Eishockey Nach dem Viertelfinal-K.o. ist der Frust groß

Bratislava · Die Eishockey-Nationalmannschaft ist nach ihrer historisch starken Leistung bei der WM ausgeschieden.

 Eine bezeichnende Szene: Nationalspieler Matthias Plachta kniet nach dem letzten tschechischen Tor zum 1:5 enttäuscht auf dem Eis.

Eine bezeichnende Szene: Nationalspieler Matthias Plachta kniet nach dem letzten tschechischen Tor zum 1:5 enttäuscht auf dem Eis.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nach dem krachenden Knockout in den Schlussminuten fiel das Aufstehen schwer, die späten Tiefschläge schmerzten. All das Lob über die beste WM-Leistung seit Jahrzehnten und die meisten Siege in der Geschichte der Eishockey-Weltmeisterschaft wollte niemand hören. „Es war so viel mehr drin“, sagte Nationalspieler Korbinian Holzer nach dem 1:5 im Viertelfinale in Bratislava gegen Tschechien: „Es ist bitter, weil ich dachte, dass wir bis zum Schluss dabei sind.“

Anders als in den Vorjahren, als der Sprung unter die ersten Acht als großer Erfolg gefeiert worden war, empfanden Holzer und Co. keine Spur von Zufriedenheit. Im Gegenteil: Sie hatten viel Größeres vorgehabt und fest an die erste WM-Medaille seit 66 Jahren geglaubt. „Wir hatten eine wirklich gute Ausgangsposition“, meinte Moritz Seider: „Es sind noch acht Teams im Rennen, die Weltmeister werden können. Davon träumt man natürlich.“

Als am nächsten Morgen der Mannschaftsbus zum Flughafen in Wien rollte, wurde den meisten allmählich klar, dass das junge Team um NHL-Star Leon Draisaitl trotz des schmerzhaften Endes eine Weltmeisterschaft für die Geschichtsbücher gespielt hatte: Vier Siege zum Start hatte es seit 1930 nicht mehr gegeben, fünf Erfolge insgesamt nur bei der Heim-WM 1983. Platz sechs zum Abschluss war das beste Ergebnis seit dem Halbfinaleinzug 2010 in Köln. „Es war wieder ein Schritt in die richtige Richtung für das deutsche Eishockey“, bilanzierte Kapitän Moritz Müller. Und auch Holzer betonte: „Wir haben bewiesen, dass wir eine Top-Acht-Nation sind. Aber wir haben jetzt den Anspruch, auch die Großen zu schlagen.“

Bis ins Schlussdrittel hinein hatte die deutsche Mannschaft nach erneut starkem Spiel und großem Kampf fest mit dem Einzug ins Halbfinale gerechnet. „In der zweiten Drittelpause hatten wir wirklich das Gefühl, dass wir das Ding drehen“, berichtete Müller. Weil der zwölfmalige Weltmeister Tschechien in der letzten Viertelstunde gnadenlos jede Konterchance zu Toren nutzte, fiel die Niederlage viel höher aus, als es der Spielverlauf hergab.

„So weit entfernt waren wir nicht“, meinte Draisaitl, der seine fünfte WM mit fünf Toren und drei Vorlagen als punktbester Deutscher abschloss. Im Viertelfinale allerdings ging der Stürmer der Edmonton Oilers leer aus: „Man kann nicht immer perfekt sein.“ So blieb es beim Treffer des Münchners Frank Mauer (38. Minute), der nicht reichte, um den zwischenzeitlich nervös gewordenen Favoriten zu stürzen.

Der neue Bundestrainer Toni Söderholm hakte seine erste WM als Erfolg ab. „Die Jungs haben es als eine verpasste Möglichkeit gesehen, deswegen ist es schmerzhaft. Das sollte es auch sein, damit wir für die Zukunft motiviert sind.“

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