Fußball Der „Mann aus Eisen“ will ins Finale

Sotschi · Héctor Herrera gehört zu den auffälligsten mexikanischen Spielern beim Confed Cup. Heute trifft der 27-Jährige mit El Tri auf Deutschland.

() Segelohren, Sturmfrisur und schiefe Nase – Héctor Herrera sticht schon aufgrund seines Äußeren aus der Fußball-Nationalmannschaft Mexikos heraus. Aber noch mehr durch seine Leistungen beim Confed Cup in Russland, der 27 Jahre alte defensive Mittelfeldspieler vom FC Porto gehörte bislang zu den Garanten für die kompakte Spielweise von El Tri.

„Jeder kann sehen, was wir draufhaben und dass wir mit jedem Team der Welt mithalten können“, sagt Herrera vor dem heutigen Halbfinale (20 Uhr/ARD) in Sotschi gegen Weltmeister Deutschland. Dann wird auch die neuformierte deutsche Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw Bekanntschaft mit dem Führungsspieler des zweimaligen WM-Viertelfinalisten machen.

Mexikos Nummer 16 sieht zwar aufgrund des Körperbaus eher zart und zerbrechlich aus. Aber wenn es drauf ankommt, dann kann Herrera austeilen – und vor allem einstecken. Im Februar dieses Jahres machte nach dem Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin (0:2) das Foto von Herreras linkem Fuß Furore. Nach einem Foul des Schweizers Stephan Lichtsteiner erlitt er zwei klaffende Platzwunden auf dem Spann, auch die Zehen waren grün und blau. Herrera spielte trotzdem durch, die Platzwunde wurde hinterher mit 17 Stichen genäht.

Dies sagt einiges aus über den 27-Jährigen, der auf seinem Instagram-Profil ein eigenes Logo in Form einer Batman-Maske zur Schau stellt. In den mexikanischen Medien wird Herrera als „Mann aus Eisen“ beschrieben. Da ist einerseits die Härte gegen sich selbst. Aber auch der Gegner wird auf dem Rasen nach allen Regeln der Kunst bekämpft. Behauptungswille, Lauffreude und starke Zweikampfwerte zeichnen sein Spiel aus. Beim Confed Cup gelangen außerdem schon zwei Vorlagen. Porto ist froh, ihn langfristig gebunden zu haben. Bis 2019 steht er noch beim ehemaligen Champions-League-Sieger unter Vertrag, aber längst haben auch Clubs aus Spanien, England und Italien angeklopft.

Im mexikanischen Team verbringt Herrera die Freizeit am liebsten mit Angreifer Hirving Lozano (21). Der künftige Profi der PSV Eindhoven gilt als so etwas wie der kleine Bruder des Porto-Stars, denn einst nahm ihn Herrera bei seinem Stammclub CF Pachuca unter seine Fittiche. „Ich kenne ihn schon seit seinem zehnten Lebensjahr“, sagt Herrera: „Man könnte sagen, wir stammen aus derselben Wiege, und das macht mich sehr stolz. Wenn wir die Chance haben, ein Zimmer zu teilen, tun wir das. Ich schätze ihn sehr, und es macht mich ungeheuer froh, dass er seine Träume verwirklichen kann.“

Am vergangenen Samstag in Kasan gegen Gastgeber Russland funktionierte das blinde Verständnis der „Brüder“ glänzend. In der 52. Minute erzielte Lozano das Siegtor, vorausgegangen war ein 65-Meter-Pass aus der eigenen Hälfte von Herrera auf den Kopf seines Kumpels. „Uns verbindet eine sehr schöne Freundschaft. Er hat mir viele Ratschläge gegeben, und ich versuche immer, all das Gute mitzunehmen, was er mir mitgegeben hat und davon zu profitieren. Er ist ein toller Spieler und Mensch“, lobt Lozano seinen „großen Bruder“. Er will am liebsten gegen den Weltmeister wieder an der Seite Herreras zaubern – und treffen. Zum Sieg und Finaleinzug.

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