Formel 1 Formel 1 steht vor einem riesengroßen Puzzle

Melbourne · Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Saisonstart wohl erst im Juni sein. Möglichst viele Rennen sollen aber nachgeholt werden.

 Nicht nur auf dem Albert Park Circuit in Melbourne konnte nicht gefahren werden. Inzwischen wird mit einem Saisonstart in der Formel 1 erst am 7. Juni in Baku gerechnet.

Nicht nur auf dem Albert Park Circuit in Melbourne konnte nicht gefahren werden. Inzwischen wird mit einem Saisonstart in der Formel 1 erst am 7. Juni in Baku gerechnet.

Foto: dpa/Scott Barbour

2020 sollte etwas Großes bringen, etwas Historisches, die längste Formel-1-Saison der Geschichte. Dann aber löste der positive Coronatest im Fahrerlager von Melbourne eine Kettenreaktion aus, und plötzlich steht die Königsklasse vor den Überresten ihres Kalenders. Und sie rätselt, wie sie dieses Jahr retten kann. „Wir wollen von den verlorenen Rennen so viele wie möglich zurückholen“, sagt Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn nach der Absage der Grand Prix in Australien, Bahrain und Vietnam: „Wir müssen aber auch realistisch sehen, was möglich ist.“

Denn die Absagenflut, von der Pandemie ausgelöst, erfasst vermutlich viel mehr als diese ersten drei Saisonrennen. China (19. April) war sowieso längst gestrichen, und auch Zandvoort (3. Mai), Barcelona (10. Mai) und Monaco (24. Mai) liegen sowohl zeitlich als auch geografisch ungünstig. „Noch haben wir keine offizielle Verkündung bekommen“, sagt Zandvoort-Sportchef Jan Lammers: „Aber natürlich wäre niemand überrascht, wenn das Rennen verschoben wird.“

Längst rechnet man in der Formel 1 mit einem Saisonstart erst am 7. Juni: Baku als erstes Rennen der Saison, Aserbaidschan statt Australien also. Damit würden auf einen Schlag sieben der geplanten 22 Rennen wegfallen, und das ist für die Serie durchaus ein Problem. Denn die verdient ihr Geld, indem sie antritt – die lokalen Promoter überweisen Millionensummen.

Eine Rennabsage bekommt einerseits das Großunternehmen Formel 1 zu spüren, ungleich stärker leiden aber die Rennställe. „Die Teams überleben mit Hilfe der Gelder, die wir bei den Rennen einnehmen“, sagt Brawn: „Jedes verlorene Rennen wirkt sich stark aus.“

Eine Saison mit 15 WM-Läufen wäre völlig unüblich, eine solche Zahl gab es zuletzt 1983. Und sie würde nicht in den Wirtschaftsplan gerade der kleinen und mittleren Teams passen, die ohnehin gerade so durchkommen. Und so ist es für die Formel 1 keine Option, die Saison einfach zu verkürzen, zumindest einige Rennen müssen nachgeholt werden. Es wird allerdings eng, bereits 15 Rennen zwischen Anfang Juni und Ende November sind eine ganze Menge. Und so wird wohl die Sommerpause herhalten müssen, im August ist Raum für Nachholrennen. Zudem hat Abu Dhabi, Ausrichter des Saisonfinales (29. November), Bereitschaft signalisiert, eine Woche nach hinten zu rücken.

„Lösen wir die Sommerpause auf, dann verschaffen wir uns ein paar Wochenenden“, sagt Formel-1-Sportdirektor Brawn. Bei dem Versuch, viele Rennen in einen engen Zeitplan zu quetschen, sei zudem Flexibilität der Teams gefragt. Um diese etwa bei drei Rennen in drei Wochen nicht zu überfordern, wird bereits über verkürzte Grand Prix nachgedacht: „Wir haben über zweitägige Rennwochenenden gesprochen, dann wären drei Rennen in drei Wochen eine Option.“

Und welche Rennen haben die besten Chancen, es zurück in den Kalender zu schaffen? Vor allem die, die viel Geld bringen und zudem nicht auf einem Stadtkurs stattfinden: Sehr wichtig für die Formel 1 ist die Rückkehr nach Zandvoort, wo der Max-Verstappen-Hype ausgekostet werden soll. Bahrain zahlt viel Geld und bietet kaum organisatorische Hürden. Vietnam ist eine Straßenstrecke, damit wird es schwieriger, einen Termin zu finden. Das Debüt in Hanoi dürfte der Formel 1 ebenfalls wichtig sein. Es gilt ja, neue Märkte zu erschließen.

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