Darts-WM Hoffnungsträger unter gigantischem Druck

London · Der beste deutsche Darts-Profi Max Hopp steht vor seiner bereits siebten WM-Teilnahme – und das mit gerade mal 23 Jahren.

 Max Hopp ist der erfolgreichste deutsche Dartsspieler. Bei der WM im legendären „Ally Pally“ in London könnte der „Maximiser“ in Runde zwei auf den Saarländer Gabriel Clemens treffen.

Max Hopp ist der erfolgreichste deutsche Dartsspieler. Bei der WM im legendären „Ally Pally“ in London könnte der „Maximiser“ in Runde zwei auf den Saarländer Gabriel Clemens treffen.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Mit 16 Jahren beginnen Teenager normalerweise ihre Ausbildung, kaufen erstmals Bier oder machen ihren Mofa-Führerschein. Für Max Hopp ging es in diesem Alter gleich nach London, um auf der größten Darts-Bühne der Welt zu debütieren. Begriffe wie „Wunderkind“ ließen nicht lange auf sich warten, Fans und Darts-Liebhaber in Deutschland träumten schon vom ganz großen Durchbruch der Pfeile-Sportart, die einst als verrauchtes Kneipenspiel galt. Doch der bleibt bislang aus.

Für Hopp kommt der Druck von allen Seiten – auch vor der an diesem Freitag beginnenden Weltmeisterschaft in London. Die bunt verkleideten und häufig beschwipsten Fans in den bestens gefüllten Hallen wollen ihn siegen sehen, auch medial wird eine große Erwartungshaltung erzeugt. Selbst der Weltranglistenerste Michael van Gerwen hat seinen Anspruch an Hopp geäußert. „Mit dem Talent, das er hat, hätte er weiter sein sollen. Er müsste mehr machen“, kritisierte „Mighty Mike“ ihn nach dem direkten Duell der beiden bei der WM im vergangenen Jahr, das er mit 4:1 gewann.

Hopp gab nicht viel auf die Erziehungstipps des Dauersiegers aus den Niederlanden. „Er sieht das aus seinem Blickwinkel. Ich bin ein Fan von leben und leben lassen. Ich selbst muss glücklich sein an dem Ort, an dem ich lebe. Man wird am Ende ja sehen, was das Ergebnis ist“, sagte der „Maximiser“, der neben dem Profi-Sport auch mal geschäftlich in die Schweiz reist, sich für Darts-Abende buchen lässt oder Jürgen Klopp in Liverpool trifft. Für das Jahr 2019 visierte er die Top 20 der Weltrangliste an – das ist durchaus noch realistisch, wenn er beim Schlusspunkt in London ein ordentliches Turnier abliefert.

Der Idsteiner ist neben Martin Schindler und dem Saarwellinger Gabriel Clemens einer von gerade mal drei Vollzeit-Spielern in Deutschland. Er wirkt durchtrainierter als viele seiner Kollegen, die mit Bierbauch und Doppelkinn nur entfernt aussehen wie Profisportler, aber um Millionensummen spielen. Darts geht Hopp mit einem ganzheitlichen Ansatz an: Er wirft nicht nur Pfeile, sondern geht regelmäßig Joggen und schult seinen Kopf.

Die Methoden des Hessen zeigen Wirkung und haben schon zu vielen sportlichen Höhen geführt: EM-Halbfinale, ein prestigeträchtiger European-Tour-Titel in Saarbrücken und schon der siebte WM-Start mit 23 Jahren. Doch der Aufstieg in die Weltspitze, den sich mancher Fan und Experte gewünscht hatte, bleibt bislang aus. Allerdings steht in den Top 10 der Weltrangliste auch kein anderer Spieler in Hopps Alter.

Die Meinungen über ihn gehen in der Darts-Szene deshalb auseinander. Die einen schätzen sein enormes Potenzial und die Hartnäckigkeit, den Platz an der deutschen Spitze über Jahre zu verteidigen. Bei der WM ist er dieses Jahr an Position 24 gesetzt, so hoch war noch nie ein deutscher Spieler platziert. Anderen fehlt der eine große Sprung, sie stört die doch eher unstete Verbesserung. Auf ein ganz schwaches Jahr 2017 folgte erst ein sehr starkes 2018 und dann ein durchwachsenes 2019. Wo es 2020 hingeht?

Hopp versucht, sich dem Rummel so gut wie möglich zu entziehen. Vor der WM verhängt er sich selbst eine Mediensperre, abseits des obligatorischen Programms für die übertragenden TV-Sender gibt er nur wenige Interviews. Was ihm Kritiker als verpasste Chance zur besseren Promotion des Darts-Sports ankreiden, hält Experte Elmar Paulke für den richtigen Weg. „Er zieht sich raus, er steht einfach am meisten im Fokus. Er will das alles nicht so sehr an sich heranlassen. Ich glaube, er tut gut daran“, sagte Paulke.

Einen Gesprächstermin abseits von Turnieren und Galas zu bekommen, ist bei Hopp und wechselnden Managern eine echte Schwierigkeit. Eine angekündigte Pressekonferenz blieb bis zum Start der WM-Woche aus – am Montag wurde nun die plötzliche Absage verkündet. Es fehle die Zeit. Kann das wirklich noch am Fokus auf den Sport liegen?

Bei der WM winkt schon in seinem ersten Spiel ein Duell mit Landsmann Clemens, der 2019 kaum schlechter war als Hopp. Für Fachmann Paulke ist klar, wer in diesem deutschen Aufeinandertreffen unter Druck steht: „Gabriel kann völlig entspannt da reingehen, Max wird mehr zeigen wollen, dass er die Nummer eins ist.“ Nur muss „Gaga“ Clemens erstmal die erste Runde gegen den Niederländer Benito van de Pas überstehen, während Hopp ein Freilos hat.

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