Großprojekt soll 2021 fertig sein Becker plant größte Tennis-Akademie der Welt

Wiesbaden · Das Projekt in Südhessen soll bis zum Frühjahr 2021 entstehen. Die Pläne sind weit vorangeschritten.

 Tennis-Ikone Boris Becker und Investor Khaled Ezzedine haben Großes vor. In Hochheim soll bald der deutsche Nachwuchs gefördert werden.

Tennis-Ikone Boris Becker und Investor Khaled Ezzedine haben Großes vor. In Hochheim soll bald der deutsche Nachwuchs gefördert werden.

Foto: dpa/Boris Roessler

 Boris Becker humpelte auf Krücken zu seinem Platz auf dem Podium. Aber nicht die erneuten Negativschlagzeilen zu seiner finanziellen Situation hatten ihm zugesetzt, vielmehr musste sich der dreimalige Wimbledonsieger kürzlich einer lange geplanten Knie-OP unterziehen – Spätfolgen seiner Tenniskarriere. In Wiesbaden spielten weder das Geld noch das Knie eine Rolle, Becker sprach viel lieber über sein neues Projekt.

Im benachbarten Hochheim soll im Frühjahr 2021 die „Boris Becker International Tennis Academy“ eröffnen, die im Optimalfall einen neuen Becker oder eine neue Steffi Graf hervorbringen soll. „Ich glaube, dass Tennis in Deutschland wieder lebt und dass wir nicht immer den alten Zeiten nachweinen müssen“, sagte Becker. Die Ausbildung eines neuen Superstars made in Germany könne man zwar „nicht garantieren, aber wir erhöhen die Wahrscheinlichkeit“, sagte Becker.

Er wollte nur über den Sport reden, Fragen zu den Finanzen blieben außen vor. Zuletzt war Becker aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation erneut in die Schlagzeilen geraten. Die britische Insolvenzbehörde hatte am Dienstag mitgeteilt, dass bestimmte Auflagen gegen den 51-Jährigen bis zum 16. Oktober 2031 verlängert werden. Demnach habe Becker finanzielle Transaktionen vor und nach dem Insolvenzverfahren“ von mindestens 4,5 Millionen Pfund (rund 5,2 Millionen Euro) nicht offengelegt.

In Wiesbaden blockte er alle Nachfragen dazu ab, im Vordergrund stand sein neues Projekt. Auf 48 000 Quadratmetern entsteht ein Campus für talentierte Jugendliche aus aller Welt ab der 6. Klasse, die sich für die Aufnahme bewerben und an der Akademie auch ihr Abitur ablegen können. „Die schulische Ausbildung hat Priorität“, betonte Becker: „Alle reden immer von Djokovic und Nadal, aber nicht von den Tausenden, die es nicht schaffen. Ich finde es sehr wichtig, dass es in der Akademie eine Schule gibt.“

Teil des Areals werden neben zahlreichen Freiplätzen unter anderem ein Hotel, ein angegliedertes Boris-Becker-Museum und die mit 21 Plätzen größte Indoor-Tennishalle der Welt sein. Rund 20 Millionen Euro werden investiert. Es soll die weltweit größte Akademie zur Nachwuchsförderung werden. Federführend verantwortlich für das Projekt ist der Wiesbadener Immobilienunternehmer Khaled Ezzedine, der selbst tennisbegeistert ist. Als Vorbild dienten die Akademie des spanischen Superstars Rafael Nadal auf Mallorca sowie die Einrichtung in Nizza. „Nachdem ich einmal mit Boris gesprochen habe, habe ich gemerkt, dass er die Idee als Visionär sofort verstanden hat“, sagte Ezzedine. Auch Hobbyspieler sollen die Anlage nutzen können, zudem ist die Ausrichtung von Turnieren geplant.

Becker sieht sich bei dem Projekt vor allem als „Schirmherr. Er will seine Philosophie einbringen und mit den rund 30 Tennislehrerinnen und -lehrern im Austausch sein. Billig wird es für interessierte Eltern nicht. Für die sportliche und schulische Ausbildung ihres Kindes müssen sie wohl etwa 50 000 Euro im Jahr auf den Tisch legen.

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