Vom Traum der Selbstständigkeit

Saarbrücken. Wenn Kunigunde Rumohr ihre Gewürzschränke öffnet, versagt das Vokabular des Mitteleuropäers. "Ich weiß selbst nicht, wie ich die Namen dieser Gewürze übersetzen soll", sagt Rumohr lachend. Einige der Gewürze, die sie in luftdichten Plastikbehältern aufbewahrt, erinnern an Vanilleschoten, andere sehen aus wie getrocknete Bohnen oder verschrumpelte Dahlienknollen

Saarbrücken. Wenn Kunigunde Rumohr ihre Gewürzschränke öffnet, versagt das Vokabular des Mitteleuropäers. "Ich weiß selbst nicht, wie ich die Namen dieser Gewürze übersetzen soll", sagt Rumohr lachend. Einige der Gewürze, die sie in luftdichten Plastikbehältern aufbewahrt, erinnern an Vanilleschoten, andere sehen aus wie getrocknete Bohnen oder verschrumpelte Dahlienknollen. Auch der würzige Duft ist neu für die europäische Nase - zumindest dann, wenn sie noch nie Gelegenheit hatte, in einer afrikanischen Küche zu schnuppern. Nicht nur schnuppern, sondern auch kosten können die Gäste, die Kunigunde Rumohr in ihrem Africa-Bistro "Bei Kuni" in der Saarbrücker Vorstadtstraße 33 bewirtet. Auf der Speisekarte stehen typische Gerichte aus Kamerun wie zum Beispiel gegrillter Fisch mit in Blätter gewickeltem püriertem Maniok ("E Bobolo") und frittierten Bananen. Im Dezember vergangenen Jahres machte sich Kunigunde Rumohr aus Kamerun als Gastronomin selbstständig. "Das war mein Traum, dafür habe ich seit 2004 gespart", erzählt die 44-Jährige und blickt sich stolz in ihrem gemütlich eingerichteten Restaurant um. An den Wänden hängen afrikanische Masken, auch Rasseln und Schlaginstrumente erinnern an die ferne Heimat. Inzwischen ist auch Saarbrücken vertraut geworden. "Die Leute hier sind sehr nett, ich habe kein Heimweh mehr", sagt die sechsfache Mutter, die seit 1985 mit Reiner Rumohr, einem deutschen Entwicklungshelfer verheiratet ist. In Kamerun lernte sich das Paar kennen. "Seitdem waren wir immer unterwegs." Mal lebte die Familie in Norddeutschland, 15 Jahre war sie in Kamerun zu Hause und einige Jahre in Äquatorialguinea, wo Kunigunde Rumohr bereits ein Restaurant betrieb. In Saarbrücken schmeißt "Kuni" den Laden ohne Personal. Sie bedient, steht in der Küche und sorgt dafür, dass sich ihre Gäste wohl fühlen. "Es kommen viele Kameruner, Leute von der Elfenbeinküste und aus Togo, aber auch Franzosen und Deutsche", beschreibt Rumohr ihr Publikum. Ihr Mann Reiner hilft kräftig mit, indem er sich um den Papierkram kümmert und Einkäufe erledigt. Außerdem übernimmt er die Betreuung der jüngeren Kinder. Denn bis Kunigunde Rumohr nach Hause kommt, kann es spät werden. "Am Wochenende gehen die Letzten manchmal um fünf Uhr morgens", erzählt die Inhaberin des Africa-Bistros. Um die exotischen Gewürze zu bekommen, die sie zur Zubereitung afrikanischer Spezialitäten benötigt, müssen die Rumohrs weit fahren. "Die Gewürze kaufen wir auf Märkten in Straßburg und Paris ein", erzählt Kunigunde Rumohr. Dass sie und ihre Familie von Äquatorialguinea aus ausgerechnet nach Saarbrücken zogen, ist dem Deutsch-Französischen-Gymnasium zu verdanken. "Wir haben im Internet geguckt, wo es eine Schule für unsere Kinder gibt", erzählt Kunigunde Rumohr. "Eigentlich wollten wir nach Frankreich ziehen." Doch wegen der Grenznähe sei die Wahl schließlich auf die saarländische Landeshauptstadt gefallen.Das Africa-Bistro "Bei Kuni", Vorstadtstraße 33, ist täglich ab 16 Uhr geöffnet.

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