Regionalliga Südwest Die SVE funktioniert auch ohne Steffen

Pirmasens · Fußball-Regionalligist Elversberg verteidigt Tabellenführung mit einem 3:0 beim FK Pirmasens.

 Elversbergs Stürmer Kevin Koffi (Mitte) bereitete das 1:0 der SVE in Pirmasens vor und legte selbst das Tor zum 2:0 nach.

Elversbergs Stürmer Kevin Koffi (Mitte) bereitete das 1:0 der SVE in Pirmasens vor und legte selbst das Tor zum 2:0 nach.

Foto: Heiko Lehmann

„Hier, hör dir das einmal an“, sagte SVE-Co-Trainer Rudi Thömmes am Samstagnachmittag im Stadion des FK Pirmasens mit dem Telefon am Ohr und hielt sein Handy in Richtung des Elversberger Fanblocks. Dort jubelten etwa 200 SVE-Anhänger über den 3:0-Sieg und skandierten „Horst Steffen, Horst Steffen“. Am anderen Ende der Leitung war Steffen, der corona-erkrankte Cheftrainer der SV Elversberg. „So etwas geht natürlich runter wie Öl und ich bekomme Gänsehaut“, sagte Steffen aus seinem heimischen Wohnzimmer.

Es war ein Spiel der SV Elversberg, das mit Normalität nicht im Geringsten etwas zu tun hatte. Vor 628 Zuschauern auf der Husterhöhe in Pirmasens war es trotz strahlendem Sonnenschein auf der überdachten Haupttribüne wie so oft so extrem zugig, dass mal sich bei gefühlten Minustemperaturen nur im Skianzug wohlfühlen konnte. Auf Gegengerade hingegen konnte man fast schon im T-Shirt sitzen. „Ich bin mir sicher, dass die Pfälzer beim Stadionbau die Pläne falsch herum gehalten haben“, sagte ein Fan.

Das Wetter passte zu dem verrückten Kick, zu dem die SVE zum ersten Mal seit fünf Jahren als Tabellenführer antrat. Bereits nach fünf Minuten stieg FKP-Spieler Daniel Bohl gegen Carlo Sickinger mit gestrecktem Bein ein, traf Sickinger – und Schiedsrichter Christoffer Reimund zeigte sofort die Rote Karte. Die Überzahl war nicht der einzige Grund, warum auf der SVE-Bank schon nach fünf Minuten das Telefon klingelte. Horst Steffen meldete sich aus seinem Wohnzimmer. Er rief regelmäßig bei seinen beiden Co-Trainern Rudi Thömmes und Raphael Duarte an. „Pirmasens spielte mit Fünfer-Abwehrkette, und wir waren so früh in Überzahl. Wir haben kurz darüber geredet, wie wir weiter spielen werden“, erklärte Steffen, der das Spiel über einen Live­stream im Internet verfolgte.

Wie muss man sich denn das vorstellen? Horst Steffen in Jogginghose, Unterhemd und mit einer Dose Bier vorm Bildschirm? „Sie haben die Chips vergessen“, sagte der 53-Jährige und lachte. „Im Ernst: Es ist extrem anstrengend. An der Außenlinie kannst du dich bewegen und auf den Platz rufen und so auch Emotionen abbauen. Zu Hause sitzt du nur vor dem Bildschirm. Aber ich glaube, das ein oder andere Mal haben die Nachbarn etwas mitbekommen“, sagte Steffen.

Vor der Pause holte sich die SVE in Überzahl fast das Leben. Die Saarländer waren zwar drückend überlegen, doch gegen zehn Pirmasenser am eigenen Strafraum gab es kein Durchkommen. Das sah in der 51. Minute anders aus. Luca Schnellbacher spielte schnell auf Kevin Koffi, der passte weiter zu Israel Suero, und der Spanier schob den Ball mit dem Außenrist zum 1:0 ins Tor. Das Eis war gebrochen, Spieler und Fans jubelten, und die Nachbarn von Horst Steffen vernahmen die ersten verbalen Ausbrüche aus dem Wohnzimmer des Cheftrainers.

Koffi traf in der 70. Minute zum 2:0, und Valdrin Mustafa stellte in der 87. Minute den 3:0-Endstand für die SVE her – in einem Spiel, in dem die Pirmasenser keine Torchance hatten. Und am Ende gab es nach dem Thömmes-Steffen-Telefonat und dem Jubel der Fans Gänsehaut für den Cheftrainer – und die Erkenntnis, dass der SVE-Laden mit Funktionsteam und Spielern so gut funktioniert, dass Steffen auch mal krank sein darf. „Ich kenne meine Jungs und ihre Einstellung. Ich hätte mich schwer vertan, wenn die mit der Einstellung auf den Platz gegangen wären: Der Alte ist weg, wir brauchen nur Halbgas zu geben. Ich bin stolz auf alle, habe aber auf dem Bildschirm wieder ein paar Sachen gesehen, die mir nicht gefallen haben“, sagte Steffen. Er geht davon aus, dass er am Mittwoch wieder auf dem Platz steht und am kommenden Samstag, 14 Uhr im Heimspiel gegen den Bahlinger SC zum ersten Mal als Tabellenführer-Trainer an der Seitenlinie mitmachen kann.

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