Radsport Eindrucksvolle Wachablösung auf der Bahn

Berlin · Ein junges deutsches Teamsprint-Trio tritt bei der Rad-WM in Berlin aus dem großen Schatten von Kristina Vogel und Miriam Welte.

 Die Vergangenheit und die Zukunft jubeln gemeinsam: Die Gewinnerinnen der WM-Goldmedaille im Teamsprint der Frauen, Emma Hinze (links), Lea Friedrich (hinten Mitte) und Pauline Grabosch (rechts) machen ein Selfie mit Kristina Vogel (Mitte links) und Miriam Welte (in der Mitte rechts).

Die Vergangenheit und die Zukunft jubeln gemeinsam: Die Gewinnerinnen der WM-Goldmedaille im Teamsprint der Frauen, Emma Hinze (links), Lea Friedrich (hinten Mitte) und Pauline Grabosch (rechts) machen ein Selfie mit Kristina Vogel (Mitte links) und Miriam Welte (in der Mitte rechts).

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kristina Vogel und Miriam Welte waren mächtig stolz auf die neuen „Golden Girls“ des deutschen Bahnradsports. „Jede Zeit hat ihre Athleten, ihre Stars. Ich war es vielleicht auch ein paar Jahre. Jetzt kommen neue Champions. Das macht total Spaß. Vielleicht war es auch das Richtige für sie, dass die zwei Alten weg sind und Platz für Neue machen“, sagte Vogel nach dem Gold-Coup der jungen deutschen Teamsprinterinnen bei der Heim-WM in Berlin – und schoss bei der großen Zusammenkunft der alten und neuen Generation gleich ein paar Selfies. „Die Wachablösung ist so was von geglückt“, rief die Kaiserslautererin Welte ihren Nachfolgerinnen um Emma Hinze zu.

Mit dem goldenen Auftakt bei den Titelkämpfen im Velodrom hatte kaum einer gerechnet. Zurück liegen 20 beschwerliche Monate – angefangen mit dem so schlimmen Trainingsunfall der seitdem querschnittsgelähmten Rekord-Weltmeisterin Vogel bis hin zum Rücktritt von Welte im vergangenen Jahr. Plötzlich waren Hinze, Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich, die in der Qualifikation zum Einsatz kam, gefordert. Alle drei nicht älter als 22 Jahre und immer mit der Bürde konfrontiert, am einstigen Erfolgsduo gemessen zu werden. Schließlich hatten Vogel und Welte eine Ära geprägt, Olympia-Gold 2012 in London geholt und vier Mal den WM-Titel eingefahren. Viel mehr geht eigentlich nicht.

„Hätte mir das jemand vor zwei Jahren gesagt, hätte ich ihm den Vogel gezeigt“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel voller Stolz. Vor allem Grabosch war nach dem Unfall von Vogel auf der Betonpiste in Cottbus in ein tiefes Loch gefallen, hatte sie den folgenschweren Zusammenprall der Olympiasiegerin mit einem niederländischen Nachwuchsfahrer doch im Training hautnah erlebt. Die Magdeburgerin legte zwischenzeitlich eine Pause ein, ihre so verheißungsvoll begonnene Karriere stand sogar gänzlich auf der Kippe. Erst in den vergangenen Wochen hatte sich Grabosch im Training gegen Friedrich auf der Anfahrer-Position durchgesetzt und zu alter Stärke zurückgefunden.

„Ich habe mich neu fokussiert, hatte Vertrauen in mich selber, in die zwei Mädels“, beschrieb Grabosch die Zeit. Die gesamte Mannschaft habe sich nach dem Unfall von Vogel und dem Rücktritt von Welte neu sortieren müssen. Für alle sei es eine extrem harte Zeit gewesen.

Herausgekommen ist ein vielversprechendes Trio für die Zukunft, vor allem im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio. „Wir haben gute Karten, wir sind alle schnell. Es wäre schön, wenn es im Sommer noch mal schneller geht und wir das als beflügelnden Moment nutzen können“, sagte Hinze, die sich in überragender Form präsentierte und sogar den Weltrekord von Vogel auf der Position zwei unterbot. „Das ist okay, Zeiten sind Schall und Rauch“, sagte Vogel nachsichtig und lachend.

Und für die deutschen Teamsprinterinnen kommt es noch besser. Eine Regeländerung des Radsport-Weltverbandes UCI sieht vor, dass ab dem nächsten Jahr im Teamsprint ähnlich wie bei den Männern mit drei statt zwei Athletinnen gefahren wird. „Es gibt nicht viele Länder, die drei so gute Fahrerinnen haben. Vielleicht noch die Niederlande oder Russland, dann hört es fast schon auf“, sagte Vogel. Doch nicht nur im Teamsprint, auch in den Einzeldisziplinen winken weitere Erfolge. Insbesondere Hinze sind im Sprint oder Keirin in dieser Verfassung weitere Medaillen zuzutrauen.

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