Lokalmatadore aus Russland sind vor der Rodel-WM in Sotschi favorisiert Felix Loch kämpft gegen die Zweifel

Sotschi · Der Dominator von einst fährt nur als Außenseiter zur Rodel-WM nach Sotschi. Hoffnungen ruhen auf Julia Taubitz.

 Felix Loch ist die Leichtigkeit des Rodelns abhanden gekommen. Früher galt der Rekordweltmeister fast als unschlagbar, in dieser Saison ist er noch sieglos und gehört in Sotschi daher nicht zu den Favoriten.

Felix Loch ist die Leichtigkeit des Rodelns abhanden gekommen. Früher galt der Rekordweltmeister fast als unschlagbar, in dieser Saison ist er noch sieglos und gehört in Sotschi daher nicht zu den Favoriten.

Foto: dpa/Matthias Rietschel

Felix Loch jammert nicht gerne. Einst war er schier unschlagbar in der Rodelbahn, heute rutschen andere schneller durch die Eisrinne – und Loch tut sich schwer, überhaupt mal ein Rennen zu gewinnen. Ohne einen einzigen Saisonsieg fährt er an diesem Wochenende zur WM in Sotschi. „Das passt schon, das wird schon, ich habe das Rodeln nicht verlernt“ – solche Dinge sagt der 30-Jährige vor den Titelkämpfen. Und gibt dann doch zumindest einen kleinen Einblick in die angeschlagene Sportler-Seele. „Wenn man immer Fehler drin hat, dann macht man sich seine Gedanken“, sagt Loch: „Und natürlich braucht man als Sportler Ergebnisse, um die nötige Sicherheit zu haben.“ Auch ein Rekordweltmeister zweifelt mal.

Loch ist in den vergangenen Jahren die Selbstverständlichkeit des Rodelns abhandengekommen, das wurde immer öfter deutlich – und Sotschi ist ein Ort, an dem es offensichtlich werden könnte. Auf der russischen Bahn gewann er 2014 am Höhepunkt seiner Karriere sein zweites Olympiagold, sechs Jahre später wirkt ein Sieg dort außer Reichweite.

Passt alles, ist Loch zwar immer noch schnell, das zeigte etwa die vergangene Saison: Da kam er ebenfalls ohne Sieg zur Heim-WM in Winterberg und holte dennoch den Titel. In Sotschi wird aber selbst mit einer tadellosen Leistung sogar der Kampf ums Podest eine Herausforderung: Die Russen Roman Repilow und Semen Pawlitschenko dominieren die Saison und dürften auf ihrer Heimbahn kaum zu schlagen sein. „Sie sind das Maß der Dinge“, sagt Loch.

Wie sehr die deutsche Rodel-Dominanz zumindest bei den Männern an Loch hing, wird deutlich, seit der Bayer nicht mehr gewinnt. Einzig Johannes Ludwig fährt hier und da in die Spitze, konstant ist aber auch der Oberhofer nicht. Auch ein kriselnder Loch trägt bei den Männern damit weiter die größten Hoffnungen des deutschen Verbandes.

Bei den Frauen blickt aus deutscher Sicht ebenfalls alles auf eine einzige Athletin, hier aber unter ganz anderen Vorzeichen. Julia Taubitz musste vor der Saison plötzlich die Last der Nummer eins schultern: Olympiasiegerin Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger legen jeweils Baby-Pausen ein, Tatjana Hüfner hat ihre Karriere beendet.

Doch die erst 23-jährige Taubitz füllte die Lücke wie selbstverständlich. Im Weltcup greift sie nach dem Gesamtsieg, der erste WM-Titel wird in Sotschi dennoch zur riesigen Aufgabe. Ihre härteste Rivalin heißt Tatjana Iwanowa, und die Russin genießt den Heimvorteil. Taubitz darf daher ohne großen Druck in diesen Zweikampf gehen, der auf jeden Fall einen besonderen Sieg bringen wird: Erstmals seit 2009 heißt die Weltmeisterin nicht Geisenberger oder Hüfner.

Bei den Doppelsitzern läuft alles auf das nächste Duell zwischen den Weltmeistern Toni Eggert/Sascha Benecken und den Olympiasiegern Tobias Wendl/Tobias Arlt hinaus. Allerdings ist auch hier mehr als in den vergangenen Jahren mit der Konkurrenz aus Russland und Lettland zu rechnen.

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