Neuer Präsident wird bei Konferenz gewählt Die Wada will ihre Glaubwürdigkeitskrise beenden

Kattowitz · Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada will die fundamentale Glaubwürdigkeitskrise beenden und das im Zuge des russischen Doping-Skandals verlorene Vertrauen zurückgewinnen. Ein Anfang dafür soll bei der Welt-Anti-Doping-Konferenz von diesem Dienstag bis Donnerstag im polnischen Kattowitz gemacht werden.

 Der scheidende Wada-Präsident Craig Reedie stand gerade in Sachen Russland in der Kritik.

Der scheidende Wada-Präsident Craig Reedie stand gerade in Sachen Russland in der Kritik.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

„Wenn jemand mich oder andere Verantwortliche im DOSB fragen würde, habt ihr hundertprozentiges Vertrauen in die Wada, glaube ich nicht, dass viele uneingeschränkt ja sagen würden“, befand Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada teilt die Ansicht, dass die Wada durch ihr Handeln und ihre Entscheidungen in der Russland-Causa viel Kredit verspielt hat. „Da ist ein großer Vertrauensverlust entstanden. Bei den sauberen Athleten an allererster Stelle, die um ihren sportlichen Erfolg betrogen wurden“, sagte die Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann.

Der Vorsitzende des Vereins Athleten Deutschland macht aus dieser Enttäuschung keinen Hehl. „Die Sportler haben absolut das Vertrauen in die Wada verloren“, sagte der Fechter Max Hartung. „Für die Wada wird es die große Aufgabe sein, Vertrauen wiederherzustellen. Ich hoffe auf ein Umdenken. Wir brauchen faire Bedingungen.“

Eine besondere Verantwortung für die Wada-Krise trägt der scheidende Präsident Sir Craig Reedie, der wegen seines Umgangs mit dem Staatsdoping in Russland starker Kritik ausgesetzt war. „Wenn sich etwas Wichtiges wie der Fall Russland über Jahre in eine offensichtlich falsche Richtung bewegt, hat der Verantwortliche an der Spitze in einer Organisation die klare Pflicht und Schuldigkeit, den Laden aufzuräumen“, betonte Hörmann.

Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende des Bundestages, kritisierte: „Er war aus meiner Sicht ein schwacher Präsident, der viel zu nah am IOC und dessen Präsidenten Thomas Bach war. Von seiner Präsidentschaft wird vor allem bleiben, dass er Russland viel zu schnell und zu leicht wieder den Weg in die ‚Sportfamilie‘ geebnet hat.“

Als Nachfolger soll der polnische Ex-Sprinter Witold Banka möglichst im Eiltempo nach dem Amtsantritt als neuer Wada-Präsident am 1. Januar 2020 die Reputation der Weltagentur wiederherstellen. Am Dienstag wird der 35-Jährige bei seinem ersten großen Auftritt in Kattowitz vor 1500 Experten der Anti-Doping-Weltgemeinschaft über seine Visionen für die Zukunft sprechen.

Banka kündigte an, athletennah sein zu wollen, jeden Betrüger rauszuwerfen und innovativer als die Doper zu sein. Der Politwissenschaftler muss sich zudem schnell mit dem Verdacht gegen Russland, die Doping-Daten aus dem Moskauer Labor manipuliert zu haben, auseinandersetzen. Erhärtet sich der Vorwurf, könnte die Wada Russland von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ausschließen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort