Turn-WM in Stuttgart US-Frauen fliegen mit Biles zum WM-Titel

Stuttgart · Amerikanerinnen um ihre Überfliegerin siegen bei der Turn-Weltmeisterschaft in Stuttgart vor Russland und Italien.

 Turnstar Simone Biles (Dritte von rechts) führte die US-Riege zur WM-Titelverteidigung. Die Olympiasiegerin glänzte dabei erneut.

Turnstar Simone Biles (Dritte von rechts) führte die US-Riege zur WM-Titelverteidigung. Die Olympiasiegerin glänzte dabei erneut.

Foto: AP/Matthias Schrader

Ausnahme-Turnerin Simone Biles hat ihr US-Team erneut zum Weltmeistertitel geführt. Mit der viermaligen Olympiasiegerin aus Texas kamen die Amerikanerinnen am Dienstag bei der WM in Stuttgart in der ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf 172,330 Punkte und waren nicht zu schlagen. Der Titelverteidiger gewann deutlich vor den Teams aus Russland (166,529) und dem Überraschungsdritten Italien (164,796). Die Italienerinnen verwiesen China (164,230) auf Rang vier und feierten ihre erste WM-Medaille seit 69 Jahren.

Die erst 22 Jahre alte Biles holte bereits ihr 15. WM-Goldmedaille. Mit nunmehr 21 WM-Medaillen ist sie nun alleinige Rekordhalterin. Zuvor war der Wirbelwind gleichauf mit der legendären russischen Turnerin Swetlana Chorkina gewesen, die 20 WM-Medaillen gewonnen hatte. „Es ist sehr aufregend. Es ist wunderbar, dass wir wieder Weltmeister sind. Ich bin stolz auf mein Team“, sagte Biles nach ihrem neuerlichen Coup. Ihre erst 16 Jahre alte Teamkollegin Sunisa Lee, die in Stuttgart ihr WM-Debüt feierte, meinte: „Es ist unglaublich, dass ich mit Simone in einem Team sein darf.“ Ganz frei von derlei Problemen war die US-Riege aber auch nicht – Sunisa Lee musste beispielsweise den Schwebebalken unfreiwillig vorzeitig verlassen.

Die deutschen Turnerinnen hatten das Finale der besten acht Mannschaften als Neunte der Qualifikation mit nur 34 Tausendstel Punkte Rückstand auf Italien hauchdünn verpasst. „Schade, dass es mit unserem Team nicht ganz gereicht hat“, sagte die deutsche Mehrkampf-Meisterin Sarah Voss als Zaungast. Die 19 Jahre alte Kölnerin kann sich immerhin mit ihrer Teilnahme am Mehrkampf-Finale an diesem Donnerstag trösten. Dort ist dann auch Elisabeth Seitz dabei.

Das US-Team begann am Sprung und setzte sich mit 45,166 Punkten sofort von der Konkurrenz ab. Anders als in der Qualifikation kann man sich keine Fehler erlauben, weil jeweils alle drei Turnerinnen einer Nation pro Gerät in die Wertung kommen und es keine Streichnote gibt. So fielen die Russinnen im zweiten Durchgang am Schwebebalken zurück, weil gleich zwei Turnerinnen vom Gerät mussten und am Ende nur 38,465 Punkte zu Buche standen. Damit büßten sie fast vorentscheidenden Boden im Medaillenkampf ein.

Biles dagegen setzte am Balken auf Sicherheit und turnte nicht, wie in der Qualifikation, den nach ihr benannte Doppelsalto-Abgang mit zwei Schrauben, sondern nur mit einer Längsachsendrehung. So gingen die Titelverteidigerinnen mit einem satten Vorsprung von zweieinhalb Punkten vor den überraschend starken Italienerinnen und China in den vierten und abschließenden Durchgang. Die Russinnen hatten sich mit soliden Präsentationen ans Podium herangekämpft und lagen wieder in Lauerstellung.

Den spektakulären Höhepunkt des Nachmittags lieferte dann noch einmal Biles. Mit ihrer unfassbaren Bodenübung inklusive Triple-Double, für die sie den Topwert von 15,333 Punkten erhielt, brachte sie den WM-Titel unter dem Jubel der Turnfans unter Dach und Fach. Spektakulär geriet auch die abschließende Siegerehrung. Die überreichten Medaillen beinhalten einen Akku, der die Plaketten bei Bewegungen leuchten lässt. Geht die Energie zur Neige, kann sie über einen USB-Anschluss wieder aufgeladen werden.

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