Biathlon Entspannt und glücklich ohne Leistungssport

Planegg · Studium, Trainerschein, Umweltschutz – und ein letztes Mal Biathlon: Laura Dahlmeier ist auch nach ihrem Rücktritt viel beschäftigt.

 Sie strahlt übers ganze Gesicht und genießt ihr neues Leben: Ex-Biathletin Laura Dahlmeier.

Sie strahlt übers ganze Gesicht und genießt ihr neues Leben: Ex-Biathletin Laura Dahlmeier.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Im Leben der Studentin Laura Dahlmeier kommt es mitunter zu komischen Begegnungen. Ein Kommilitone habe neulich von ihr wissen wollen, ob sie aus Österreich komme und Ski fahre, berichtet Dahlmeier, „und ob ich erfolgreich war“. Sie grinst. „Ja, so a bissl“, habe sie geantwortet.

In sechs Jahren im Weltcup hat die ehemalige Biathletin 20 Einzelsiege gesammelt, 2017 gewann sie die Gesamtwertung. Stolze sieben WM-Titel hat Dahlmeier gewonnen, 2018 krönte sie ihre Laufbahn mit zwei olympischen Goldmedaillen. Ihr Rücktritt mit erst 25 Jahren im vergangenen Mai traf den Deutschen Skiverband (DSV) ins Mark. Erfolgreich? Das kann man wohl sagen.

Doch Dahlmeier wollte irgendwann raus aus dem Hamsterrad Leistungssport. „Ich hatte keine Lust mehr“, erzählt sie bei einer Pressekonferenz im Haus des Ski des DSV in Planegg. Im Frühjahr habe sie Ski und Gewehr in die Ecke gestellt und gedacht: „Das schaue ich jetzt erst mal ein Jahr nicht mehr an. Ich hatte dafür einfach keinen Nerv mehr.“

Inzwischen ist Dahlmeier längst rückfällig geworden. Das Sportstudium an der TU München lastet sie nur geistig aus. „Es fällt mir schwer, stundenlang still zu sitzen“, gibt sie zu. Nach einem Anruf ihrer ehemaligen Teamkollegin Maren Hammerschmidt kramte sie im Sommer die Skiroller hervor, auch die Waffe hat sie längst wieder aus dem Schrank geholt. Am 28. Dezember wird sie an der Seite von Erik Lesser auf Schalke ihr Abschiedsrennen bestreiten. „Ich bin ganz gut gerüstet“, sagt sie.

„Per Zufall“ kam Dahlmeier außerdem zum Berglauf. Nach guten Ergebnissen bei lokalen Wettkämpfen meldete sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), das Ergebnis des Gesprächs: Dahlmeier wird Mitte November an der Langstrecken-WM in Argentinien teilnehmen. „Ich habe da ganz andere Ambitionen als bei einer Biathlon-WM“, sagt sie. Anstatt wie in ihrem alten Leben gewohnt die Medaillen anzugreifen, stehe „der Erlebnisfaktor im Vordergrund“.

Überhaupt verspüre sie „keine Sehnsucht“ nach dem Leistungssport, betont Dahlmeier. Aber eben einen unstillbaren Bewegungsdrang. Noch vor dem Medientermin war sie eine Stunde laufen. „Ich ziehe die Turnschuhe an und bin glücklich“, sagt Dahlmeier, zur Jeans trägt sie ein knalliges Sport­shirt und passende Laufschuhe. Die inzwischen 26-Jährige ist noch immer so schlank und sehnig wie zu aktiven Zeiten. Dabei hat sie neben dem Sport unglaublich viel zu tun. Da ist das Studium in der Stadt, deren Anonymität sie schätzt. Da ist ihr erstes Kinderbuch („Die KlimaGang“), ihr Engagement für ein Klimaschutzprojekt („Eagle Wings“) – „nicht weil es hip ist“, sondern weil die Natur schützenswert sei.

Außerdem macht sie nach dem C- jetzt auch den B-Trainerschein, „irgendwann“ will sie ihr Wissen „an die richtigen Menschen weitergeben“. Und wann immer es ihre Zeit erlaubt, hilft sie ehrenamtlich bei der Bergwacht in ihrer Heimatgemeinde Garmisch-Partenkirchen aus. Dort verarzte sie „diejenigen, die zu viel Jagertee getrunken haben“, sagt Dahlmeier und lacht. So mancher Bedürftiger soll beim Anblick der prominenten Hilfe umgehend genesen sein, heißt es.

Im Winter will Dahlmeier auch im Weltcup vorbeischauen. „Das Herz für Biathlon ist groß“, sagt sie, und dass die WM in ihrem Lieblingsort Antholz leider in die Uni-Prüfungszeit falle. Ihren Erbinnen traut sie einiges zu. „Wir müssen uns keine Sorgen machen“, sagt Dahlmeier, „es wird weiter WM-Titel geben“.

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