Wo Heiligenbilder übertüncht wurden

Riegelsberg. Der Bildersturm ging in unserer Region gemächlich vonstatten. Dies und mehr konnte man erfahren bei einem Lichtbildvortrag über "Die Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Kirchenbauten in älterer Zeit" bei der KEB in Riegelsberg. Es referierte Professor Hans-Walter Herrmann (Foto: Julius C

Riegelsberg. Der Bildersturm ging in unserer Region gemächlich vonstatten. Dies und mehr konnte man erfahren bei einem Lichtbildvortrag über "Die Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Kirchenbauten in älterer Zeit" bei der KEB in Riegelsberg. Es referierte Professor Hans-Walter Herrmann (Foto: Julius C. Schmidt), der ehemalige Leiter des saarländischen Landesarchivs.

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit spannte sich der Bogen. Einziges Beispiel aus unserer Region ist die Martinskirche. Für Kirchenbauten gilt wie bei allen anderen Bauten auch der Grundsatz, dass die Form der Funktion folgt. So führten Unterschiede in der Konfession zu Unterschieden bei der Kirchengestaltung. Beim evangelischen Gottesdienst rückt die Predigt in den Mittelpunkt. Deshalb platzierte man Kanzel und Altar nah beieinander, gruppierte sie so, dass alle Gottesdienstteilnehmer beides gut im Auge hatten. Nach der Reformation wurden etliche katholische Kirchen in evangelische Kirchen umgewandelt. Man übertünchte Heiligenbilder, verkaufte Heiligenfiguren aus Gold und Silber. Außerdem gab es die Vorschrift, nur einen Altar zu belassen. So sei es zu teilweise tumultartigen Ausräumungen gekommen, vor allem in Zwickau habe der Bildersturm gewütet. "Hier sind die Dinge weniger krass gelaufen", erklärte Professor Herrmann.

Die Martinskirche wurde lange als Simultankirche genutzt. Die ersten großen Kirchenbauten Ende des 16. Jahrhunderts/Anfang des 17. Jahrhunderts folgten, wie Professor Herrmann an Beispielen belegte, weitgehend alten Grundrissen.

Man richtete die Bestuhlung zur Kanzel hin aus. So entstanden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Quersaalkirchen. "Wir hier sind nüchterne Kirchenbauten gewohnt", meinte der Referent. Dann zeigte er anhand von vielen Beispielbildern, dass man es in evangelischen Kirchen in Nord- und Mitteldeutschland bunt trieb. Besonders reichhaltig ist beispielsweise die Ausstattung in Celle. In Bückeburg tragen Engelsfiguren den Altar. Es gibt auch viele üppig verzierte Kanzeln. Die Renaissance-Ornamente in der Martinskirche in Köllerbach nehmen sich dagegen bescheiden aus.

Am Donnerstag, 26. Juni, organisiert die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Riegelsberg eine Studienfahrt unter Leitung von Prof. Hans-Walter Herrmann ins südwestliche Lothringen Information und Anmeldung bei Stefanie Müller unter Telefon (06806) 440588.

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