Motorrad-WM Jonas Folger und sein langer Weg zurück

Hohenstein-Ernstthal · Jonas Folger kehrt an den Ort seines bislang größten Erfolges zurück. Nach großen gesundheitlichen Problemen tastet er sich langsamer als erhofft wieder heran.

 Jonas Folger feierte vor zwei Jahren auf dem Sachsenring einen grandiosen zweiten Platz beim MotoGP-Rennen. Danach wurde es ruhig um ihn. Am kommenden Wochenende probiert Folger sich wieder vor Heimpublikum.

Jonas Folger feierte vor zwei Jahren auf dem Sachsenring einen grandiosen zweiten Platz beim MotoGP-Rennen. Danach wurde es ruhig um ihn. Am kommenden Wochenende probiert Folger sich wieder vor Heimpublikum.

Foto: dpa/Jan Woitas

Als Jonas Folger den Sachsenring beben ließ, konnte niemand ahnen, welches Martyrium dem Rennfahrer bevorstand. Ein lange nicht erkannter Burnout sorgte für den Karriereknick und viele Fragen, dem Höhepunkt vor zwei Jahren mit der sensationellen Fahrt auf Platz zwei in der MotoGP-Klasse folgte eine Zeit der Ungewissheit. Am Wochenende kehrt Folger nach Hohenstein-Ernstthal zurück, allerdings unter völlig anderen Vorzeichen.

21 Monate hat Folger zwischenzeitlich keine Motorradrennen bestritten. Wegen Erschöpfungszuständen verpasste er 2017 die letzten vier Läufe seines Debütjahres in der Königsklasse und räumte den Platz bei Tech3 Yamaha für die darauffolgende Saison freiwillig. Erst viel später kam heraus, was dahinter steckte: Folger konnte einfach nicht mehr, physisch und mental. Er zog den Stecker, es ging nicht anders. „Ich weiß nicht, ob ich wieder Rennen fahre“, sagte der Familienvater aus Oberbergkirchen damals.

Heute geht es dem Oberbayern wieder besser. Seit dem Vorjahr testet er für den Hersteller Yamaha MotoGP-Maschinen. Und seit einigen Wochen ist er auch wieder Rennfahrer. In Barcelona und Assen kam Folger als Ersatzmann für den Malaysier Khairul Idham Pawi im Petronas-Team zum Einsatz. Beim Großen Preis von Deutschland folgt am Sonntag (12.20 Uhr/ServusTV und DAZN) nach derzeitigem Stand der dritte und vorerst letzte Moto2-Start in diesem Jahr. Doch Folger will zurück in den Motorrad-Zirkus, Vollzeit. Kiefer Racing hat für 2020 schon Interesse angemeldet.

Dass der „nächste Schritt zurück in den Rennsport“ derart schwierig werden würde, hat der Hochbegabte nicht erwartet. In Spanien (19.) und in den Niederlanden (17.) reichte es nach Kollisionen nicht für WM-Punkte, Folger hatte sich zuvor „bei weitem mehr erhofft. Mir fällt die Umstellung auf die Moto2 nicht so leicht wie angenommen.“

Folger ist 2016 seine letzte volle Saison in der mittleren Klasse gefahren. Er holte zwei Siege, fünf Podiumsplätze und wurde im Klassement Siebter. Es war seine Empfehlung für den Aufstieg zu den Großen um Superstar Valentino Rossi. Doch seither ist viel passiert. In der Moto2 stellt etwa Triumph statt Honda den Einheitsmotor. Dieser hat 765 und damit 165 Kubik mehr als der Vorgänger. Das müsste Folger nach 13 Einsätzen in der MotoGP (1000 Kubik) eigentlich entgegenkommen, doch alle Theorie ist bekanntlich grau. Dass er die neue Kalex mit Triumph-Aggregat im Herbst schon einmal gefahren ist, habe kaum geholfen. „Bei einem Test bekommt man gar keine richtigen Aufschlüsse, weil man kaum mit anderen Fahrern zusammen auf die Strecke geht.“

Und so muss der fünfmalige Grand-Prix-Sieger vorerst kleinere Brötchen backen, ein Punkt wäre schon ein Erfolg. Die Rückkehr ist für Folger aber ohnehin vor allem eine „Standortbestimmung hinsichtlich meiner Verfassung“. Nachdem Folger vor zwei Jahren auf dem Sachsenring hinter dem spanischen Weltmeister Marc Márquez über die Ziellinie gefahren war, gratulierte ihm MotoGP-Legende Rossi auf der Auslaufrunde per Handschlag. Unvergessene Momente. Gedanken daran werden beim Rückkehrer in diesen Tagen sicherlich hochkommen.

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