Tour de France Hochspannung vor der Alpen-Trilogie

Gap · Drei Tage, sieben schwere Berge: Bei der Tour de France fällt die Entscheidung. Und ein Deutscher mischt vorne mit.

 Kampfansagen kommen von Emanuel Buchmann, Sechster im Klassement, vor den entscheidenden Etappen der Tour de France nicht.

Kampfansagen kommen von Emanuel Buchmann, Sechster im Klassement, vor den entscheidenden Etappen der Tour de France nicht.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Showdown statt Langeweile: Vor drei knüppelharten Tagen in den Alpen steht die Tour de France vor einem besonders spannenden Finale. Und erstmals seit 2006 mischt auch ein Deutscher wieder richtig um den Gesamtsieg mit: Kletterkünstler Emanuel Buchmann (26) aus Ravensburg liegt als Sechster aussichtsreich im Klassement, die Schinderei auf sechs 2000-Meter-Bergen von Donnerstag bis Samstag dürfte ihm entgegenkommen. „Wir sind in einer super Ausgangslage. Momentan sieht es sehr, sehr gut aus“, sagte Buchmann. Er sei „positiv überrascht“ von sich selbst.

Die Rivalen im Kampf um den Gesamtsieg stammen allesamt aus der Weltelite. Gelb-Träger Julian Alaphilippe und Tourmalet-Sieger Thibaut Pinot wollen Gastgeber Frankreich den ersten Tour-Triumph seit Bernard Hinault 1985 bescheren, Vorjahressieger Geraint Thomas und Co-Kapitän Egan Bernal streben die Titelverteidigung für Team Ineos an. Und auch Tony Martins Teamkollege Steven Kruijswijk liegt vor der Alpen-Qual noch bestens im Rennen.

Zum Topfavoriten möchte sich in dem komplett offenen Sechskampf keiner erklären. Während Buchmann trotz starker Pyrenäen-Auftritte weiter an seinem Top-10-Ziel festhält, übt sich auch der zuletzt in den Bergen überragende Pinot in Zurückhaltung. „Ich selbst bin weit davon entfernt, mich als Favoriten zu sehen“, sagte Pinot, der mit Rang eins am Tourmalet und Platz zwei in Foix Prat d’Albis einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Auch für Buchmann ist Pinot der Favorit, „er sieht bisher am stärksten aus“.

In der letzten Woche, in der bei zwei Bergankünften sieben Gipfel der höchsten und zweithöchsten Kategorie zu überwinden sind, kommt es aber nicht mehr nur auf die Form an. Der angezählte Titelverteidiger Ineos baut auf die Erfahrung des Walisers Thomas, der bei dieser Tour schon drei leichtere Stürze verkraften musste. „Er weiß, wie man die Tour de France gewinnt“, sagte sein Teamchef Dave Brailsford. Auch Thomas selbst sieht sein Team weiter in „einer superstarken Position“. „Wir sind immer noch sehr gut dabei“, betonte der Vorjahreschampion vor dem Ausscheidungsrennen auf Bergriesen wie dem Col du Galibier oder dem Col de L’Iseran, der mit 2770 Metern das Dach dieser Tour darstellt.

Die größte Variable im unberechenbaren Spiel um das Maillot Jaune in Paris ist der Gesamtführende Alaphilippe. Eigentlich zählt der 27-Jährige zu den Klassiker-Spezialisten, bei dieser Tour glänzt er plötzlich auch im Hochgebirge und beim Zeitfahren. „Die Alpen werden eine große Herausforderung für mich“, sagte Alaphilippe voraus. Mit weiter 1:35 Minuten Vorsprung auf den ersten Verfolger Thomas bleibt er der Gejagte. Alaphilippe kam mit Buchmann mit dem Hauptfeld ins Ziel.

 Tour-Etappe_18

Tour-Etappe_18

Foto: SZ/Steffen, Michael

Die 17. Etappe gewann am Mittwoch Matteo Trentin (29). Der Italiener vom Team Mitchelton-Scott setzte sich nach 200 Kilometern vom Pont du Gard nach Gap aus einer großen Ausreißergruppe durch. Zweiter wurde mit 37 Sekunden Rückstand Kasper Asgreen aus Dänemark. Der Kölner Nils Politt (Katusha-Alpecin), der vor wenigen Tagen Vater geworden war, war ebenfalls Teil der Gruppe und kam am Ende mit drei Minuten Rückstand als bester Deutscher auf Platz 23. „Ich habe noch alles versucht, vorne ranzufahren. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit heute“, sagte Politt.

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