Nur eine Medaille bei der Tischtennis-WM Bolls Ausfall trübt deutsche Bilanz empfindlich

Budapest · Die einzige Medaille bei der Tischtennis-WM holte der Saarbrücker Patrick Franziska. Er gewann im Mixed mit Petrissa Solja Bronze.

Katzenjammer statt Rekordrausch: Das unfreiwillige Aus des an einer fiebrigen Viruserkrankung leidenden Timo Boll hat die deutsche Bilanz bei der WM in Budapest merklich eingetrübt. Entsprechend groß war der Frust im Lager des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). „Wir hätten Einmaliges erreichen können“, sagte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und trauerte den verpassten Möglichkeiten hinterher.

In der Tat keimten im Turnierverlauf trotz einiger Dämpfer Hoffnungen auf ein bislang unerreicht gutes Resultat auf. Erstmals drei Medaillen in Individualwettbewerben bei einer Nachkriegs-WM schienen im Bereich des Möglichen. Doch am Ende stand lediglich eine Mixed-Bronzemedaille für die Ex-Fraulauternerin Petrissa Solja im Duett mit Patrick Franziska vom Bundesligisten 1. FC Saarbrücken. Das Mixed verlor sein Halbfinale am Donnerstagabend gegen die japanischen Titelverteidiger Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa mit 1:4.

„Wenn man ein WM-Halbfinale verliert, ist man natürlich enttäuscht“, sagte Franziska, der in dieser Partie durch eine Verstauchung am Zeh gehandicapt war. „Wir hätten aber auch verloren, wenn ich mich besser hätte bewegen können. Unsere Gegner waren einfach besser.“

Der erhoffte Rückenwind für die ersten Olympia-Qualifikationen im Sommer bei den Europaspielen in Minsk – der erklärte Saisonhöhepunkt des DTTB – blieb aus. „Die Medaille ist nicht selbstverständlich und glänzt deswegen umso mehr. Unser Gesamtergebnis ist aber eher durchwachsen“, sagte DTTB-Präsident Michael Geiger.

Ohne Bolls entscheidenden Beiträge in Einzel sowie Doppel an der Seite von Patrick Franziska ist die DTTB-Ausbeute an der Donau zwiegespalten. Dem starken Podestplatz für Franziska/Solja im olympischen Mixed stehen mehrere Enttäuschungen auch der beiden Top-20-Spieler hinter Boll gegenüber. „Mir blutet das Herz“, sagte Boll, der wegen Fiebers am Donnerstag passen musste. Im Einzel hätte er im Achtelfinale gegen den Südkoreaner Jang Woojin gute Chancen gehabt, im Doppel mit Franziska (Saarbrücken) hätte in der Runde der besten Acht nur ein Sieg gegen die beiden Ex-FCS-Portugiesen Tiago Apolonia und Joao Monteiro für einen Podestplatz und damit noch mal mindestens Bronze benötigt.

Das Aus des Weltranglistenzwölften Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) noch vor dem Achtelfinale war dabei sicherlich der schwerste Schlag. Der Saarbrücker Franziska als drittes Top-20-Ass im Aufgebot von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf konnte beim 1:4 gegen den Weltranglistensechsten Lee Sangsu (Südkorea) auch nicht in die Bresche springen. Somit erreichte nach einem Trio bei der WM 2017 in Düsseldorf in Budapest einzig Boll die Runde der besten 16.

Bei den Damen fand zum ersten Mal seit 28 Jahren sogar schon die dritte Runde ohne DTTB-Spielerinnen statt, und gleich vier Ausfälle schon in den ersten Durchgängen der beiden Einzelwettbewerbe bedeuteten gleichfalls die schwächste WM-Auftaktbilanz seit 1991. „Die sportliche Abteilung“, meinte Geiger, „wird sich Gedanken machen.“ Vor Roßkopf und seiner Damen-Kollegin Jie Schöpp („Ich bin nicht zufrieden, kenne aber auch Gründe“) liegt denn auch bis Minsk noch einige Arbeit.

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