Leichtathletik Abele und Kazmirek dürfen sich keinen Ausrutscher erlauben

Ratingen · Die Weltklasse-Zehnkämpfer müssen beim Qualifikations-Wettkampf am Wochenende in Ratingen abliefern. Bei den Frauen gilt das für Jennifer Oeser.

Die Zehnkämpfer Arthur Abele (links) und Kai Kazmirek sind an diesem Wochenende bei der WM-Qualifikation in Ratingen gefordert.

Foto: dpa/Michael Kappeler

() Es wird ein heißes Zehnkampf-Duell um die WM-Tickets zwischen Kai Kazmirek und Arthur Abele. Nachdem das Duo die erste Qualifikation in Götzis gesundheitsbedingt absagen musste, haben beide an diesem Wochenende in Ratingen die letzte Chance, einen WM-Start im August in London zu ergattern. „Ich denke, es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Das ist eine spannende Situation“, sagt der 30 Jahre alte Abele: „Man darf keinen Mist bauen, keinen Sprung in den Sand setzen und keinen Salto nullo machen. Da muss man die Nerven im Griff haben.“

Schließlich haben Rico Freimuth mit 8365 Punkten und Mathias Brugger mit 8294 Punkten in Götzis gut vorgelegt und die WM-Norm (8100 Punkte) übertroffen. Auch Luca Wieland vom LAZ Saar 05 liegt über der Norm, hat dies aber nicht bei einem offiziellen Qualifikations-Wettkampf geschafft. „Wenn man sich verrückt macht, ist das schlecht: schlecht für den Körper, schlecht für die Nerven“, meint Kazmirek: „Ich gehe den Zehnkampf in Ratingen wie jeden anderen an.“

Der Olympia-Vierte Kazmirek und der zweimalige Ratingen-Sieger Abele (2007 und 2016) fühlen sich durch ihre Zwangspausen nicht beeinträchtigt. Eine Mandelentzündung hatte Abele vor Götzis matt gesetzt, Kazmirek fiel wegen einer Bänderdehnung im Fuß aus. Er war im Abschlusstraining vor Götzis umgeknickt.

„Ich bin auf jeden Fall fit“, versichert Abele. Im vergangenen Jahr konnte er ebenfalls nur in Ratingen an den Start gehen, siegte und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele in Rio. „Im vergangenen Jahr habe ich nach einem Achillessehnenriss mit 8606 Punkten gewonnen“, sagt er. Dennoch will er an so eine hohe 8000er-Zahl nicht denken: „Mein erstes Ziel ist die WM-Norm und 8300 Punkte.“

Auch für seinen 26 Jahre alten Rivalen von der LG Rhein-Wied geht es nicht darum, die persönliche Bestleistung von 8580 Punkten anzugreifen. „Vor Götzis habe ich gesagt, definitiv Bestleistung aufstellen zu können. Das kann ich nun nicht mehr von mir behaupten“, meint Kazmirek: „Ich wäre froh, wenn ich 8300 Punkte mache. Das dürfte das Leistungsvermögen sein, das ich momentan habe.“

Für Abele und Kazmirek ist die Weltmeisterschaft ohnehin nur eine Durchgangsstation. „Definitiv ja“, lautet die Antwort der beiden Zehnkämpfer auf die Frage, ob sie bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio weitermachen werden – und den Traum von einer Medaille bei einem großen Freiluft-Titelkampf wahr machen wollen. „Wir sind Medaillenkandidaten“, betont Abele. Schon bei der WM an der Themse? Nach dem Rücktritt von Weltrekordler Ashton Eaton ist ein Platz nach oben frei geworden. „Eben nur ein Platz“, meint Kazmirek. Nachrücker wie den Franzosen Kevin Mayer oder den diesjährigen Götzis-Gewinner Damien Warner aus Kanada gebe es schon. „Es wird nicht einfacher“, findet Kazmirek.

Im Siebenkampf sind zwei WM-Startplätze vergeben: Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) erzielte in Götzis mit 6836 Punkten das beste Ergebnis ihrer Karriere, geht aber trotzdem in Ratingen an den Start und will um den Sieg kämpfen. Da auch ihrer Vereinskollegin Claudia Salman-Rath (6580 Punkte), die neuerdings in Saarbrücken lebt und trainiert, die London-Reise nicht mehr zu nehmen sein dürfte, startet sie bei der parallel stattfindenden Team-EM in Lille im Weitsprung. Erste und wohl einzige Kandidatin um die dritte WM-Fahrkarte ist Jennifer Oeser, die Vizeweltmeisterin von 2009 und 2011.