Ducati-Pilot startet als Gastfahrer für Audi Warum Motorrad-Star Dovizioso im DTM-Auto plötzlich Angst bekam

Saarbrücken/Misano · Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) startet am Samstag und Sonntag in Misano ins dritte Rennwochenende der Saison. MotoGP-Star Andrea Dovizioso steigt dafür von zwei auf vier Räder um. Audi-Pilot Jamie Green muss hingegen absagen.

 Immer schnell unterwegs: Andrea Dovizioso zwischen dem DTM-Audi RS 5 und einer Ducati Panigale V4 R. Ducati ist eine Audi-Tochter, deshalb sattelte der MotoGP-Star für das Rennen in Misano von zwei auf vier Räder um.  Foto: Audi Communications Motorsport / Malte Christians

Immer schnell unterwegs: Andrea Dovizioso zwischen dem DTM-Audi RS 5 und einer Ducati Panigale V4 R. Ducati ist eine Audi-Tochter, deshalb sattelte der MotoGP-Star für das Rennen in Misano von zwei auf vier Räder um. Foto: Audi Communications Motorsport / Malte Christians

Foto: Audi Communications Motorsport

Was haben die Piloten der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und Tausende ganz normale deutsche Autofahrer gemeinsam? Ganz einfach: Mitte Juni geht es ab nach Italien.

Nächste Ausfahrt: Rimini. Für die Fahrer von Europas populärster Tourenwagen-Rennserie geht es allerdings nicht um Sommer, Sonne, Strand und Meer – zumindest nicht in erster Linie. Die DTM reist am Pfingstwochenende an die Adria-Küste, weil in Misano das dritte von neun Rennwochenenden auf dem Programm steht. Die Strecke direkt am Meer, nach dem 2011 tödlich verunglückten Motorrad-Rennfahrer Marco Simoncelli benannt, liegt gerade mal 20 Kilometer von der Urlauber-Hochburg entfernt. Entsprechend viele Touristen werden erwartet.

 Fahrlehrer und Schüler: Mattias Ekström (rechts), DTM-Meister von 2004 und 2007, gab Andrea Dovizioso bei zweitägigen Testfahrten viele Tipps. „Die Ideallinie ist ganz anders als mit dem Motorrad“, stellt „Dovi“ fest. Foto: Audi Communications Motorsport / Malte Christians

Fahrlehrer und Schüler: Mattias Ekström (rechts), DTM-Meister von 2004 und 2007, gab Andrea Dovizioso bei zweitägigen Testfahrten viele Tipps. „Die Ideallinie ist ganz anders als mit dem Motorrad“, stellt „Dovi“ fest. Foto: Audi Communications Motorsport / Malte Christians

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Für Spannung ist gesorgt: BMW-Werksfahrer Philipp Eng will seine Tabellenführung verteidigen, während René Rast, der saisonübergreifend acht der letzten zehn DTM-Rennen gewonnen hat, in seinem Audi RS 5 dem Österreicher den Platz an der Sonne streitig machen will. Die Strecke gilt als anspruchsvoll und abwechslungsreich – und ist bei den Fahrern beliebt. „Misano ist eine super Rennstrecke, auf die ich mich sehr freue“, sagt etwa Philipp Eng.

Die meisten Fans an der Strecke dürfte aber ein anderer Fahrer haben: MotoGP-Star Andrea Dovizioso. Der Ducati-Pilot, derzeit Tabellen-Zweiter in der Motorrad-Königsklasse, wechselt für ein Wochenende von zwei auf vier Räder – und kennt die Strecke wie kaum ein Zweiter. Denn Dovizioso ist nur 65 Kilometer von Misano entfernt in Forli aufgewachsen. Ein echtes Heimspiel also. Im vergangenen Jahr gewann er hier zudem den WM-Lauf der MotoGP.

Dovizioso übernimmt in Misano das Cockpit von Pietro Fittipaldi im Privatteam von WRT-Audi. Fittipaldi wiederum ersetzt Werkspilot Jamie Green, der wegen einer akuten Blinddarmentzündung ausfällt.

Mit seinem ungewohnten, mehr als 600 PS starken Dienstfahrzeug machte sich „Dovi“ unter anderem bei zweitägigen Testfahrten vertraut. Dabei stand ihm der zweimalige DTM-Champion Mattias Ekström als Coach zur Seite. „Er ist ein extrem guter Schüler, hört gut zu und lernt schnell. Außerdem ist er extrem ehrgeizig", lobte Fahrlehrer Ekström den Motorrad-Star.

MotoGP-Fahrer gelten als die unerschrockensten und verwegensten aller Vollgas-Artisten. Als furchtlos, wild und kühn. Mit 350 Stundenkilometer auf eine Kurve zuschießen, auf der letzten Rille bremsen, das ausbrechende Hinterrad kontrollieren und dann im Drift die Kurve kratzen – das alles ohne Knautschzone. Das Wort Mut umschreibt das nur unzutreffend. Waghalsig trifft es eher. Selbst die Formel-1- oder DTM-Piloten ziehen da den Hut. „Diese Leute sind viel begabter als wir", sagt Aston-Martin-Pilot Paul di Resta. Und der war immerhin 2010 DTM-Meister und von 2011 bis 2013 in der Formel 1 unterwegs.

Doch ausgerechnet bei den Tests im DTM-Auto bekam der wagemutige Dovizioso richtig Bammel. „In den ersten sechs Runden hatte ich absolut Angst davor, die schnelle Kurve voll zu nehmen, dabei ist die Geschwindigkeit geringer als auf dem Motorrad“, gibt der MotoGP-Vizeweltmeister von 2017 und 2018 zu.

„Es ist unglaublich. Ich wusste, dass die Kurve mit Vollgas geht. Als ich dann aber darauf zufuhr, dachte ich: ,Nein, das geht auf keinen Fall." Der Grund: Im Gegensatz zum Motorrad wird die Boden-Haftung bei einem DTM-Auto in schnellen Kurven vor allem über die Aerodynamik, die Spoiler und Flügel, erzeugt. Diese funktioniert aber erst ab einem gewissen Tempo. Heißt im Klartext: Mit Tempo 200 kann man aus einer Kurve rausfliegen, mit 230 geht es plötzlich. Es kostet Überwindung, Gas zu geben, wenn der Kopf sagt: Brems! „Es hat sechs Runden lang gedauert, bis ich mich getraut habe“, sagt Dovizioso. „Und nach zwei Stunden hatte ich richtig Spaß, und es ist mir leicht gefallen – auch wenn die Ideallinie eine völlig andere als mit dem Motorrad ist. Das sind zwei verschiedene Welten.“ Am Samstag und Sonntag wird es dann ernst. Ab 13.30 Uhr stehen die beiden Rennläufe an. Kein Wochenende am Strand also.

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