Olympische Spiele In Tokio soll der Aufwärtstrend fortgesetzt werden

Frankfurt · Der Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes blickt den in einem Jahr startenden Sommerspielen optimistisch entgegen.

 Dirk Schimmelpfennig ist im Vorstand des DOSB für den Leistungssport zuständig.

Dirk Schimmelpfennig ist im Vorstand des DOSB für den Leistungssport zuständig.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport des Detuschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist zuversichtlich, dass bei den Sommerspielen 2020 in Tokio ein leistungsstarkes deutsches Team starten wird. „Wir sehen den Spielen in Tokio optimistisch entgegen“, sagt er im Interview. Schimmelpfennig ist seit 1. März 2015 im Amt. Zuvor war er Cheftrainer und Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Verbandes.

Herr Schimmelpfennig, ein Jahr vor den Spielen 2020: Wie weit sind die Vorbereitungen in Tokio? Wie sind die Bedingungen?

DIRK SCHIMMELPFENNIG Wir erwarten sehr gut organisierte Olympische Spiele mit sehr guten Bedingungen. Die Vorbereitungen sind ein Jahr vor der Eröffnung sehr weit fortgeschritten.

Es werden Olympische Spiele der weiten Wege werden.

SCHIMMELPFENNIG Es werden sowohl in der Stadt Tokio einige Entfernungen zu den Wettkampfstätten zu überwinden sein als auch zu den Standorten für Segeln oder Radsport, die außerhalb Tokios liegen. Tokio ist eben eine große Millionenstadt. Dies ist aber auch grundsätzlich als Entwicklung der Olympischen Spiele festzustellen: Wenn man Nachhaltigkeit leben will, liegt es in der Natur der Sache, dass Wettkampfstätten, die bestehen, genutzt werden und diese eben auch weniger kompakt zusammenliegen können. Wenn ich mir das Konzept der Winterspiele 2022 in Peking anschaue und die Debatte zur Austragung zukünftiger Spiele, wird deutlich: Es wird mehr in die Fläche gehen.

Das hat wohl eine Konsequenz für die Olympischen Dörfer: Muss es in Zukunft mehrere Dörfer geben? Bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo sind sechs Dörfer geplant.

SCHIMMELPFENNIG Die deutschen Fußballer und Fußballerinnen haben bei den Spielen 2016 ihre Vorrundenspiele außerhalb Rios ausgetragen und sind erst zum Halbfinale und Finale ins Olympische Dorf gekommen. Es war auch ihr Ziel, sich für das Dorf zu qualifizieren. Aber Olympische Spiele dem Austragungsort anzupassen, ist sicher ein guter und nachhaltiger Ansatz. Die Tendenz ist auch bei den Winterspielen 2026 in Italien klar zu sehen.

2016 in Rio gewann Deutschland 42 Medaillen, darunter 17 aus Gold. In London 2012 waren es 44 Medaillen, davon elf goldene. Wie sind die Erwartungen für Tokio?

SCHIMMELPFENNIG Ich glaube, dass wir uns mit dem Ergebnis von Rio etwas stabilisiert haben und auf einem guten Niveau sind, nachdem es vorher eine kontinuierliche Entwicklung nach unten gegeben hatte. Der deutsche Leistungssport ist inzwischen etwas besser aufgestellt, auch wenn die Reform erst ab dem Olympia-Zyklus 2021 bis 2024 vollständig umgesetzt wird. Die Strukturgespräche, die wir mit den Verbänden mit klaren Zielstellungen geführt haben, sind ein guter Ansatz, den wir fortsetzen werden. Die Wirksamkeit der Leistungssportreform wird aber erst sichtbar, wenn nach Tokio 2020 die Potenzialanalyse mit der Anwendung der neuen potenzialorientierten Förderung auch mit den Sommersportverbänden durchgeführt wird.

Wird es dennoch positive Effekte durch die Reform geben können?

SCHIMMELPFENNIG Wir haben die vorolympische Saison noch lange nicht abgeschlossen. Die meisten Qualifikationen für Tokio stehen noch aus. Deshalb ist es zu früh, eine realistische Prognose für die Tokio-Spiele abzugeben. Für erkennbare Effekte der Leistungssportreform kommen die Spiele in Tokio 2020 zu früh.

Es gab aber schon einige Olympia-Qualifikationen.

SCHIMMELPFENNIG Bei den Europaspielen in Minsk haben zuletzt die Tischtennisspieler hervorragend abgeschnitten und sämtliche möglichen Quoten-Plätze für Tokio gewonnen. Die Schützen haben dort hingegen ihre Chancen diesmal nicht nutzen können. Im Fußball haben sich erfreulicherweise die Männer durch den Finaleinzug bei der U21-Europameisterschaft qualifiziert – die deutschen Frauen schafften es bei der WM leider nicht. Diese Ergebnisse haben unterschiedliche Konsequenzen für unser Team. Erst wenn wir wissen, wie das Team aufgestellt ist, können wir einschätzen, wo die Reise hingeht.

In Rio war Russland im Medaillenspiegel Vierter, obwohl viele Athleten wegen des Doping-Skandals gar nicht starten durften. Was kann man von einem wieder kompletten russischen Team erwarten?

SCHIMMELPFENNIG Wir erwarten eine starke russische Mannschaft, die nach dem Ausschluss bei den letzten Spielen dieses wichtige Signal im Anti-Doping-Kampf hoffentlich verstanden hat und mit sauberen Athleten für glaubwürdigen Leistungssport steht.

Summa summarum: Blicken Sie Tokio 2020 optimistisch entgegen?

SCHIMMELPFENNIG Ja, wir sehen den Spielen in Tokio optimistisch entgegen. Die Verbände haben sich strukturell verbessert, dies gilt auch für die Rahmenbedingungen für die Athleten. Ich hoffe, dass wir noch einen deutlichen Schritt vor den Tokio-Spielen machen werden – und vor allem danach kontinuierlich im nächsten und übernächsten Olympia-Zyklus. Dann soll man die Wirkung der Leistungssportreform richtig erkennen können. Wir werden auch in Tokio mit einer leistungsstarken Mannschaft am Start sein. Danach werden wir Schlüsse aus den Spielen von Tokio ziehen, wie wir die Sommerspiele in Paris 2024 und Los Angeles 2028 sowie im Winter in Peking 2022 und Mailand/Cortina d’Ampezzo 2026 angehen.

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