Saisonstart in Hockenheim Mit Vollgas ins Ungewisse

Hockenheim · Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft gab am Wochenende in Hockenheim einen furiosen Saisonauftakt. Dennoch sind die Fragezeichen nicht kleiner geworden.

 Philipp Eng biegt mit seinem BMW M4 auf die Zielgerade des Hockenheimrings ein. Die Tribünen im Hintergrund waren schon mal voller.

Philipp Eng biegt mit seinem BMW M4 auf die Zielgerade des Hockenheimrings ein. Die Tribünen im Hintergrund waren schon mal voller.

Foto: dpa/Hasan Bratic

Am Sonntagnachmittag gab es in Hockenheim viele strahlende Gesichter. Audi-Pilot Rene Rast war in einer furiosen Fahrt von Startplatz 16 zum Sieg gerast, DTM-Neueinsteiger Aston Martin hatte dank einer gewagten Boxenstopp-Strategie überraschend Führungs-Kilometer verbucht und BMW bereits am Tag zuvor das Auftaktrennen zur neuen Saison gewonnen.

Die schnellste DTM der Geschichte – im Vergleich zum Vorjahr sanken die Rundenzeiten im Qualifikationstraining um fast vier Sekunden – bot auf der Strecke jede Menge Spektakel. „Gigantisch. Das war definitiv eines der besten Rennen meiner Karriere. Einfach Unglaublich“, jubelte Rast, der nun saisonübergreifend sieben der letzten acht Rennen gewonnen hat, im Ziel.

Für strahlende Gesichter sorgten bei den Fahrern auch die neuen Autos, die nun über einen Vierzylinder-Turbo-Motor statt einem Achtzylinder-Sauger verfügen. Das macht unterm Strich gut 100 PS mehr (630 statt 520) – und sorgt für ordentlich Qualm an der Kette: „Unser Auto dreht jetzt halt auch im zweiten Gang noch durch“, schwärmt Rast. „Der Motor schiebt und schiebt und schiebt – und hört nicht auf.“ Sein Audi-Teamkollege Nico Müller sagt: „Man hat einfach die ganze Zeit ein großes Lächeln unter dem Helm.“

Alles gut also? Mitnichten. Es muss neben dem Lächeln der Fahrer auch nach wie vor große Sorgenfalten bei den Verantwortlichen geben. Denn die DTM fährt weiterhin einer ungewissen Zukunft entgegen. Daran konnte auch der Einstieg des Luxusherstellers Aston Martin nichts ändern. Klar, die englische Marke bringt internationales Flair in die Serie – und jede Menge Glanz und Glamour. Schließlich fährt auch Super-Agent James Bond am liebsten Autos der Firma mit den ausgebreiteten Flügeln. Und mit Ferdinand von Habsburg gibt in diesem Jahr sogar der Urenkel des letzten österreichischen Kaisers Karl I. in der DTM für die Nobelmarke Gas.

Doch bei all dem Glanz gibt es auch Schattenseiten. Die Zuschauer-Ränge in Hockenheim etwa waren erschreckend leer – ebenso wie das Fahrerlager. Wo sich sonst stets die Fanmassen dicht an dicht durchschoben, herrschte gähnende Leere. Das schlechte Wetter dürfte dabei nur ein Teil der Erklärung sein. Ein anderer Teil: Mercedes fehlt halt doch. Die Stuttgarter waren nach der vergangenen Saison ausgestiegen, weil sie sich lieber auf die Formel 1 und die Formel E konzentrieren. Damit fiel für die DTM jedoch nicht nur ein Hersteller weg, sondern auch einer der Motoren und Antreiber der Serie. 30 Jahre lang war die Marke mit dem Stern auch marketingmäßig einer der größten Förderer der Serie, brachte Tausende von Kunden und Mitarbeiter an die Strecke. Die fehlen nun. Und nicht nur sie. Mit der Deutschen Post und BWT sind ein Jahr nach Red Bull erneut zwei große Sponsoren ausgestiegen.

Die Folgen sind zu sehen. Audi jedenfalls hat seinen Gästebereich neben dem Fahrerlager deutlich verkleinert. Nur BMW behielt die große zweistöckige Hospitality aus den Vorjahren bei. Auch die Fernsehquoten blieben bescheiden, 820 000 Zuschauer verzeichnete Sat1 bei der Live-Übertragung am Samstag. Das entsprach einer Quote von knapp 6,7 Prozent. Beim Saisonstart 2018 lag die Quote noch bei 8,3 Prozent.

Als Mercedes seinen Ausstieg aus der DTM verkündete, schien die DTM tot. Durch den Einstieg von Aston Martin konnte sie am Leben erhalten werden, aber über den Berg ist sie noch lange nicht. Serien-Chef und Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger verspricht sich viel von der Partnerschaft mit der japanischen  Super-GT-Serie. Mindestens drei Rennwagen von Honda, Nissan und Lexus werden im Rahmen des DTM-Saisonfinales auf dem Hockenheimring als Gaststarter mitfahren. Im Gegenzug reist eine DTM-Delegation zu einem Show-Rennen nach Fuji. Dies sei „ein erster Schritt, die Zukunft der DTM zu sichern”, sagt Audi-Sportchef Dieter Gass.

 Zumindest was die Zuschauer vor Ort angeht, ist allerdings fraglich, ob sich bei den kommenden Rennen viel ändern wird. Am 18. und 19. Mai steht mit dem belgischen Zolder eine Strecke auf dem Programm, auf der die DTM seit mehr als 15 Jahren nicht mehr gefahren ist. Anschließend folgen am 8. und 9. Juni die Rennen im italienischen Misano. Dort war das Zuschauer-Interesse bereits 2018 überschaubar.

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