Darts-WM in London Eine 25-jährige Engländerin schreibt Darts-Geschichte

London · Fallon Sherrock sorgt für den ersten Sieg einer Frau überhaupt bei der Weltmeisterschaft. Sie ist jung, schlank, blond und der Gegenentwurf vieler Profis.

 Fallon Sherrock lässt sich von den Fans feiern. Sie ist die erste Frau überhaupt, die ein Spiel bei der Darts-WM gewinnen konnte.

Fallon Sherrock lässt sich von den Fans feiern. Sie ist die erste Frau überhaupt, die ein Spiel bei der Darts-WM gewinnen konnte.

Foto: dpa/Steven Paston

Nach ihrem historischen Triumph für die Darts-Welt freute sich Fallon Sherrock auf ein kühles Guinness. Der erste Sieg einer Frau rührte die 25 Jahre alte Engländerin auf der ganz großen WM-Bühne von London zunächst zu Tränen, dann wühlte er sie komplett auf. Erst kurz vor Mitternacht endete ihr Interview-Marathon, am Morgen war sie dann schon wieder zu Gast beim Radio. Dazwischen lagen die wohl turbulentesten Stunden ihrer Sport-Karriere. „Ich werde jede Zeitung kaufen“, kündigte die gelernte Friseurin an. Der Tag, an dem sie die Darts-Historie veränderte, will gut dokumentiert sein.

Ihren 3:2-Sieg gegen Landsmann Ted Evetts am Dienstagabend sah Sherrock nicht nur als persönlichen Triumph, sondern widmete ihn allen weiteren Frauen auf der Tour. „Es gibt Spielerinnen, die so spielen können wie ich – oder sogar besser. Wir müssen nur die Chancen haben, uns zu beweisen. Dieser Sieg wird uns helfen. Sie können jetzt nichts mehr sagen, weil wir die Männer besiegt haben“, sagte Sherrock.

Fest umarmt von ihrem Papa Steve stand sie in der Mitte des Ale­xandra Palace und rang nach Worten. „Oh mein Gott! Ich bin einfach froh, was ich für den Darts-Sport erreicht habe“, sagte sie, während das Publikum jubelte und johlte. Ihr fünfjähriger Sohn Rory saß vor dem Fernseher. „Ich bin sehr glücklich und freue mich, wenn er stolz ist. Er kann jetzt sagen: Meine Mama hat das geschafft“, sagte die 25-Jährige.

Sherrock ist jung, schlank und blond – und damit der Gegenentwurf vieler Darts-Spieler, die ihre Plauze an die Scheibe schleppen. Boss Barry Hearn hatte wohl genau solche Bilder im Kopf, als er vor einem Jahr mit dem Weltverband PDC die beiden Qualifikationsplätze für Frauen einführte. „Es ist eine Leistungsgesellschaft, es zählen also nur die Ergebnisse. Wenn die Frauen das Level der Männer erreichen, können sie eine Menge Geld verdienen“, sagte Hearn. Wie Sherrock, für die schon die 15 000 Pfund für den Erstrundensieg bei der WM ein echter Quantensprung sind.

Das Duell zwischen Frau und Mann elektrisierte die Zuschauer so sehr, dass sie Evetts von Anfang an ausbuhten. „Ich habe jede Minute genossen“, sagte Sherrock zum Spektakel im Ally Pally. „Super Ted“, wie Evetts genannt wird, dankte sie explizit für sein faires Verhalten auch in der Stunde der Niederlage: „Er hatte 3000 Menschen gegen sich, ich habe mit ihm gefühlt.“

Die Dartscheibe von ihrem Erfolg wird Sherrock derweil versteigern, wie sie am Mittwoch auf Twitter mitteilte. Dazu schrieb sie, dass der Erlös der führenden britischen Wohltätigkeitsorganisation für autistische Menschen zugutekommt.

An diesem Samstag (22 Uhr/Sport1 und DAZN) wartet das Zweitrundenduell mit Österreichs Topspieler Mensur Suljovic auf Sherrock. Die 3000 Fans werden dann wohl wieder ganz auf Sherrocks Seite sein.

Mitfavorit Gerwyn Price wird an diesem Donnerstag (20 Uhr/Sport1 und DAZN) sein WM-Auftaktspiel absolvieren. Gegner ist der Ire William O’Connor. Der frühere Rugby-Spieler Price will unbedingt den WM-Titel gewinnen: „Wenn ich mein bestes Spiel zeige, dann gewinne ich – ganz egal, wie der Gegner heißt.“

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