Leichtathletik-WM Deutsche Frauen-Power im Sprint

Doha · Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto wollen bei der Leichtathletik-WM durchstarten. In der Staffel ist sogar eine Medaille drin.

 Beim ISTAF in Berlin überzeugte die deutsche Staffel mit Schlussläuferin Gina Lückenkemper, die ihre Freude herausschreit.

Beim ISTAF in Berlin überzeugte die deutsche Staffel mit Schlussläuferin Gina Lückenkemper, die ihre Freude herausschreit.

Foto: dpa/Jens Büttner

Gina Lückenkemper hatte im Jahr 2019 mit vielen Problemen zu kämpfen. Beim Start haperte es, das öffentliche Bohei wurde ein wenig zu viel, Kopf und Beine waren müde. Dass die nationale Konkurrenz Deutschlands Sprinterin Nummer eins gehörig auf die Pelle gerückt ist, zählt die 22-Jährige aber ausdrücklich nicht dazu. „Unsere Wettkampfsituation ist auf extrem krassem Niveau. Das ist eine schöne Entwicklung und macht Bock auf mehr für die kommenden Jahre“, sagt Lückenkemper vor ihrem ersten Start bei der Leichtathletik-WM in Doha.

Vor zwei Jahren war Lückenkemper bei den Titelkämpfen in London in die Weltelite gestürmt: 10,95 Sekunden, als erste Deutsche seit Katrin Krabbe ein Vierteljahrhundert zuvor unter der 11er-Marke geblieben, das Halbfinale erreicht. Jenes ist auch in Doha in Reichweite, für Lückenkemper wie für die deutsche Jahresbeste Tatjana Pinto und an einem Sahnetag auch für Lisa-Marie Kwayie, die das deutsche Trio in den Vorläufen an diesem Samstag (15.30 Uhr/ZDF) bilden.

Dass es im Einzel angesichts der derzeit exquisiten Niveaus der Weltallerbesten – erstmals seit 2009 liefen drei Sprinterinnen 10,75 und schneller – immens schwer bis unmöglich für eine deutsche Athletin ist, in die Nähe von Medaillen oder ins Finale zu kommen, weiß auch Lückenkemper, die sich deshalb nur auf sich selbst konzentriert.

„Ich persönlich setze auf den Tag X“, sagt Lückenkemper, die nach ihrem EM-Silber von Berlin 2018 im WM-Jahr nur schwer in Fahrt kam, mit ihrer Saisonbestzeit von 11,14 weit von ihrer London-Topmarke entfernt ist: „An diesen 10,95 werde ich seit 2017 immer und ständig gemessen.“ Damit sie in Doha an diese Marke herankommt, „muss am Tag X wirklich alles stimmen“.

Pinto, mit 27 schon im reiferen Sprinter-Alter, ist nach vielen Verletzungsproblemen endlich schmerzfrei, geht bis in die Zehenspitzen motiviert in Doha an den Start. „Da will ich abliefern“, sagt die Paderbornerin, die sich endlich den Traum von der „10“ vor dem Komma erfüllen will – ihre Bestzeit liegt bei glatten elf Sekunden, der Saisonbestwert bei 11,09: „Ich will am Ende meiner Karriere mit mir im Reinen sein. Und das kann ich nur, wenn ich weiß, ich habe alles rausgeholt.“

Im Einzel geht es in Doha um Achtungserfolge, in der Staffel aber ist eine Medaille möglich. „Da kommt man momentan ein bisschen ins Träumen“, sagt Lückenkemper. Beim ISTAF in Berlin lief der deutsche Vierer in der geplanten WM-Besetzung Lückenkemper, Pinto, Kwayie und Yasmin Kwadwo an die Spitze der Jahresweltbestenliste. „Wir haben gezeigt, was wir draufhaben. Sollten wir das in Doha hinkriegen, dann kann das Ganze auch wirklich großartig werden“, sagt Lückenkemper.

Olympia in Tokio könnte noch großartiger werden, denn dann dürfte Malaika Mihambo die Staffel verstärken. Die Weitsprung-Überfliegerin, die sich in Doha aufgrund des Zeitplans ganz auf den Kampf um Gruben-Gold konzentriert, hatte bei ihren 100-Meter-Ausflügen in diesem Jahr geglänzt (11,13). In Tokio ist ein Doppelstart möglich.

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