„Wir wollen auf jeden Fall weitermachen“

Saarbrücken · Resignation? Aufgeben wollen gar? Das hieße Robert Leonardy schlecht kennen. Nein, Widerstände potenzieren den Kampfgeist des bald 76-Jährigen bloß. Sollte das Land den Musikfestspielen Saar, jenem Festival, das Weltstars zuhauf ins Land holte, das über eine Million Besucher zählte, fortan tatsächlich die finanzielle Förderung verweigern, nehme er's "sportlich", bekundet der Festivalpatron.

"Ich werde mich jedenfalls nicht danach richten, was die Politik sagt; wir machen auf jeden Fall weiter." Weitere Kommentare verkneift er sich. Damit wartet er, bis ihm die avisierte bittere Post aus der Staatskanzlei tatsächlich zugestellt wird.

Darin, so hört man jedenfalls, werde das überarbeitete Festspiel-Konzept, das Leonardy kürzlich einreichte, als nicht mehr förderwürdig abgelehnt. Damit gingen dem Festival Landesmittel in Höhe von 200 000 Euro flöten. Und womöglich auch die Saar-Toto-Finanzspritze, zuletzt 150 000 Euro. Wobei der Toto-Aufsichtsrat erst noch tagt; da besteht also noch Hoffnung.

Der Verlust der eigentlichen Landesmittel aber war längst klar. SPD-Kulturminister Ulrich Commerçon hatte seine Kritik an den Musikfestspielen bereits im Herbst unverhohlen formuliert. Zudem gab er einen neuen Kurs in der Förderpolitik aus: jünger, weniger elitär, urbaner, poppiger. Da konnte Leonardy auch mit seinem überarbeiteten Konzept kaum punkten. Zwar will er sein Programm für 2017 erst in einigen Wochen vorstellen, soviel aber ist klar - es ist eher ein kuschelweiches Reförmchen statt einer Zäsur. Wozu auch? Leonardys Angebot fand ja stets guten Zuspruch. Dauer und Konzertanzahl aber sollen dennoch gestrafft werden. Das bisherige Ländermotto reduziert sich künftig auf einen Schwerpunkt. Der 2017 eben China heißt. So darf man wieder große Namen der Klassik erwarten, ein, zwei der chinesischen Top-Pianisten etwa. Wie in den Vorjahren reiht sich das übrige Programm aber eher locker um diesen Kern.

Wobei Robert Leonardy nicht ausschließt, dass er sein Konzept nun doch tiefgreifender anpackt, ergo den Fehdehandschuh aufnimmt - und mehr auf Klassikvermittlung etwa für Kinder setzt. Völlig unklar ist aber noch, wie er das Finanzloch stopfen will. Großsponsoren sind rar. Erst jüngst hat Leonardy, angeregt aus der Mitte des über 1000 Mitglieder zählenden Fördervereins des Festivals, diese Getreuen um einen Solidaritätszuschlag gebeten - 125 Euro soll jeder zahlen. "Das läuft sehr gut", sagt er, "so bekommen wir vielleicht 100 000 Euro zusammen. Dann fehlen nur noch 200 000 Euro". Leonardy, ein Kämpfer eben.

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