Boxen „Battle of Britain“ wohl erst am Jahresende

Las Vegas · Auf der Insel fiebern die Box-Fans dem Schwergewichts-Duell der Weltmeister Fury und Joshua entgegen.

 Der Brite Tyson Fury (rechts) entthronte den WBC-Weltmeister im Schwergewicht Deontay Wilder aus den USA in der Nacht zu Sonntag in Las Vegas nach allen Regeln der Box-Kunst.

Der Brite Tyson Fury (rechts) entthronte den WBC-Weltmeister im Schwergewicht Deontay Wilder aus den USA in der Nacht zu Sonntag in Las Vegas nach allen Regeln der Box-Kunst.

Foto: dpa/Isaac Brekken

Die rauschende Party in Las Vegas war noch nicht beendet, da ging das Gezerre um den nächsten Kampf schon los. Vor allem auf der Insel hoffen die Box-Fans jetzt auf einen Mega-Duell zwischen Tyson Fury und Anthony Joshua. Die beiden Briten halten alle vier WM-Gürtel im Schwergewicht.

„Was für eine Zeit für das britische Boxen“, schwärmte Joshuas Promoter Eddie Hearn, selbst auch Brite. „Einen Weltmeister zu haben, ist schon großartig. Doch jetzt haben wir zwei davon, mit allen Gürteln“, sagte Hearn und sprach von einer historischen Chance auf den „Battle of Britain“. Der Promoter will keine Zeit verlieren und den Vereinigungskampf zwischen Fury (Champion der WBC) und Joshua (WBA, WBO, IBF) noch in diesem Sommer am liebsten in England über die Bühne bringen: „Wir werden nie wieder die Chance bekommen, dass zwei Briten um die unangefochtene Nummer eins im Schwergewicht boxen.“

Doch so einfach ist das nicht. Deontay Wilder, der in der Nacht zu Sonntag in Las Vegas nach allen Regeln der Kunst von Fury ausgeboxt und entthront wurde, kann innerhalb von drei Wochen eine Klausel ziehen, die ihm einen Rückkampf gegen Fury ermöglicht.

„Das wird er auch machen“, sagte Bernd Bönte. Der langjährige Klitschko-Manager glaubt fest an die dritte Auflage von Fury gegen Wilder. „Auch bei 40 Prozent kriegt Wilder noch eine riesige Börse. Außerdem hat er keine echte Alternative“, sagte Bönte. Alleine die Pay-Per-View-Erlöse des Kampfes vom Wochenende sollen rund 150 Millionen US-Dollar eingebracht haben.

Laut Vertragsklausel müssten Fury und Wilder zum dritten Duell im Laufe des nächsten halben Jahres in den Ring steigen. Für Joshua ist im Sommer schon ein anderer Kampf vorgesehen. Der Mann aus Watford soll am 20. Juni im neuen Stadion von Tottenham Hotspur gegen IBF-Pflichtherausforderer Kubrat Pulew (Bulgarien) boxen, einem Schützling von Trainer Ulli Wegner.

„Es könnte dann gut sein, dass der Kampf Fury gegen Joshua am Ende des Jahres steigt“, meinte Bönte. Ort des Geschehens soll wohl das Londoner Wembleystadion sein, wo Joshua 2017 in einem legendären Kampf Langzeit-Champion Wladimir Klitschko (Ukraine) in die Rente geschickt hatte.

Im Gegensatz zu Deutschland erlebt Großbritannien schon seit Jahren einen wahren Box-Boom, der mit den beiden Schwergewichts-Weltmeistern auf eine neue Ebene gehoben wurde. „England ist das Mutterland des Boxens. Auf der Insel lieben sie den Sport“, erklärte Bönte, der den letzten Kampf von Klitschko gegen Joshua nach London verlegt hatte: „England war deutlich lukrativer als Deutschland.“

In England sind wie in den USA gleich mehrere Pay-TV-Anbieter auf dem Markt, außerdem gilt die Bevölkerung als extrem sport- und boxbegeistert und setzt zudem deutlich mehr Geld bei Sportwetten um. Sportlich profitiert das Boxen auf der Insel von einem intakten Amateurbox-System, das zu den Olympischen Spielen 2012 mit viel Geld ausgebaut wurde. Ein Ergebnis dieser Investitionen war der Olympiasieg von Joshua, der jetzt im „Battle of Britain“ Weltmeister aller Klassen werden kann.

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