Er wünscht sich einen Hummer an den HalsRezeptbeispiel:Südtiroler Apfelsüppchen

Ensdorf. Wann immer neun Männer in weißen Jacken und bunten Hummer-Emblemen um den Hals die Küche im Keller der Ensdorfer Grundschule erobern, stecken die Nachbarsbuben vom Hof her ihre Köpfe durch die ebenerdig eingebauten Klappfenster. Sie wissen: Dann gibt es Feines zu naschen

 Hier kocht Andreas Mrozek sein Prüfungsmenü, mit dem er in seinem Männerclub aufsteigen will.

Hier kocht Andreas Mrozek sein Prüfungsmenü, mit dem er in seinem Männerclub aufsteigen will.

Ensdorf. Wann immer neun Männer in weißen Jacken und bunten Hummer-Emblemen um den Hals die Küche im Keller der Ensdorfer Grundschule erobern, stecken die Nachbarsbuben vom Hof her ihre Köpfe durch die ebenerdig eingebauten Klappfenster. Sie wissen: Dann gibt es Feines zu naschen.Diesmal tischen die Kochbrüder im Club kochender Männer Außerordentliches auf, denn einer von ihnen legt heute Abend eine Prüfung ab: Andreas Mrozek will vom Apprenti, was einem Koch-Einsteiger gleichkommt, zum Chef de Chuchi(CdC) aufsteigen. Wenn der 45-Jährige das schafft, ziert der Hummer, das Vereinssymbol, seinen Hals an einem blauen Band. Er wäre der siebte der Männer in diesem Kochrang, zwei erreichten bisher höhere Ehre: Die Maîtres de Chuchi (MdC) Karl-Heinz Feld und Peter Schwarz, der Chuchi-Chef, tragen den Hummer am gelben Band. Deshalb bewerten sie Mrozeks Kochkünste.Schweißtreibender AbendNoch mehr als deren Halsschmuck zählt das grüne Band. Das trägt der Ehrengast: der Landeskanzler der kochenden Männer, Grand Maître de Chuchi(GMdC) Gerhard Blumenröther. Auch er stellt seine feine Zunge in den Jury-Dienst. Andreas Mrozek rinnen derweil Schweißperlen über die Stirn, gestern war er schon auf der Suche nach Zutaten, und heute werkelt er seit 16 Uhr in der Küche, ein bisschen nervös ist er auch. Mrozek, der eigentlich eine Versicherungsagentur führt: "Man kann diese Prüfung frühestens nach einem Jahr ablegen. Sie ist mein Ziel, weil sie das Clubniveau hebt, wenn kein Apprenti mehr hier vertreten ist." Das hohe Niveau habe ihn vor einem Jahr vom Club überzeugt. Kochbruder Jörg Berner lockte ihn her. Jetzt unterstützt dieser ihn- wie die anderen Kochbrüder - beim Prüfungsmenü. Ausgewählt hat alles der Apprenti, zubereiten muss er aber nur die Vorspeise und den Hauptgang. Den Rest übernehmen die anderen. Weil alles Zeit braucht, ist Mrozek gleich nach dem Aperitif, Prosecco mit Holundersirup, an Töpfen und Pfannen zugange. Mrozek: "Dieses Hobby ist ein Spaß, trotzdem ist da eine Anspannung, weil ich es vermasseln könnte, nicht, weil ich durchfallen kann. Ich will den hohen Anspruch erfüllen."Trockener ParmaschinkenUnd der ist so hoch wie der Landeskanzler streng ist; er sagt: "Die Seezungen-Roulade war ein mutiges Vorspeisenrezept. Der Thymian hat auf meinem Teller etwas dominiert, der Parmaschinken dazu war durchs Braten etwas trocken und salzig, aber das Artischockenbett war perfekt, der Fisch saftig, alles toll angeordnet, gelungen."Auch die Hauptspeise, Poulardenbrust, findet er mutig. Blumenröther: "Weil sie schnell trocken wird. Aber das Brüstchen war perfekt, einzig der Spargel war nicht perfekt geschält." Das Jury-Ergebnis: 7,5 von zehn Punkten, eine hervorragende Leistung. Bestanden!Schnell hängt der Hummer am blauen Band um Mrozeks Hals, schnell hält er eine Urkunde in der Hand. Den dann vom Chuchi-Chef angereichten Cr&;mant aus einem gut Erstklässler-großen Riesenlöffel zu schlürfen, dauert etwas länger, gehört aber zur Club-Tradition- so wie der Anspruch, gehobenere Gerichte als die gemeine Hausfrau zu kredenzen. Dennoch teilt der Club dreierlei mit ihr: zum einen das Leid, dass die Arbeit von Stunden in nur einem Bruchteil dieser Zeit vernichtet ist, und zum anderen, dass die Arbeit danach weitergeht. Aufräumen erledigt sich nicht von selbst. Aber zuletzt ist allen ein Lob sicher. So lohnt sich der Schweiß - auch beim Prüfling des Abends. Der seufzt beim Anblick seiner Urkunde nur noch tief. Geschafft!Zutaten für vier Portionen: zwei Äpfel (Golden Delicious), eine halbe Stange Lauch (nur das Weiße verwenden), eine Zwiebel, 20 Gramm (g) Butter, ein halber Esslöffel (EL) Mehl, 60Milliliter (ml) Weißwein, 600 ml Gemüsebrühe, 100 ml Milch, 100 g Sahne, etwas Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, eine Messerspitze (Msp.) Ingwerpulver, eine Msp. abgeriebene Zitronenschale, ein bis zwei EL Crème fraîche, acht Flusskrebsschwänze, zwei EL Olivenöl, etwas Zitronenmelisse, eine Chilischote, vier Holzspieße. Zubereitung: Von einem Apfel mit einem Kugelausstecher acht Kugeln ausstechen, kurz in kochendes Wasser geben, abschrecken, abtropfen lassen. Den anderen Apfel schälen, entkernen, grob würfeln. Den Lauch putzen, waschen, fein würfeln. Die Zwiebel schälen, fein würfeln. Die Butter in einem Topf erhitzen, Lauch und Zwiebelwürfel glasig schwitzen. Die Apfelwürfel dazu geben, das Mehl unterrühren, mit Weißwein ablöschen, mit Gemüsebrühe, Milch und Sahne auffüllen, aufkochen. Mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, Ingwer, Zitronenschale abschmecken. 20 Minuten kochen. Die Krebsschwänze im erhitzten Olivenöl kurz anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Zitronenmelisse waschen und trocknen. Die entkernte Chilischote in Ringe schneiden. Auf jeden Spieß eine Apfelkugel, dann einen Krebsschwanz, Chili, Zitronenmelisse und wieder eine Apfelkugel stecken. Die Suppe mit dem Mixstab pürieren, abschmecken und mit Crème fraîche durchmixen, auf Teller geben und jede Portion mit einem Spieß garnieren. mcs

