Motorsport Ein Thailänder will vorne mitmischen

Hockenheim · Neuling Alexander Albon vom kleinen Toro-Rosso-Rennstall hat sich in der Formel 1 sehr schnell zurechtgefunden.

 Neuling Alexander Albon vom Team Toro Rosso ist erst der zweite Thailänder, der es bisher in die Formel 1 geschafft hat.

Neuling Alexander Albon vom Team Toro Rosso ist erst der zweite Thailänder, der es bisher in die Formel 1 geschafft hat.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Wer um alles in der Welt ist Alexander Albon? Das fragten sich nicht nur gestandene Formel-1-Experten zum Saisonstart 2019. Zehn Rennen später und zum Grand Prix an diesem Sonntag in Hockenheim (15.10 Uhr/RTL und Sky) können sie den 23-Jährigen aus dem Rennstall Toro Rosso bedeutend besser einordnen. Albon ist neben Lando Norris (McLaren) und George Russell (Williams) einer der drei Formel-1-Neueinsteiger. Einer, dem man am wenigsten den Sprung in die Königsklasse des Motorsports zugetraut hatte.

Albons Aufstieg verlief nicht ganz ohne Dramen. Platz 38 in seiner ersten Formel-Renault-Saison 2012 war nicht gerade eine Empfehlung für höhere Weihen. Aber er gab seinen Traum nicht auf, arbeitete hart und kämpfte sich nach vorne, wurde Vizemeister in der GP3 und stieg in die Formel 2 auf. Nach Platz zehn in der ersten Saison platzte im zweiten Jahr der Knoten. Mit Norris und Russell kämpfte er lange auf Augenhöhe um den Titel, musste sich am Ende aber mit Platz drei zufrieden geben. Und dennoch: Es reichte für ein Formel-1-Cockpit bei Toro Rosso. Dort ersetzt er den erfolglosen Neuseeländer Brendon Hartley.

Albons Verpflichtung geht aber auch auf seine Nationalität zurück. Er ist der Sohn eines britischen Ex-Rennfahrers und einer thailändischen Mutter. Albon besitzt sowohl den britischen als auch den thailändischen Pass, spricht beide Sprachen und ist praktizierender Buddhist. Aufgewachsen mit drei Schwestern und einem Bruder in der Nähe von London, lebt Albon heute mit seiner Mutter in Milton Keynes (Sitz von Red Bull), verbringt aber viel Zeit in Faenza, der italienischen Heimat seines Teams Toro Rosso, der kleinen Schwester des Red-Bull-Rennstalls.

Da Chef-Bulle Dietrich Mateschitz bekanntlich mit der thailändischen Yoovidhya-Familie geschäftlich verbandelt ist – Yoovidhya ist mit 51 Prozent am österreichischen Getränkeriesen beteiligt – lag es nahe, dass sich der Anteilseigner für Albon stark gemacht hat. Dieser hat sich entschieden, mit thailändischer Lizenz und unter thailändischer Flagge, die auf seinem Helm zu sehen ist, in der Formel 1 zu fahren. „Ich bin sehr stolz, Thailand zu repräsentieren. Das ist eine große Ehre für meine Familie und mich“, gesteht der anfangs wie ein in der Waldlichtung hervorgetretenes scheues Reh im Gespräch mit der SZ: „Ich sehe es immer noch als großes Glück an, diesen Platz in der Formel 1 bekommen zu haben.“

Albon ist erst der zweite Thailänder überhaupt, der in der Königsklasse aktiv ist. Von 1950 bis 1954 war Prince Birabongse Bhanudej Bhanubandh, kurz Bira Bhan, ein Formel-1-Fahrer. Er nahm an insgesamt neun Rennen teil und sammelte immerhin drei Mal Punkte.

Da kann Landsmann Albon schon eine bessere Statistik vorweisen. Sein Debütrennen in Australien beendete er auf Rang 14. Anschließend heimste er als Neunter seinen ersten WM-Punkt ein. Nach dem zehnten Rennen und vor Hockenheim hat sich Albon mit sieben WM-Punkten vorerst auf Rang 15 etabliert.

Apropos Hockenheim. „Die Strecke ist cool. Man kann gut überholen. Es gibt immer Zweikämpfe. Ich hatte aber auch schon einen großen Crash, bin dort mit meinem Formel-3-Auto in Kurve 1 schon mal heftig abgeflogen“ berichtet Albon. Von Deutschland selbst wisse er noch nicht so viel. „Ich bin leider noch nicht auf der Autobahn gefahren, weil ich damals noch keinen Führerschein hatte“, sagt er.

Mit seinen beiden Neueinsteiger-Kollegen hat Albon keine Probleme. „Lando Norris’ Stärke ist der pure Speed, die Geschwindigkeit. Und mit George Russell duelliere ich mich praktisch schon ein ganzes Leben lang. Er ist extrem ehrgeizig.“

 Formel 1 - Großer Preis von Deutschland

Formel 1 - Großer Preis von Deutschland

Foto: SZ/Müller, Astrid

Und gegen all diesen Ehrgeiz seiner Mitneulinge in der Formel 1 muss Albon in Hockenheim noch eine Schippe drauflegen, will er im Vergleich nicht abfallen. Norris (22 Punkte, Platz neun in der Fahrerwertung) liegt klar vor ihm. Russell hingegen hat noch keinen Zähler holen können. „Wir wollen uns im Mittelfeld behaupten. Es wäre schön, wenn wir im vorderen Bereich mitspielen könnten. In Hockenheim soll da am Sonntag der nächste Schritt gemacht werden“, sagt Albon und fügt grinsend an: „Ich wünsche mir schon ein paar Punkte mehr, zumindest immer mehr als Lando und George.“

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