Motorsport Die Formel 1 macht künftig wohl einen Bogen um Deutschland

Hockenheim · Zum 37. Mal gastiert die Motorsport-Königsklasse an diesem Wochenende auf dem Hockenheimring. Für 2020 sind die Aussichten schlecht.

 Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, sitzt auf der Haupttribüne. Am Wochenende ist hier die Formel 1 wieder zu Gast – vermutlich aber zum vorerst letzten Mal in Deutschland.

Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, sitzt auf der Haupttribüne. Am Wochenende ist hier die Formel 1 wieder zu Gast – vermutlich aber zum vorerst letzten Mal in Deutschland.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Der Formel 1 in Deutschland droht 2020 ein Totalschaden. Die Betreiber des Hockenheimrings haben keine große Hoffnung auf einen Grand Prix auf heimischem Boden im kommenden Jahr. Mit dem US-Besitzer der Königsklasse des Motorsports, Liberty Media, rede man zwar „permanent über die Zukunft, aber nicht über einen Vertrag“, sagt Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler vor dem Heimspiel an diesem Wochenende: „Für 2020 sieht es so aus, dass es hier keinen deutschen Grand Prix gibt. Es sollen 21 Rennen bleiben, Hanoi und Zandvoort kommen hinzu, also müssen Veranstaltungen rausfallen. So wie es aussieht, gehören Barcelona und Mexiko zu den Kandidaten – wir auch.“

Der Hockenheimring kann sich aufgrund gesunkenen Zuschauer­interesses die Antrittsgebühr nicht mehr leisten und hat zuletzt nur noch alle zwei Jahre den Grand Prix von Deutschland ausgerichtet. Für diese Saison erzielten die Betreiber erst spät eine Einigung mit den Formel-1-Machern, nachdem die geforderte Abgabe von angeblich mehr als 21 Millionen Euro deutlich gesenkt worden war. Mitentscheidend war zudem die Bereitschaft von Autobauer Mercedes, als Titelsponsor des Grand Prix aufzutreten.

„Dass Mercedes den Geldbeutel aufmacht, ist natürlich schön“, sagt Ferrari-Star Sebastian Vettel und hofft weiter auf einen Heimsieg. Im vergangenen Jahr war der Heppenheimer kurz davor – krachte dann nach einem Fahrfehler in Führung liegend 15 Runden vor Schluss in die Streckenbegrenzung. Den einzigen Formel-1-Sieg in Deutschland feierte Vettel 2013 auf dem Nürburgring beim letzten Rennen dort.

Nun steht auch Hockenheim vor dem endgültigen Aus. „Wenn es um eine langfristige Zukunft geht, muss unser Sport seine historischen Veranstaltungsorte erhalten“, sagte Formel-1-Geschäftsführer Chase Carey noch vor zwei Wochen, als der Vertrag von Silverstone bis mindestens Ende 2024 verlängert wurde. Für Deutschland ist das nur eine lose Absichtsbekundung.

Eine kleine Chance auf ein Formel-1-Rennen 2020 in Hockenheim sieht Geschäftsführer Seiler dennoch. „Es ist ja noch nichts zu 100 Prozent abgesegnet. Im letzten Jahr waren wir auch nicht so weit für dieses Jahr und haben erst im September oder Oktober den Vertrag für 2019 gemacht“, meint der 66-Jährige: „Eine Hintertür gibt es, aber ich sehe im Moment wenige Chancen.“

Auf dem Höhepunkt des von Michael Schumacher ausgelösten Formel-1-Booms in Deutschland gab es zwischen 1995 und 2006 jährlich sogar zwei Rennen, eines in Hockenheim und eines am Nürburgring. Doch der Boom ebbte wieder ab, Zuschauer blieben fern, Verluste folgten. Auf rund 28 Millionen Euro beziffert Seiler noch die Schuldenlast.

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