 Andreas Mrozek (Dritter von links) strahlt: Gerhard Blumenröther verleiht ihm den Hummer am blauen Band. Peter Schwarz hält die Urkunde, die Mrozek hohe Küchenkunst bescheinigt. Kochbruder Karl-Heinz Feld hält einen Riesenlöffel ins Bild. Fotos: Thomas Seeber

Andreas Mrozek (Dritter von links) strahlt: Gerhard Blumenröther verleiht ihm den Hummer am blauen Band. Peter Schwarz hält die Urkunde, die Mrozek hohe Küchenkunst bescheinigt. Kochbruder Karl-Heinz Feld hält einen Riesenlöffel ins Bild. Fotos: Thomas Seeber

Auf einen BlickDas Prüfungsmenü. Aperitif: Prosecco mit Holundersirup. Appetithappen: Kabeljau-Crostini mit Knobi und Schinken. Zwischengang: Südtiroler Apfelsüppchen mit Flusskrebsschwänzen. Vorspeise: Seezungen-Rouladen mit Parmaschinken und Artischocken. Zwischengang: Französische Fleischpat&; an Fris&;e-Salat. Hauptspeise: Morchel-Piccata von der Poulardenbrust mit gebratenem Frühlingsgemüse, gratinierter Polenta und Sauce Hollandaise. Nachspeise: Käse, dann Haselnuss-Krokant-Schnitte an Holundervariation (Holunderblütencreme und Holundersorbet). mcsHintergrundChuchi (gesprochen Kuchi mit K und ch wie in Kuchen, nur mit kurzem U) steht im Schweizerdeutsch für Küche. Aus der Schweiz kommt die Kochvereinigung, nach der sich die deutschen Clubs benannt haben. Der Club der Ensdorfer Kochbrüder heißt korrekt "CC Chuchi Paul Ricard Ensdorf", CC steht für Confrerie Culinaire, also für kulinarische Bruderschaft.Mitglieder sind: Peter Schwarz (48 Jahre), Rolf-Dieter Bartel (60), Jörg Berner (37), Dr. L&;on Chaussy (65), Dieter Held (54), Karl-Heinz Feld (52), Otmar Martin (72), Jürgen Maurer (62), Andreas Mrozek (45). mcs

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