Handball Für die deutschen Handballer geht es ohne Atempause weiter

Stockholm · Am Wochenende ist wieder Bundesliga, und im laufenden Spielbetrieb müssen die Grundlagen für eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation gelegt werden.

 Tobias Reichmann, Uwe Gensheimer, Fabian Böhm und Julius Kühn (von links) schauen von außen zu. Gensheimer enttäuschte bei der EM.

Tobias Reichmann, Uwe Gensheimer, Fabian Böhm und Julius Kühn (von links) schauen von außen zu. Gensheimer enttäuschte bei der EM.

Foto: dpa/Sascha Klahn

Kapitän Uwe Gensheimer sehnte nach der Rückkehr von der Europameisterschaft eine längere Pause herbei – doch die gnadenlose Terminhatz der deutschen Handballer geht schon am kommenden Wochenende in der Bundesliga weiter. Dem von einem Virus geschwächten Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen bleibt wie seinen Teamkollegen kaum Zeit zum Durchschnaufen. „Das ist keine leichte Situation“, sagte Gensheimer zum vollen Terminkalender.

Von Bundestrainer Christian Prokop gab es mit Blick auf die Olympia-Qualifikation noch individuelle Arbeitsaufträge obendrauf. Rücksicht kann er nicht nehmen, bleibt nach der EM in kurzer Zeit doch viel zu tun. Schon vom 17. bis 19. April geht es gegen Rekord-Europameister Schweden, den EM-Vierten Slowenien und Afrika-Vertreter Algerien um das Ticket für die Sommerspiele in Tokio, wo die deutsche Auswahl erstmals seit Bronze in Rio 2016 wieder Edelmetall bei einem großen Turnier holen will. „Da müssen alle bereit sein für absolute K.o.-Spiele“, betonte Prokop.

Die größte Baustelle muss im Rück­raum geschlossen werden. „Da haben wir das meiste Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben“, befand Prokop. Sportvorstand Axel Kromer beschrieb das Anforderungsprofil so: „Wir brauchen Spieler, die Verantwortung übernehmen.“ Doch wer kann helfen?

Routinier Martin Strobel wäre eine Option als Spielmacher. Für die EM fühlte sich der 33-Jährige, der nach seinem bei der Heim-WM erlittenen Kreuzbandriss erst Ende Oktober auf das Parkett zurückgekehrt war, noch nicht bereit. Prokop schätzt den Europameister von 2016, dem er lange einen Platz im EM-Kader freigehalten hatte, ehe Strobel von sich aus absagte.

Strobels Rückkehr wäre umso wichtiger, da eine rechtzeitige Rückkehr von Fabian Wiede ausgeschlossen ist. Der 25-jährige Berliner ist nach einer Schulteroperation für April noch kein Thema. „Die Qualifikation können wir definitiv ausschließen“, sagte Verbands-Vizepräsident Bob Hanning. „Wozu wir uns noch nicht äußern, ist das Thema, ob er bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein kann.“

Im rechten Rückraum helfen könnten am ehesten der abwehrstarke Routinier Steffen Weinhold vom THW Kiel und der wurfgewaltige Jungstar Franz Semper vom SC DHfK Leipzig. Beide hatten ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen bei der EM gefehlt. Vielleicht wird bei einer fortwährenden Verletzungsmisere sogar der Saarländer Jerome Müller von den Eulen Ludwigshafen ein Thema.

Es gibt allerdings auch Lichtblicke im deutschen Team. Timo Kastening brachte auf Rechtsaußen frischen Schwung, Philipp Weber nutzte im Rückraum seine zweite EM-Chance nach der verkorksten Endrunde 2018, und Torwart-Oldie Johannes Bitter war nicht nur ein starker Rückhalt, sondern auch Motivator. Trotz seiner bereits 37 Jahre hat er Olympia auf dem Zettel. „Die Ziele der Nationalmannschaft sind auch meine Ziele“, betonte der Weltmeister von 2007 selbstbewusst.

Der einzige Test für den Ernstfall steht gegen die Niederlande am 13. März in Magdeburg an. Allerdings hatte Prokop während der EM öfter betont, dass der EM-Vorrundengegner nicht das Format der Rivalen um das Olympia-Ticket hat. Vielleicht räumt Prokop dann sogar einigen Stützen wie den derzeit angeschlagenen Kieler Abwehrchefs Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler eine Verschnaufpause ein, damit diese im April topfit sind.

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