Matches erstrecken sollen, ist das Starterfeld zwar weniger prominent. Acht Spieler jenseits der Top 100 nehmen in Höhr-Grenzhausen teil, darunter die deutschen Profis Dustin Brown und Yannick Hanfmann. Doch das ist in Zeiten der Corona-Krise nebensächlich – Hauptsache wieder Tennis.

Seit Mitte März ist die Tour unterbrochen, den Profis fehlen durch die Pause neben Spielpraxis auch Einnahmen. Bis 13. Juli dauert die internationale Pause mindestens noch an – und ob dann schon wieder Normalität einkehren kann, ist äußerst fraglich. Reisen von Spielern aus aller Welt zu Turnieren scheinen momentan noch weit entfernt.

Aufgrund von Lockerungen der Corona-Beschränkungen im Freizeitbereich darf in Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg seit Montag unter Einhaltung von Abstands- und Hygiene-Regeln wieder Tennis gespielt werden. Lokale Lösungen ohne weite Anreisen der Spieler könnten zum Trend in der Krise werden.

Trainer Patrick Mouratoglou, der unter anderem US-Starspielerin Serena Williams betreut, kündigte bereits an, dass er ab dem 16. Mai – sobald die Corona-Restriktionen in Frankreich gelockert sind – in seiner Akademie in der Nähe von Nizza ein Turnier über fünf Wochen veranstalten will. Und auch Spaniens Superstar Rafael Nadal will seine Tennis-Akademie auf Mallorca für Training und Matches unter Top-Bedingungen zur Verfügung stellen. „Das würde uns helfen, unser Niveau beizubehalten, bis die Tour wieder beginnt“, sagte der 19-malige Grand-Slam-Champion Nadal. Mallorca muss es dafür noch nicht einmal sein – Höhr-Grenzhausen tut’s auch.

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