Schwimm-WM in Südkorea Freiwasser-Schub für die Beckenschwimmer

Yeosu · Deutsche Staffel gewinnt auch ohne Weltmeister Florian Wellbrock WM-Gold. Beste Ausbeute seit den Titelkämpfen in Barcelona 2013.

 Bissfest: Rob Muffels (von links), Sören Meißner, Sarah Köhler und Lea Boy freuen sich über ihre Goldmedaillen aus dem Mixed-Rennen.

Bissfest: Rob Muffels (von links), Sören Meißner, Sarah Köhler und Lea Boy freuen sich über ihre Goldmedaillen aus dem Mixed-Rennen.

Foto: dpa/Mark Schiefelbein

Nach dem goldenen Endspurt gegen sein Vorbild verspürte Rob Muffels ein besonderes Glücksgefühl. „Das werde ich in meine Biografie reinschreiben“, sagte der Schlussschwimmer lachend nach dem Herzschlagfinale um den WM-Titel mit der Freiwasserstaffel – ausgerechnet gegen den italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri. Als der 24-Jährige aus dem Hafenbecken in Yeosu kletterte und seinen Teamkollegen Lea Boy, Sarah Köhler und Sören Meißner um den Hals fiel, hatte er am Ende eines perfekt geplanten Rennens die Vergangenheit besiegt. Er hatte denjenigen geschlagen, der ihn vor acht Jahren aus dem Becken vertrieben hatte, weil er unschlagbar war.

Als 16-Jähriger hatte Muffels Paltrinieri beim Sette-Colli-Meeting in Rom erstmals schwimmen gesehen. „Er war über 1500 Meter über eine Minute schneller als ich – und mein Jahrgang“, berichtete der Magdeburger, „da habe ich gedacht: Verdammt, ich bleibe im Freiwasser.“ Der Italiener stieg im Becken zum besten Langstreckler der Welt auf, wurde 2016 Olympiasieger und 2017 zum zweiten Mal Weltmeister. Muffels, damals Jugendeuropameister über 800 Meter, machte dagegen draußen Karriere: Der Sieg gegen Paltrinieri, „immer ein Vorbild“, bescherte ihm bereits den insgesamt zweiten WM-Titel und die vierte WM-Medaille im Freiwasser. Und es fehlten ja noch zwei Wettbewerbe: In der Nacht zu diesem Freitag (1 Uhr MESZ) gingen der Saarbrücker Andreas Waschburger, Meißner sowie Boy und Finnia Wunram (Magdeburg) über 25 Kilometer an den Start. Waschburger hatte sich im Vorfeld optimistisch gezeigt, einen vorderen Rang erreichen zu können.

Zurück zum Teamrennen: Im Regen von Yeosu bei höheren Wellen als an den vergangenen Tagen hatte Muffels seine Stärken ausgespielt. „Ich habe versucht, auf seiner Hüfte zu schwimmen, ein bisschen Gewicht auf ihn raufzupacken“, berichtete er, „ich musste ihn auf Freiwassermanier behandeln, damit ich überhaupt mitkomme.“ Der packende Zweikampf auf der letzten der vier 1,25 Kilometer langen Runden behagte dem Italiener überhaupt nicht: „Ich bin nicht weggekommen.“ Weil Köhler zuvor schon eine Gelbe Fahne als Verwarnung erhalten hatte, ging Muffels „möglichst zart“ mit seinem Kontrahenten um, „ich wollte nicht riskieren, dass wir Rot bekommen.“

Die zweite Goldmedaille für die deutschen Freiwasserschwimmer in Yeosu nach dem Zehn-Kilometer-Triumph von Florian Wellbrock machte Bundestrainer Stefan Lurz euphorisch. „Das war eine geile Woche“, bilanzierte der Cheftrainer und lobte neben Muffels auch die WM-Debütantin Boy und die Vizeeuropameister Köhler und Meißner: „Das ist für alle Vier Note eins mit Stern. Sie haben den i-Punkt auf diese WM gesetzt. Wahnsinn.“

Nach der medaillenlosen Weltmeisterschaft 2017 am Balaton haben Wellbrock, Muffels und Co. mit zweimal Gold und zweimal Bronze die beste WM-Ausbeute seit 2013 verbucht. In Barcelona hatte das Team um den inzwischen zurückgetretenen Rekordweltmeister Thomas Lurz zusätzlich noch zweimal Silber gewonnen. „Das gibt auch Aufschwung für unsere Beckenschwimmer“, meinte Muffels, als sich Wellbrock und seine Freundin Köhler aus Yeosu verabschiedeten und in den Bus nach Gwangju stiegen. Dort soll das Paar in der nächsten Woche mithelfen, ein Debakel wie vor zwei Jahren und bei den beiden letzten Olympischen Spielen zu verhindern. Vor allem Wellbrock trägt die Hoffnungen auf Edelmetall auch im Becken – ebenfalls im Duell mit Paltrinieri.

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