Motorsport Der Weg in die Formel 1 ist vorgezeichnet

Sotschi · In den nächsten Wochen soll sich die Zukunft von Mick Schumacher entscheiden. Die Königsklasse ist offenbar eine Option.

 Mick Schumachers Wechsel in die Formel 1 schon in diesem Winter ist nicht ausgeschlossen.

Mick Schumachers Wechsel in die Formel 1 schon in diesem Winter ist nicht ausgeschlossen.

Foto: dpa/David Davies

So langsam, aber sicher gehen der Formel 1 die deutschen Piloten verloren, und vielleicht kommt dieses Wochenende in Sotschi da gerade recht. Als Symbol der Hoffnung sozusagen. Im Rahmenprogramm des Großen Preises von Russland (Sonntag, 13.10 Uhr/RTL und Sky) ist die bekannteste Rennsport-Familie Deutschlands so stark vertreten wie lange nicht: Mick Schumacher (20) geht im Unterbau der Königsklasse an den Start, in der Formel 2. Und sein Cousin David Schumacher (18) gibt sein Debüt in der Formel 3.

Die Söhne von Michael und Ralf Schumacher arbeiten an ihren eigenen Karrieren, und vielleicht retten sie in Zukunft ja wirklich die deutsche Quote in der Formel 1 – das scheint wichtig in diesen Tagen, da Sebastian Vettels Laufbahn ihren Höhepunkt ganz offensichtlich überschritten hat. Und Nico Hülkenberg noch immer nicht weiß, ob er 2020 Teil der Königsklasse ist.

Das gleiche gilt übrigens für Mick Schumacher – in seinem Fall ist das allerdings überaus positiv: Ein Aufstieg des Hoffnungsträgers schon im Winter scheint zumindest nicht ausgeschlossen. „Ich glaube, dass wir abwarten müssen, wie die nächsten Rennen ablaufen. Dann können wir mit Sicherheit sagen, was nächstes Jahr passiert“, sagte Schumacher am Freitag in Sotschi. Es sei für die Saison 2020 „noch nichts abgesprochen oder besprochen“.

Dass der Sohn des erfolgreichsten Formel-1-Piloten der Geschichte diese Möglichkeit offenlässt, ist durchaus bemerkenswert. Irgendwann wird er den Sprung schaffen, das gilt als sicher, die Kombination aus Talent und großem Namen öffnet Türen. Schon jetzt gehört er zur Nachwuchs-Akademie Ferraris.

Allerdings plant Schumacher seine Laufbahn bemerkenswert behutsam. In der Formel 4 und der Formel 3 verbrachte er jeweils zwei Jahre, bis er spürte, dass die Lernkurve abgeschlossen war. Er wolle „eines Tages optimal vorbereitet in die Formel 1“ wechseln, sagte er stets. Dass er sich ausgerechnet in der leistungsstarken Formel 2 weniger Zeit gibt, wirkt unwahrscheinlich.

In seinem ersten Jahr in der wichtigsten Nachwuchsserie ist Schumacher vier Rennen vor Schluss nur Gesamt-Elfter, immerhin ein Rennen konnte er gewinnen. Sportlich geben andere den Ton an. „Es wird der Moment kommen, an dem er bereit für die Formel 1 ist. Wir haben viel in ihn investiert, weil wir daran glauben, dass er ein guter Formel-1-Fahrer sein kann“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.

Wenn es aber so weit ist, dann wird Schumacher seine ersten Schritte in der Formel 1 wohl mit Alfa Romeo (einst Sauber) gehen. Der Ferrari-Kunde bietet den Talenten der Scuderia immer wieder ein Cockpit, und für 2020 ist der zweite Sitz neben Kimi Räikkönen offiziell noch nicht vergeben: Der Vertrag von Antonio Giovinazzi läuft aus.

Dessen Cockpit ist wohl auch für Hülkenberg die einzig attraktive Lösung für einen Verbleib in der Königsklasse. Die Sitze bei Red Bull Racing und dem Tochter-Team Toro Rosso sind für ihn wohl nicht verfügbar, und Hinterbänkler Williams wäre ein zu großer Rückschritt. Seit 2010 schon, mit kurzer Unterbrechung, gehört der heute 32-Jährige zum Inventar der Formel 1, doch der erhoffte große Wurf mit Renault wurde zur Sackgasse: Hülkenbergs auslaufender Vertrag bei den Franzosen wird nicht verlängert.

Was mit ihm im kommenden Jahr passiert, sei „noch nicht entschieden“, sagte der Rheinländer in Sotschi: „Hoffentlich haben wir in ein paar Wochen Klarheit. Lasst uns auf das Happy End warten.“ Dass es dieses gibt, ist aber seit dem geplatzten Wechsel zum US-Rennstall Haas nicht sicher. Und vielleicht ist Sebastian Vettel 2020 tatsächlich der einzige Deutsche in der Formel 1.

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