106. Tour de France Ausrufezeichen von Alaphilippe

Pau · Der Franzose gewinnt überraschend das Zeitfahren bei der Tour de France vor den schweren Pyrenäen-Etappen am Wochenende.

 SZ-Tour-Etappe_15

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Die deutsche Hoffnung Emanuel Buchmann hat auch die für ihn schwierigste Prüfung bei der Tour de France stark gemeistert, Gelb-Träger Julian Alaphilippe ist sensationell zu seinem nächsten Etappensieg gerast. Der Franzose gewann am Freitag nicht nur das von schweren Stürzen überschattete Einzelzeitfahren in Pau, sondern distanzierte Favorit Geraint Thomas im Kampf um die Gesamtführung der Frankreich-Rundfahrt um weitere 14 Sekunden. Der britische Titelverteidiger Thomas schaffte es vor den schweren Pyrenäen-Etappen aber immerhin auf Platz zwei.

Buchmann belegte mit 1:19 Rückstand den 15. Rang, Spezialist Tony Martin sparte auf den 27,2 Kilometern Kräfte und hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Noch schlimmer kam es für den deutschen Meister Maximilian Schachmann, der nach einem Sturz mit aufgeschlagenem Knie und schmerzverzerrtem Gesicht ins Ziel fuhr. „Das Problem ist die linke Hand“, sagte er. „Ich bin zu schnell reingefahren und habe sie falsch eingeschätzt, die war tückisch. Mir ist die Straße ausgegangen, dann bin ich ins Außengitter eingetaucht“, sagte Schachmann, der völlig bedient im Zielbereich auf seine Diagnose wartete. Ob er am Samstag starten kann, ist noch unklar.

Der 26 Jahre alte Buchmann darf hingegen weiter auf eine Position in den Top Zehn hoffen und geht nach 13 Etappen als Gesamtsechster in die Pyrenäen-Etappen. Als zweitbester Deutscher hinter Buchmann belegte Nils Politt vom Team Katusha-Alpecin den 18. Rang im Zeitfahren. „Ich bin heute am Anschlag gefahren. Das Zeitfahren war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte Buchmann, „ich habe mich sehr gut gefühlt. Ich musste Vollgas geben, diese Sekunden holt man nicht mehr auf.“

Der Waliser Thomas nahm seinen Konkurrenten – außer Alaphilippe – wie erwartet viel Zeit ab. Teamkollege Egan Bernal verlor 1:22 Minuten, auch Jakob Fuglsang (53 Sekunden) und Frankreichs Hoffnungsträger Thibaut Pinot (35 Sekunden) mussten kräftige Einbußen im Duell mit dem 33 Jahre alten Ineos-Frontmann hinnehmen. Doch in Sachen Tour-Sieg scheint man die Rechnung nicht mehr ohne Alaphilippe machen zu können.

Schlimm erwischte es Tony Martins Teamkollege Wout van Aert, der eine Kurve zu eng nahm und mit seinem Rad an einer Absperrung hängenblieb. Van Aert blieb verletzt auf dem Boden liegen und konnte das Rennen nicht fortsetzen, sein Team vermeldete später eine tiefe Fleischwunde im rechten Oberschenkel.

Der Tag der 13. Etappe in Pau stand an diesem Freitag ganz im Zeichen des Gelben Trikots, das vor genau 100 Jahren erstmals übergeben wurde. Auf einem Podest in der Nähe des Zielbereichs grüßten unter anderem die fünfmaligen Sieger Eddy Merckx und Bernard Hinault. An diesem besonderen Tag im Zeitfahren das Gelbe Trikot tragen durfte Publikumsliebling Alaphilippe, der mit beherzten Attacken auf den ersten Etappen die Gesamtführung vor dem Vorjahressieger Thomas und Bernal erobert hatte.

 SZ-Tour-Etappe_14

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Alaphilippe darf auch am Samstag (13 Uhr/ARD und Eurosport) noch mal in Gelb in Richtung Tourmalet starten. Dann wartet die erste Bergankunft in den Pyrenäen. Das Finale am berühmten Tourmalet verspricht Hochspannung und einige Attacken der Favoriten. „Die Tour geht jetzt erst so richtig los“, kündigte Buchmann, der in den Vogesen bereits auf sich aufmerksam gemacht hatte, an.

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