Golf Saar-Golfer kämpfen gegen den Elite-Ruf an

Nohfelden · Mit Schnupperstunden und vergünstigten Einsteiger-Preisen wollen die saarländischen Golfclubs neue Mitglieder werben.

 Der Golfpark Bostalsee bei Nohfelden soll von 9-Loch auf 18-Loch ausgebaut werden – die Auflagen für den Ausbau sind allerdings hoch.

Der Golfpark Bostalsee bei Nohfelden soll von 9-Loch auf 18-Loch ausgebaut werden – die Auflagen für den Ausbau sind allerdings hoch.

Foto: Ruppenthal

Es gibt ihn in jedem Fernseh-Krimi. Den einen Bösewicht. Den Unsympathen. Den Schnö­sel. Meist ein Anwalt oder Zahnarzt, erzählt Stephan Evenschor, selbst Arzt. Die Ermittler betreten seine Wohnung. Das erste im Bild: eine Golftasche. „Die Assoziation des Golfers ist immer der Kotzbrocken“, erzählt Evenschor. Der Präsident des Golfverbandes Saarland lacht darüber. Dabei ist er das Klischeedenken leid.

„Golfer sind keine elitäre Gemeinschaft“, sagt auch Gottfried Hares, Präsident des Golfparks Bostalsee. Schüler, Studenten, Angestellte, Mediziner. Sie alle seien Mitglieder. Auf dem Golfplatz sind sie alle gleich. Gesellschaftsstatus egal. Auf dem Golfplatz finde man Freunde, Mitspieler, Erholung. „Wir haben keine Berührungsängste und keine Schwellen von außen“, sagt Hares. Neu-Golfer bräuchten aber immer etwas Zeit, um das zu erkennen. „Und dann stellen sie fest: Da laufen ja ganz normale Menschen rum, und das ist ja ein richtiger Sport“, erzählt Hares. Und zwar einer mit anspruchsvoller Technik. Sportwissenschaftler hätten errechnet, dass bei einem Schwung 400 der insgesamt 600 Muskeln eingesetzt werden. Mentale Stärke sei auch wichtig, denn jeder spiele gegen sein eigenes Ego. Gegen den Golfplatz. Mit den Gegnern, statt gegen sie.

Ein Nachmittag hier auf dem Golfplatz am Bostalsee, mitten in der Natur – es ist wie Urlaub, eine Auszeit vom Alltag. Aber eine teure, das lässt sich nicht abstreiten. Auf 35 Hektar erstreckt sich der 9-Loch-Golfpark. Die Fläche muss täglich gepflegt werden. Das ganze Jahr über. Das kostet. Rund 1300 Euro im Jahr zahlt ein Mitglied ab 30 Jahren im Golfclub Bostalsee. Neben der Platzpflege finanziert der Club davon Turniere oder die Jugendarbeit. Vor allem in die Nachwuchsförderung steckt der Golfverband sein Geld. Mehrere Turniere richten die saarländischen Clubs aus. 80 bis 100 Kinder wirbeln dann mit ihren Golfschlägern über den Platz, erzählt Jugendwart Christoph Ringling. Sie kommen zum Teil aus ganz Deutschland. Die besten Nachwuchs-Golfer aus dem Saarland spielen regelmäßig gegen die Luxemburger Jugend-Nationalmannschaft.

In den sechs Golfvereinen im Saarland bekommen Kinder gegen eine geringe Mitgliedsgebühr regelmäßiges Gruppentraining. „Bis zum Alter von zehn Jahren kostet Golfen in der Regel gar nichts“, sagt Evenschor. Und bis zum 18. Lebensjahr zahlen sie gerade einmal 50 Euro im Jahr. „Den Rest finanzieren wir aus Spenden, aus Turnieren und aus den Mitgliederbeiträgen“, sagt Hares. So haben die rund 4000 Golfer im Saarland sich schon das eine oder andere ermöglicht. Zwei Indoor-Anlagen zum Beispiel. Die seien einzigartig im Südwesten, erzählt Evenschor. 2011 wurde die erste Halle in Homburg gebaut. Dort trainiert der Leistungskader vor allem in den Wintermonaten. Arbeitet am perfekten Golfschwung, auch wenn der Rasen draußen fest gefroren ist. Eine Innen-Anlage für jedermann gibt es seit vergangenem Jahr beim Golfpark Bostalsee. Und die bietet modernste Technik. Eine Hochgeschwindigkeits-Kamera nimmt die Körperbewegung beim Schwung auf. Die Auswertung gibt es dann auf einem Bildschirm. So wisse jeder Spieler, wie er seine Bewegung verbessern kann, erzählt Hares. Nebenan ist eine große Leinwand aufgebaut. Hier laufen aber keine Filme. Golfplätze weltweit erscheinen auf der weißen Wand. Der Golfer stellt sich mit seinen Schlägern davor. Schlägt ab. Locht ein. Virtuell eben. Und die Kleinen können auch üben, mit leichten Schlägern und größeren Bällen. Hares hat schon das nächste Projekt in Aussicht. Er will den 9-Loch-Park auf 18 Löcher erweitern. Doch das zieht sich hin. Sämtliche Anträge seien gestellt, Gutachter beauftragt. „Wir wollen einen naturnahen Golfplatz. Die Tiere arrangieren sich mit den Golfern, leben mit auf dem Platz“, erzählt Hares. Dennoch setze der Naturschutz hohe Auflagen.

Aber Hares und Evenschor wollen den Ruf der Golfer verbessern. Mehr Mitglieder für ihre Clubs finden. Auf vielen Plätzen könnten Neugierige mittlerweile für rund zehn Euro ein paar Schläge ausprobieren – Ausrüstung inklusive. Die ersten zwei Jahre sei auch der Mitgliedsbeitrag noch geringer. So habe sich in den letzten Jahren schon einiges gelockert, um den Zugang zu erleichtern. Seit rund 20 Jahren seien die Mitgliederzahlen gestiegen. „Jetzt flacht es langsam wieder ab“, sagt Evenschor. Doch, was das Finanzielle betreffe, sei der Golfverband sorgenfrei. „Wir werden keine großen Sprünge machen“, sagt der Präsident. Aber sie kämen gut über die Runden.

Das Verbandsleben der Saar-Golfer – es wirkt sehr harmonisch. Vielleicht liegt es daran, dass der Gegner der Platz ist und nicht der Mitstreiter. So sei Golf auch die einzige Sportart, die man bedenkenlos mit seinem Partner ausüben könne, ist sich die Golferrunde am Bostalsee sicher. Ohne fliegende Golfschläger oder programmierten Streit.

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