Nachfolger ist Gislason Prokop muss Gislason weichen

Köln · Elf Tage nach der EM muss der Handball-Bundestrainer gehen. Sein Nachfolger gilt als einer der besten Trainer der Welt.

 Zu einem überraschenden Zeitpunkt hat der Deutsche Handballbund die Trennung von Nationaltrainer Christian Prokop bekannt gegeben. Im April kämpft die Nationalmannschaft bei einem Qualifikationsturnier in Berlin um einen Olympia-Platz.

Zu einem überraschenden Zeitpunkt hat der Deutsche Handballbund die Trennung von Nationaltrainer Christian Prokop bekannt gegeben. Im April kämpft die Nationalmannschaft bei einem Qualifikationsturnier in Berlin um einen Olympia-Platz.

Foto: dpa/Soeren Stache

 Trainerbeben im deutschen Handball: Elf Tage nach dem Ende der EM hat der Deutsche Handballbund (DHB) am Donnerstag die Trennung von Bundestrainer Christian Prokop verkündet und den früheren Kieler Meistertrainer Alfred Gislason als Nachfolger vorgestellt. Trotz aller Treuebekenntnisse während der EM, bei der die deutsche Mannschaft das Ziel Halbfinale verfehlte und mit Platz fünf abschloss, muss Prokop zweieinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt im Sommer 2017 seinen Platz für Gislason räumen.

Der ehemalige Nationalspieler Christian Schwarzer war „sprachlos, vor allem die Art und Weise, wie da mit Menschen umgegangen wird, kann ich nur ganz schwer nachvollziehen“, sagte Schwarzer: „Eigentlich sollte der gehen, dessen Projekt das war, der das damals initiiert hat, mit Ablösesumme und allen anderen Nebengeräuschen.“

„Wir haben diese schwere Entscheidung nach reichlicher Abwägung und einer ganzheitlichen Analyse aus Verantwortung für den deutschen Handball getroffen“, ließ sich DHB-Präsident Andreas Michelmann in einer Pressemitteilung des Verbandes zitieren: „Bei Christian Prokop bedanken wir uns ausdrücklich für die geleistete Arbeit und insbesondere für das Auftreten unserer Nationalmannschaft bei den letzten Turnieren.“ Man sei allerdings „auch in der Analyse der Europameisterschaft davon überzeugt, dass wir unsere kurzfristigen Ziele nur mit einem neuen Impuls erreichen können“.

Den soll nun also Alfred Gislason setzen, der 60-jährige Isländer gilt als einer der renommiertesten Trainer weltweit. Im Sommer 2019 hatte er nach elf erfolgreichen Jahren beim deutschen Rekordmeister THW Kiel seinen Platz für seinen früheren Meisterschüler Filip Jicha geräumt. Mit Kiel gewann Gislason zwei Mal die Champions League, sechs Mal die deutsche Meisterschaft und sechs Mal den DHB-Pokal. Zuvor trainierte er den SC Magdeburg (1999 bis 2006) und den VfL Gummersbach (2006 bis 2008). Gislason wird nach Angaben des DHB an diesem Freitag in Hannover (11.30 Uhr) offiziell vorgestellt.

Der Isländer erhält einen Vertrag bis zur EM 2022 in Ungarn und der Slowakei. Sein erster Arbeitstag wird der 9. März, das erste Länderspiel steht am 13. März in Magdeburg gegen die Niederlande an. Erster Höhepunkt wird das Olympia-Qualifikationsturnier gegen Schweden, Slowenien und Algerien vom 17. bis zum 19. April in Berlin.

Prokop stand schon vor der WM 2019, die dann mit Platz vier endete, in der Kritik. Er war während der EM nach der Niederlage im Haupt­rundenspiel gegen Kroatien und der damit verpassten Halbfinal-Teilnahme unter Druck geraten. Er sei „nicht der Richtige, er hat zu wenig Erfahrung, die drei Bundesliga-Jahre in Leipzig sind nicht genug“, hatte der frühere Welthandballer Daniel Stephan, einer von Prokops schärfsten Kritikern, gesagt. Prokop, so Stephan weiter, habe „taktisch nichts Neues entwickelt“. Seit der WM 2019 sei Deutschland „keinen Schritt nach vorne gekommen, das ist alles sehr ernüchternd“.

 Der erfahrene Isländer Alfred Gislason (60) wird Nachfolger von Christian Prokop.

Der erfahrene Isländer Alfred Gislason (60) wird Nachfolger von Christian Prokop.

Foto: dpa/Frank Molter

Daraufhin hatte der DHB in Person seines Sportvorstands Axel Kromer eine Jobgarantie für Prokop ausgestellt. „Wir werden natürlich mit Christian in Richtung Olympia gehen. Wir sind überzeugt davon, mit Christian einen hervorragenden Weg eingeschlagen zu haben“, hatte Kromer gesagt. Umso überraschender dann die Entscheidung jetzt. Prokop war 2017 eigens durch den DHB vom SC DHfK Leipzig losgeeist worden.

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