Ironman auf Hawaii Vorfreude auf unendliche Qualen

Nürtingen · Der ehemalige Radprofi Stefan Schumacher will auf Hawaii zum Ironman werden. Sein Debüt bei der WM in Kona ist das nächste Kapitel einer besonderen Beziehung zum Inselparadies.

 Auf dem Rad ist Stefan Schumacher am kommenden Samstag bei der Ironman-WM auf Hawaii sicher einer der Schnellsten. Vorher muss er allerdings das Schwimmen überstehen, seine große Problemdisziplin.

Auf dem Rad ist Stefan Schumacher am kommenden Samstag bei der Ironman-WM auf Hawaii sicher einer der Schnellsten. Vorher muss er allerdings das Schwimmen überstehen, seine große Problemdisziplin.

Foto: imago/Mario Stiehl/imago sportfotodienst

Stefan Schumacher ist dem Paradies im Pazifik längst verfallen. Dreimal bereits verbrachte der Ex-Radprofi mit Ehefrau Ina seinen Urlaub auf Hawaii, ihr fünf Wochen junger Sohn Liko hört auf einen dort typischen Namen. Am kommenden Samstag wird die besondere Beziehung zwischen Schumacher und der Insel nun um ein weiteres Kapitel reicher.

„Es ist ein Lebenstraum, das machen zu dürfen und die Erfahrung mitnehmen zu können“, sagte Schumacher vor seinem Debüt bei der Ironman-WM in Kona. 3,84 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen flößen dem 38-Jährigen zwar „Respekt und ein bisschen Nervosität“ ein, vor allem verspürt Schumacher aber eines: „Vorfreude. Jede Menge Vorfreude.“ Dass er nämlich eines Tages mit Stars wie Jan Frodeno, Patrick Lange oder Sebastian Kienle am Start stehen würde, hätte Schumacher an jenem Oktoberabend 2015 wohl selbst nicht gedacht. Beim Umschalten im TV blieb er wegen der „gigantischen Bilder“ vom Schwimmstart bei der WM-Übertragung hängen, und als die „Eisenmänner“ den Marathon in Angriff nahmen, „hat es in meinem Kopf angefangen zu arbeiten“.

Schumacher, der bei der Rad-WM 2007 Bronze gewonnen hatte, aber wegen Dopings seine Erfolge bei der Tour de France verlor, wollte auf neue Weise seine Grenzen ausloten – und sammelte schnell schmerzhafte Erfahrungen. „Sich körperlich und mental so zu zerstören“, sagte er mit Blick auf die Tortur, „schafft man im Radrennen nicht. Das sind völlig andere Dimensionen.“

Vielleicht will Schumacher auch deshalb abwarten, ob nach dem ersten Experiment schon wieder alles vorbei sein wird oder er seinen Körper noch weitere Jahre strapazieren möchte. Als zweifacher Vater haben sich die Prioritäten im Leben des Nürtingers längst verschoben, „mega glücklich“ ist er mit seiner Familie. „Und noch etwas hat sich verändert“, versichert Schumacher. „Ich bin seit elf Jahren sauber. Seit 2008 hatte ich keinen Kontakt mehr zu Doping“, sagt der Ex-Profi des Teams Gerolsteiner, der 2013 die jahrelange Einnahme verbotener Substanzen gestanden hatte.

Dass er deshalb auf Skeptiker trifft, sei für ihn „nachvollziehbar“ – wenngleich er glaubt, dass auch hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Schumacher bezeichnet sich zwar nicht als Experten oder Insider, aber „natürlich ist diese Sportart, wie viele andere auch, anfällig für Doping, da braucht man nicht um den heißen Brei reden“, sagte er und ging noch einen Schritt weiter: „Dass es auch Leute gibt, die sich einen Vorteil verschaffen, da mache ich mir auch nichts vor.“

Schumacher hat sich daher erst einmal kleinere Ziele gesteckt. Seine Problemdisziplin Schwimmen „als Vorletzter“ zu beenden, „wäre ein Traum. Dann will ich so schnell wie möglich radfahren“, sagte Schumacher über seine Paradestrecke: „Und im Marathon muss ich schauen, wie weit mich die Beine tragen.“

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