Fechten Nach dem Debakel soll es wieder in die richtige Richtung gehen

Düsseldorf · Für die deutschen Fechter geht es ab diesem Montag bei der Heim-EM in Düsseldorf neben Medaillen auch um die Qualifikation für Olympia 2020.

 Die deutschen Fechter, hier Säbel-Europameister Max Hartung (rechts), müssen bei der Heim-EM in Düsseldorf überzeugen.

Die deutschen Fechter, hier Säbel-Europameister Max Hartung (rechts), müssen bei der Heim-EM in Düsseldorf überzeugen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Wenn die deutschen Fechter ab diesem Montag auf die Planche treten, geht es nicht nur um Titel und Medaillen, sondern auch um die zukünftige Entwicklung des gesamten deutschen Fechtens. „Wir wollen und müssen Top-Ergebnisse abliefern“, gibt Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), die klare Marschroute für die Heim-Europameisterschaften in Düsseldorf vor. Bei der EM steht für die krisengeschüttelten deutschen Fechter auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 auf dem Spiel.

„Top-Ergebnisse sind dabei nicht nur Platz vier oder fünf, sondern auch mal Medaillen“, ergänzt Ressel, der sich bei seiner Vorgabe an den jeweils drei Medaillen der vergangenen beiden Europameisterschaften orientiert. Nach dem medaillenlosen Debakel in Rio 2016 blieb dem DFeB auch bei der WM 2018 im chinesischen Wuxi erstmals nach 47 Jahren Edelmetall verwehrt. Zur Sicherung der finanziellen Förderung müssen die deutschen Fechter nun durch Top-Platzierungen wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und überzeugen.

Neben EM-Medaillen wäre auch ein möglichst großes Olympia-Team hierfür von großer Bedeutung. Aufgrund der Besonderheit im Qualifikationsmodus liegt der Fokus dabei klar auf der Mannschaftswertung. Jedes qualifizierte Team darf bei Olympia auch drei Einzelstarter stellen, erst danach wird das Feld über die Einzelweltrangliste mit maximal einem Starter pro Nation aufgefüllt. Die Säbel-Herren und die Florett-Damen erfüllen mit einem Platz unter den ersten Acht der Weltrangliste derzeit die Qualifikationskriterien – damit wären zwei Teams mehr qualifiziert als bei der Nullrunde in Rio de Janeiro.

Säbel-Europameister Max Hartung hat nicht nur mit dem Team eine glänzende Ausgangsposition, sondern brillierte in dieser Saison auch im Einzel mit zwei Weltcupsiegen und sechs Podestplätzen. Einen möglichen Titelhattrick im Einzel sieht der 29-Jährige als „schönen Gedanken“, legt das Hauptaugenmerk aber auf den Team-Wettkampf: „Wenn ich wählen könnte, würde ich auf jeden Fall den Mannschaftstitel nehmen, weil wir uns dann wahrscheinlich als Team für Olympia qualifizieren.“

Neben den Säbel-Herren um Hartung ist Florett-Talent Leonie Ebert die heißeste Medaillenanwärterin im 24-köpfigen deutschen Aufgebot. Die erst 19 Jahre alte Ebert ließ in der Weltcupsaison bereits mit einem zweiten Platz aufhorchen und schob sich in der Weltrangliste auf Platz sieben nach vorne. „Eine Medaille wäre natürlich super“, sagte die mehrfache Jugend-Welt- und -Europameisterin: „Aber in erster Linie will ich das umsetzen, was wir in den letzten Wochen und Monaten trainiert haben.“ Mit Richard Schmidt, Dritter der WM 2017 und der EM 2018, hat der DFeB zudem im Degenbereich noch einen Überraschungskandidaten für Großereignisse in seinen Reihen.

Mehr gemeinsame Trainingslehrgänge und größere Umfänge sollen die deutschen Fechter wieder zurück an die Weltspitze führen. Die Heim-EM in Düsseldorf kommt auf diesem Weg gerade recht. „Mit der Europameisterschaft im eigenen Land haben wir beste Bedingungen geschaffen, damit sich unsere Athleten für Olympia qualifizieren“, sagte DFeB-Präsidentin Claudia Bokel. Sollte das gelingen, geht die Entwicklung des deutschen Fechtens nach langer Zeit wieder in die richtige Richtung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort