Wer darf wann wieder organisiert Sport teiben? Im deutschen Breitensport droht ein bundesweiter Flickenteppich

Köln · Der DOSB stellt sich in der Corona-Krise hinter die Beschlüsse der Kanzlerin und der Länder. Tennis und Golf gefällt das nicht, und im Norden soll der Freiluftsport bald wieder anlaufen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann geht in der Corona-Krise Hand in Hand mit Kanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs, doch im eigenen Lager wächst der Unmut. Tennis und Golf begehren massiv gegen die politischen Beschlüsse zur weiteren Einhaltung der strengen Kontaktbeschränkungen auf, und die beiden nördlichsten Bundesländer machen bereits Nägel mit Köpfen. In Schleswig-Holstein wird Outdoor-Sport mit wenigen Akteuren ab dem 4. Mai wieder erlaubt. Tennis, Golf, Reiten und Wassersport sollen dann wieder möglich sein. „Das Infektionsgeschehen darf sich nicht wieder beschleunigen. Das bleibt unser oberstes Ziel“, sagte die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Die Grünen): „Wenn wir mit den Lockerungen sorgsam umgehen, kann es funktionieren.“

Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist noch schneller. Dort öffnen die Tennisplätze sogar schon am Montag (20. April), unter den neuen Richtlinien und unter Einhaltung der coronaspezifischen Auflagen. Dies kündigte SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig an. Andere Bundesländer dürften folgen – auch dem organisierten Sport droht damit ein bundesweiter Flickenteppich.

Auf eine generelle Freigabe hatten am Donnerstag der Deutsche Tennis Bund (DTB) und der Deutsche Golf-Verband (DGV) gedrängt. Ein weiteres über einen langen Zeitraum verhängtes Verbot würde beim DTB „gewachsene Strukturen zerstören und die Existenz vieler Vereine in Frage stellen“, hieß es in der Mitteilung des 1,4 Millionen Mitglieder starken Verbandes. Ein weiteres Berufsverbot für etwa 20 000 Tennistrainer „würde diese in den wirtschaftlichen Ruin treiben“.

Mit „Unverständnis und großer Enttäuschung“ reagierte DGV-Präsident Claus M. Kobold, auch angesichts der Vorschläge des DOSB, wie zumindest der Individualsport im Freien mit strengen Schutzregeln wieder zugelassen werden könne. „Da fehlt uns das Verständnis“, sagte Kobold. Golfplätze seien mit Parks vergleichbar, Golfspieler würden ihren Sport dort weit voneinander entfernt ausüben. Topgolfer Martin Kaymer, selbst derzeit im „Ruhestand“, mahnt dagegen zu mehr Gelassenheit. Der zweimalige Major-Gewinner sagte: „Man sollte sich selbst nicht zu wichtig nehmen, man sollte das große Ganze sehen und nicht nur seinen Teil, seine Sportart oder seinen Beruf.“

Das versucht auch der Deutsche Olympische Sportbund in Person von Alfons Hörmann, doch auch Deutschlands oberster Sportfunktionär leidet. „Wie wertvoll der Sport in unserem Leben ist und wie stark der Verzicht darauf schmerzt, erleben und spüren wir alle von Tag zu Tag deutlicher“, sagte er. Sein Ziel ist es, den Sport langsam wieder ans Laufen zu bringen. „Wir wollen uns für eine verantwortungsbewusste Öffnung der Sportanlagen einsetzen, weil unser Land damit zum richtigen Zeitpunkt organisierte Beweglichkeit erfahren kann“, teilte Hörmann mit. Der DOSB hatte dafür ein Angebot mit „zehn Leitplanken“ vorgelegt, wie sich der autonom organisierte Sport eine Übergangsphase nach dem Ende der Kontakt-Einschränkungen vorstellen kann.

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