Skispringen Karl spielt auch in Garmisch die zweite Geige

Garmisch · Skispringer Geiger muss sich beim Neujahrsspringen nur Norweger Lindvik geschlagen geben. Drei Deutsche unter den besten Zehn.

 Karl Geiger (links) zeigte beim Neujahrsspringen am Mittwoch in Garmisch-Partenkirchen erneut eine Topleistung. Es reichte bei der zweiten Station der Vierschanzentournee aber „nur“ zu Platz zwei hinter Marius Lindvik (Mitte) aus Norwegen. Der Pole Dawid Kubacki (rechts) wurde Dritter.

Karl Geiger (links) zeigte beim Neujahrsspringen am Mittwoch in Garmisch-Partenkirchen erneut eine Topleistung. Es reichte bei der zweiten Station der Vierschanzentournee aber „nur“ zu Platz zwei hinter Marius Lindvik (Mitte) aus Norwegen. Der Pole Dawid Kubacki (rechts) wurde Dritter.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Karl Geiger brüllte seine Freude heraus und feierte den grandiosen zweiten Platz wie einen Sieg, 21 000 euphorisierte Fans waren nach dem Traumflug ihres „Karle“ aus dem Häuschen: Mit einer erneut fantastischen Leistung ist der Allgäuer beim Neujahrsspringen der 68. Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen auf das Podest geflogen und hat beim Überraschungssieg des Norwegers Marius Lindvik einen Traumstart ins Jahr 2020 hingelegt. Weil Geigers großer Rivale Ryoyu Kobayashi nur Vierter wurde, kann der Traum vom ersten deutschen Tourneesieg seit 18 Jahren Realität werden.

„Unglaublich, das war ein perfekter Start ins neue Jahr“, sagte Geiger nach seinem zweiten Sprung auf 141,5 Meter, mit dem er den Angriff von Oberstdorf-Sieger Kobayashi wie ein großer Champion gekontert und sich wie schon im Auftaktspringen Rang zwei gesichert hatte: „Der Flug hat sich supergut angefühlt. Ich hatte nach Kobayashis Sprung gehört, dass es laut war, dass er also weit war. Also dachte ich mir, jetzt klopfe ich auch einen raus.“

In einem hochklassigen Wettbewerb rettete Außenseiter Lindvik, der im ersten Durchgang mit 143,5 Metern den genau zehn Jahre alten Schanzenrekord des Schweizers Simon Ammann eingestellt hatte, seinen Vorsprung ins Ziel. Der 21-Jährige siegte mit 289,8 Punkten und umgerechnet zweieinhalb Metern Vorsprung vor Geiger (285,0) und dem Polen Dawid Kubacki (284,0).

Geiger spielte zwar nur die zweite Geige, nahm aber dem weiterhin Gesamtführenden Kobayashi (282,1) 2,9 Punkte ab, liegt als Zweiter nun nur noch 6,3 Punkte – umgerechnet dreieinhalb Meter – zurück. In Innsbruck am Samstag (14 Uhr/ZDF und Eurosport) und im Finale in Bischofshofen am Montag ist noch alles drin, der erste deutsche Tournee-Triumph seit Sven Hannawald im Jahr 2002 ist kein unrealistisches Szenario.

„So wie heute will ich in Innsbruck weitermachen. Es hilft mir im Moment sehr, von Sprung zu Sprung zu denken“, sagte Geiger, dem Bundestrainer Stefan Horngacher ein dickes Lob aussprach: „Man kann nur den Hut ziehen, wie der Karl im Moment mit dem Druck umgeht.“

In einem vor allem im ersten Durchgang vom wechselnden Wind beeinflussten Springen kam Dreifach-Weltmeister Markus Eisenbichler mit einem starken zweiten Sprung auf Platz zehn (266,1). Eisenbichler, im Vorjahr in Garmisch wie in der Tournee-Gesamtwertung Zweiter, bestätigte damit seinen Aufwärtstrend. „Es ist ein bisserl mehr drin, ich bin trotzdem recht zufrieden“, sagte „Eisei“. Zweitbester Deutscher war Constantin Schmid, der als Siebter (271,5) sein bestes Weltcupergebnis einstellte.

Dass Lindvik nach seinem frühen Wahnsinnssatz bei deutlich besseren Verhältnissen auf dem Weg zu seinem ersten Weltcupsieg kaum aufzuhalten sein würde, war früh absehbar. Geiger und Kobayashi lieferten sich dahinter ihr Privatduell, und der Japaner verpasste es, Skisprung-Geschichte zu schreiben: Der 23-Jährige hätte als als Erster sechs Tournee-Springen in Serie gewinnen können. Somit war Lindvik der erste Tournee-Tagessieger seit fast drei Jahren und elf Springen, der nicht Kobayashi oder Kamil Stoch hieß. Der letzte Gewinner abseits der beiden Dominatoren war Lindviks norwegischer Landsmann Daniel Andre Tande am 4. Januar 2017 in Innsbruck gewesen.

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