Handball Machulla ist der König des Nordens

Flensburg · Die Titelverteidigung der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga trägt Namen und Handschrift des Trainers.

 Der Flensburger Trainer Maik Machulla jubelt mit der Meisterschale in den Händen. Die SG wiederholte ihren Titelgewinn von 2018.

Der Flensburger Trainer Maik Machulla jubelt mit der Meisterschale in den Händen. Die SG wiederholte ihren Titelgewinn von 2018.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Wie er so dastand im goldenen Konfettiregen, ein Bier in der Hand und ein strahlendes Lächeln im Gesicht, da war der König des Nordens von seinen Spielern eigentlich kaum zu unterscheiden. „Doch, doch“, sagte Meistermacher Maik Machulla und war bemüht, den Beweis anzutreten, „meine Haare sind zuletzt weniger geworden, und mein Bart ist grauer.“

Maik Machulla ist der Mann hinter der Titelverteidigung der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga. Der 42-Jährige, der einst in der Sportschule Halle/Saale das Einmaleins seiner Sportart lernte, hat den nördlichsten Verein Deutschlands im Sommer 2017 übernommen und zu einem grandiosen Höhenflug geführt.

Noch wertvoller als die Meisterschaft im Sommer 2018, als Flensburg in der Endphase der Saison von unerklärlichen Aussetzern der Rhein-Neckar Löwen profitierte, ist der zweite Titel in Folge, der insgesamt dritte für den Verein. Nicht weniger als sechs Leistungsträger hatten die SG vor der nun beendeten Saison verlassen, darunter Hochkaräter wie Torhüter Mattias Andersson, Regisseur Kentin Mahé oder Abwehrchef René Toft Hansen.

„Es gab einen Zwei- bis Drei-Jahresplan, um die Mannschaft ganz neu aufzustellen“, sagt Machulla: „Niemand, am allerwenigsten ich selbst, hat ernsthaft erwartet, dass wir wieder um den Titel mitspielen würden.“ Und wie sie das taten.

Mit nur zwei Niederlagen in Magdeburg und Kiel hielt die SG am Ende auch den Nordrivalen THW in Schach und rettete ihren Zwei-Punkte-Vorsprung mit der am Ende besten Punktzahl eines Meisters seit dem Durchmarsch der Kieler vor sieben Jahren ins Ziel. „Am Ende war es schon ein ziemlicher Druck“, gibt Machulla zu: „Wir hatten Kiel im Nacken und durften uns keinen Ausrutscher erlauben.“

Flensburg kaufte nach dem Aderlass im vergangenen Sommer eher unspektakulär ein. Von der HSG Wetzlar kam Torhüter Benjamin Buric, der sich hinter Kiels dänischem Weltmeister Niklas Landin zum zweitbesten Schlussmann der Liga aufschwang. Von MT Melsungen holte Flensburgs Manager Dierk Schmäschke, immer in Absprache mit Machulla, Kreisläufer Johannes Golla, der an der Förde zum Nationalspieler wurde und nun zum Abwehrchef aufgebaut werden soll.

Denn es steht erneut ein großer Umbruch an, Machulla verliert wieder zwei Leistungsträger. Der dänische Regisseur Rasmus Lauge, der das Flensburger Spiel prägte wie kein anderer und zu Recht zum Spieler der Saison gewählt wurde, wechselt zum ungarischen Champions-League-Finalisten Telekom Veszprém. Abwehrchef Tobias Karlsson beendet mit 38 Jahren seine Karriere und zieht sich vorerst ins Privatleben zurück. „Da müssen wir uns wieder was Gutes einfallen lassen“, sagt Machulla: „Es ist fast unmöglich, die beiden 1:1 zu ersetzen.“

Vielleicht wird er es trotzdem wieder schaffen. Machulla setzt auf das Kollektiv, das Wir-Gefühl, das Flensburg nahezu perfektioniert hat. „Das wird eine Riesenherausforderung. Aber es ist dann auch immer ein Riesenspaß, wenn man erleben darf, wie sich Spieler entwickeln und allmählich ihr Potenzial ausschöpfen“, sagt er. Der König des Nordens wird den Thron jedenfalls nicht kampflos räumen.

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