Schwimmen Nur das Millionenpublikum reizt

Berlin · Für Schwimm-Star Wellbrock und Freundin Köhler ist die DM eine „gute Plattform“.

 Das neue deutsche Traumpaar im Schwimmen, Florian Wellbrock (links) und Freundin Sarah Köhler, posieren mit einem Berliner Bär.

Das neue deutsche Traumpaar im Schwimmen, Florian Wellbrock (links) und Freundin Sarah Köhler, posieren mit einem Berliner Bär.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Als Florian Wellbrock in Südkorea vor wenigen Tagen Schwimm-Geschichte schrieb, verfolgten das nur wenige deutsche Sportfans live im Internet. Doch anders als die WM-Rennen laufen die sportlich bedeutungslosen deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Berlin im Hauptprogramm von ARD und ZDF. Doppel-Weltmeister Wellbrock kann sich endlich einem Millionenpublikum präsentieren –- doch mit dem Motto „Aus Gold mach Geld“ geht er nicht an den Start.

„Die Sponsoren, für die wir interessant sind und die infrage kommen, haben auch so mitbekommen, was bei der WM passiert ist“, sagte der 21 Jahre alte Magdeburger. Seine Freundin Sarah Köhler (25), die bei der WM Gold mit der Freiwasserstaffel und Silber über 1500 Meter Freistil geholt hatte, nennt das Event „Die Finals“ eine „gute Plattform, um uns zu zeigen“. Das Schwimmpaar wird auch am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio des ZDF auftreten – „aber wie sich das im Nachhinein auf die Sponsorensuche auswirkt, wird man sehen“, sagte Köhler, die zum DM-Auftakt am Donnerstag im 1500-Meter-Rennen unangefochten siegte.

Laut Holger Drost, dem Manager der beiden Athleten, hat sich durch die erfolgreiche WM „nicht viel verändert“. Er sagt: „Es ist nach wie vor Klinkenputzen.“ Während Köhler auf einige kleinere Sponsoren zurückgreifen kann, wird Wellbrock zurzeit nur durch seinen Ausrüster, den Verein SC Magdeburg, die Sporthilfe und einen TV-Streaming­anbieter unterstützt. Dazu kommt die WM-Siegprämie in Höhe von 36 000 Euro, und durch seinen Teilzeit-Arbeitsvertrag als Immobilienkaufmann ist Wellbrock finanziell vorerst abgesichert.

Experten schätzen aber, dass Wellbrock durch seinen historischen Doppel-Triumph im Freiwasser (10 Kilometer) und Becken (1500 Meter) einen sechsstelligen Sponsorenerlös erzielen könnte – wenn er jetzt schnell handelt und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio als größtmögliches Schaufenster nutzt. Die Ex-Schwimmstars Britta Steffen und Paul Biedermann warben zum Beispiel vor den Sommerspielen 2012 in London für den US-Konzern Procter and Gamble und kassierten dafür kräftig ab.

„Zu der Zeit war der deutsche Schwimmsport noch wer. In den letzten sieben Jahren ist aber viel den Bach runtergegangen“, relativiert Drost. Die Sportleragentur Albus, die Steffen und Biedermann damals erfolgreich an Sponsoren vermittelt hatte, widerspricht dem. „Grundsätzlich haben die Sportart Schwimmen und der Typ Wellbrock gute Möglichkeiten, den Erfolg lohnend zu nutzen“, sagte Albus-Geschäftsführerin Claudia Lindner. Wellbrock sei aber „trotz seiner Erfolge bisher noch nicht bekannt genug“, sagt Lindner: „Es liegt jetzt an ihm, die richtigen Berater an seiner Seite zu finden, die ihn mit Hilfe von Interviews und Fernsehauftritten zu einer Marke formen.“

Aber will Wellbrock das überhaupt? Eine Marke werden? „Ich mache auf der Tribüne nicht den Hampelmann oder schwinge irgendwelche Reden“, sagte der eher introvertierte Wellbrock: „Ich werde oft gefragt, ob ich jetzt der neue Paul Biedermann bin. Für mich ist das überhaupt nicht relevant.“

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