Leichtathletik Zehnkämpfer Kaul zeigt sein überragendes Talent

Gävle · 21 Jahre alter Mainzer wird mit sensationellen 8572 Punkten U23-Europameister. Besonders beeindruckend seine 77,36 Meter im Speerwurf.

 Die aktuelle Nummer eins im deutschen Zehnkampf: Niklas Kaul bejubelt seinen Sieg bei der U23-EM im schwedischen Gävle.

Die aktuelle Nummer eins im deutschen Zehnkampf: Niklas Kaul bejubelt seinen Sieg bei der U23-EM im schwedischen Gävle.

Foto: dpa/Christine Olsson

Zehnkämpfer Niklas Kaul könnte der nächste deutsche „König der Athleten“ werden. Sogar für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio kann der 21-jährige Himmelsstürmer aus Mainz nun schon planen: Um 222 Zähler übertraf er die Olympia-Norm. Mit sensationellen 8572 Punkten als Sieger bei der U23-EM am Sonntag im schwedischen Gävle ist er der Thronbesteigung ein großes Stück näher gekommen. „Ich bin ein glücklicher Mensch und hoffe, dass es in den nächsten Jahren so weitergeht“, sagte Kaul, der nicht nur bei der Wüsten-WM vom 27. September bis 6. Oktober in Doha ein Medaillenkandidat ist.

„Niklas hat in Gänze überzeugt“, meinte Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallmann am Montag kurz vor dem Heimflug. „Es hat total Bock gemacht, ihn zu begleiten. Was er geschafft hat, ist in dem Alter exorbitant toll.“ Der Erfolg in dem EM-Wettkampf sei „teuer und erarbeitet“ gewesen, meinte er nach zehn Disziplinen mit wackeligen und schwächeren Momenten sowie einem großartigen Endspurt mit 77,36 Metern im Speerwurf und 4:17,63 Minuten im abschließenden 1500-Meter-Lauf, der zweitbesten Zeit seiner Karriere.

Nach dem ersten Tag schien mit nur 4206 Punkten der Titelgewinn und eine großartige Punktzahl eigentlich nicht mehr möglich. „Am zweiten Tag so viele Punkte draufzulegen – jetzt bin ich auch sprachlos“, meinte Kaul, der als 15-Jähriger Handball zugunsten der Leichtathletik aufgab. Dass er im Stabhochsprung oder über die 110 Meter Hürden nicht alles abrufen konnte und am Ende trotzdem eine Weltklassepunktzahl herausgekommen ist, „spiegelt sein Potenzial“, sagt Hallmann über „Kaltschnauze“ Kaul. Der Trainer weiß aber auch, dass es äußerst schwierig wird, den 8000er-Turm noch höher zu bauen. „Die Luft wird dünn. 200 Punkte draufzulegen, wird schwer, aber er ist ja noch ein junger Bursche.“ Auch der Junioren-Weltrekordler und Vierte der Heim-EM 2018 in Berlin bleibt Realist. „Sport ist nicht annähernd planbar und Zehnkampf sowieso nicht“, sagte Kaul. „Es ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.“

Mit neun Mal Gold war Deutschland das erfolgreichste Team, dazu kamen noch jeweils sechs Mal Silber und Bronze. Neben Kaul triumphierten Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen/5,65), Frederik Ruppert (Myhl/8:44,49) über 3000 Meter Hindernis, Kugelstoßerin Alina Kenzel (Waiblingen/17,94), Alina Reh (Ulm/31:39,34) über 10 000 Meter, die Männerstaffeln über 4x100 (39,22) und 4x400 m (3:03,92), das Sprintquartett der Frauen (43,45) und Speerwerferin Annika Fuchs (Potsdam/63,68). Kugelstoßer Valentin Moll, 19, vom LC Rehlingen, der einzige saarländischer Starter in Gävle, belegte mit 18,25 Metern Platz zehn.

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