Leichtathletik Das Oregon Project ist beendet

Berlin · Sportartikelhersteller Nike schließt das umstrittene Leichtathletik-Trainingscamp, nachdem Cheftrainer Alberto Salazar für vier Jahre gesperrt worden war. Zukunft von Konstanze Klosterhalfen noch unklar.

 Konstanze Klosterhalfen, WM-Dritte über 5000 Meter in Doha, hat beim Nike Oregon Project einen großen Leistungssprung gemacht.

Konstanze Klosterhalfen, WM-Dritte über 5000 Meter in Doha, hat beim Nike Oregon Project einen großen Leistungssprung gemacht.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Nach der angekündigten Schließung des Nike Oregon Projects (NOP) muss sich Deutschlands Ausnahmeläuferin Konstanze Klosterhalfen ein neues Trainingscamp suchen. Fünf Tage nach der Leichtathletik-WM mit zahlreichen Erfolgen zog der US-Sportartikel-Gigant die Konsequenzen aus dem Skandal um Startrainer Alberto Salazar.

Wie es mit Klosterhalfen, die in Doha Bronze über 5000 Meter gewann, und ihrem Trainer Pete Julian weitergeht, ist offen. Klosterhalfen kann die Schließung „komplett nachvollziehen“. Es sei „ein erster wichtiger Schritt, vor allem die aktuellen Athleten und deren Leistungen zu schützen, denn deren und meine sportliche Leistung ist seit der letzten Woche leider aufgrund der Umstände in den Hintergrund geraten“, erklärte die 22-jährige Leverkusenerin.

„Auch wenn ich, wie schon immer gesagt, über meine Erfahrungen seit November 2018 mit dem Team, den anderen Mitgliedern der Laufgruppe unter meinem Trainer Pete Julian nur Positives berichten und mich daher komplett von allen Verdachtsmomenten frei machen kann“, sagte Klosterhalfen weiter. Sie werde sich mit ihrem Team besprechen und dann Gespräche mit dem Sportartikelhersteller sowie mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband aufnehmen, „um für mich und meine sportliche Entwicklung und Zukunft die bestmögliche Entscheidung zu treffen“.

Klosterhalfen trainiert seit einem Jahr in Oregon. Wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln wurden Salazar und NOP-Arzt Jeffrey Brown während der WM für vier Jahre gesperrt. Klosterhalfen und andere Läufer wie Doppel-Weltmeisterin Safin Hassan aus den Niederlanden sahen sich deswegen mit immer neuen Fragen konfrontiert – auch wenn sich die Ermittlungen der US-Anti-Doping-Agentur Usada auf den Zeitraum von 2010 bis 2014 bezogen.

„Wir haben beschlossen, das Oregon-Projekt zu beenden, damit sich die Athleten auf ihre Trainings- und Wettkampfbedürfnisse konzentrieren können“, heißt es in der Nike-Stellungnahme. Laut Nike habe die Untersuchungskommission nicht festgestellt, dass bei NOP-Athleten „jemals leistungssteigernde Mittel eingesetzt“ worden seien. Die Gesamtsituation sei für die Läufer aber zu einer „unfairen Belastung“ geworden. Der gebürtige Kubaner und frühere Marathon-Spitzenläufer Salazar hatte alle Vorwürfe von sich gewiesen und Einspruch gegen das Urteil eingelegt.

Klosterhalfen betonte stets, dass Pete Julian ihr Trainer in Oregon sei. Noch in Katar hatte die Rheinländerin angekündigt, weiter beim NOP trainieren zu wollen: „Das bleibt das beste Team der Welt“, sagte die deutsche Rekordhalterin vor ihrem Urlaub: „Doping ist da nie ein Thema.“ Bereits 2001 hatten Nike und Salazar das Projekt gegründet. Der heute 61-Jährige wollte damals die Vormachtstellung der übermächtigen Ausdauersportler aus Afrika durchbrechen. Die Sportler des Projekts, dessen Markenzeichen ein Totenkopf ist, hatten bei der WM in Doha mächtig abgeräumt. Wären die Elite-Läufer als ein eigenes Team im Medaillenspiegel geführt worden, hätten sie so oft Gold wie China geholt. Sieben der zwölf Ausdauerspezialisten waren in Doha am Start. Ihre Bilanz: dreimal Gold, einmal Silber und Bronze für Klosterhalfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort